Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
abschließend. »Überall liegen Skelette.
Sie haben die Form von komischen, überdimensionalen
Seepferdchen…«
Am liebsten hätte er jetzt an allen Stellen in diesem Schiff
– unten wie oben – gleichzeitig sein mögen. Das
Skelett mit dem Umhang interessierte ihn ebenso wie die Fracht, die
sich an Bord befand oder die technischen Überbleibsel von
Fremden, die einst die Erde besuchten und nicht mehr
zurückkehrten. Aber wie konnten sie mit einem Schiff in dieser
Form die Weiten des Universums durcheilt haben? Eine verrücktere
Vorstellung gab es im Zusammenhang mit dem mysteriösen Fund
wahrhaftig nicht.
Wenn er den Sternenraum außer acht ließ – welche
Möglichkeiten boten sich noch?
Eine andere Dimension… eine Parallelwelt… stand dieser
Ort mitten in der grünen Hölle des Amazonas unter
ähnlichen Strömungen und Einflüssen wie das
berühmt-berüchtigte Bermuda-Dreieck? War dieses Schiff von
einem fremden, fernen Meer durch ein Loch zwischen den Dimensionen
gerutscht und hier auf der Erde angekommen?
Tausend Gedanken beschäftigten Chancell.
War die geflügelte Gestalt am Mast ein Gefangener, der dieses
Schiff möglicherweise durch magische Kräfte ins
Unglück gesteuert hatte?
War die Zusammensetzung der irdischen Lufthülle
verantwortlich zu machen für den plötzlichen Massentod auf
dem Schiff?
Einiges paßte gut zusammen, war logisch, und Friedrich
Chancell, der es gewohnt war, unkonventionell zu denken, baute diese
Kombinationen aus.
Der Strahl der Taschenlampe wanderte hell und lautlos wie ein
riesiger Finger über die Wandvorsprünge und Eingänge,
die in andere Bezirke führten.
Dies war eine reine Waffenkammer, von hier aus waren feindliche
Schiffe angegriffen und versenkt worden. Die Technik ähnelte in
etwa derjenigen, wie sie heute in menschlichem Gebrauch war, aber man
durfte nicht außer acht lassen, daß dieses Schiff
wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden hier lag!
Was würde ihn noch an Bord erwarten? Welche
Hinterlassenschaft gab es? Konnte er etwas an sich nehmen, ohne
daß Tuna Madanga dies bemerkte? Es mußte nur klein genug
sein… auf irgend eine Weise würde er den Indio schon
überlisten.
Er benutzte den Mittelgang. Diese zufällige Entscheidung war
gut.
Der Gang mündete in einen breiteten, in dem die Türen
sichtbar waren, die zu den einzelnen Kabinen auf Deck
führten.
Türen, wie er sie nie zuvor gesehen hatte!
Sie waren schmal und nicht rechteckig, sondern oben schmaler als
auf halber Höhe, wo sie bauchig auseinander gingen. Die Form
stimmte in etwa mit der der aufgefundenen Skelette überein.
Ein breiter, flacher Knopf, matt und von Adern durchzogen wie
Marmor, befand sich etwa in Schulterhöhe Chancells. Konnte man
davon ausgehen, daß die ehemalige Besatzung dieses Schiffes die
Hände so weit oben gehabt hatte?
»Ziemlich unpraktisch«, murmelte der Schweizer im
Selbstgespräch.
Er drückte gegen den Knopf. Die Tür ließ sich mit
einiger Anstrengung nach innen schieben.
Der Raum dahinter war groß und düster und
spitzwinklig.
Der Eingang zu einer Pyramide! Unwillkürlich drängte
sich Chancell dieser Vergleich auf. Und diese Pyramide war nicht
geschlossen, sondern stand offen!
Er konnte in einen Raum sehen, dei an eine ägyptische
Grabkammer erinnerte.
Mehrere Sarkophage standen an den Wänden. Sie waren farbig
und reich verziert.
Ägyptische Sarkophage? Chancell, der infolge seiner
Beschäftigung mit der Historie einige Kenntnisse davon hatte,
wagte dies zu bezweifeln. Es gab einige typische Merkmale, die
fehlten.
Chancells Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, als er sich
dem mittleren Sarkophag näherte. Was würde sich darin
befinden? Vorsichtig öffnete er den senkrecht stehenden Deckel.
Er konnte ihn einfach abnehmen. Er zeigte Mut und Entschlossenheit
und wollte soviele Eindrücke wie möglich mitnehmen, um
seine Kenntnisse zu erweitern. Es war ein Jammer, daß er hier
nicht fotografieren und filmen konnte. Vielleicht ließ sich
Tuna Madanga doch noch umstimmen, wenn diese Nacht vorüber war.
So schnell jedenfalls beabsichtigte der Amateurforscher die Flinte
nicht ins Korn zu werfen.
Die Zeichnungen an den Wänden dieser steinernen,
pyramidenähnlichen Truhe wiesen darauf hin, daß primitive
Menschen mit Wesen vom Himmel bei der Kontaktaufnahme zu beobachten
waren. Es gab seltsam geformte Flugobjekte, »Feuerwagen«,
die aus der Höhe herabschwebten. Einige Menschen warfen sich zu
Boden und waren auch in ehrerbietender und
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