Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Titel: Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
nicht
mal mit ihren lichtstarken Stablampen entdeckt.
    Der Weg lag geschickt verborgen zwischen Büschen und
Sträuchern, riesigen Farnen und Lianen, die über ihnen ein
Dach bildeten. Der sternenübersäte Nachthimmel war nicht
mehr zu sehen.
    Dann standen sie vor einer Mauer aus Blattwerk. Hier kam auch
Madanga nicht weiter.
    Doch der Eindruck täuschte.
    »Tuna… anmak moy kalun«, sprach der Indio in die
Dunkelheit.
    Sowohl Amalla als auch Chancell beherrschten einige Sprachen
fließend und kannten etliche Brocken aus den verschiedensten
Indiodialekten. Aber diese Worte stammten aus keinem, der ihnen
vertraut war. Er klang fremdartig. Wie eine Sprache aus einer anderen
Welt.
    Die Wand aus Blattwerk und Lianen vor ihnen wurde von der Seite
auseinandergedrückt, und es stellte sich heraus, daß es
ein Pflanzenvorhang war, der den Weg vortrefflich tarnte.
    Zwei Indios mit ebenfalls blauen Stirnbändern und dunkel
bemalten Gesichtern standen vor ihnen.
    In der Eingeborenensprache teilte Tuna Madanga den beiden
vermutlichen »Wächtern« mit, daß er mit zwei
Freunden gekommen sei, für die er sich verbürge.
    In den schwarzen Augen glitzerte es, als die beiden Indios die
Ankömmlinge musterten. Dann traten sie zur Seite und gaben den
Weg frei. Aus den Augenwinkeln gewahrte Amalla, daß die
Eingeborenen mit schweren Buschmessern bewaffnet waren.
    »Noch ein paar Schritte – dann schon am Ziel«,
radebrechte Tuna Madanga ohne den Kopf zu wenden.
    Sowohl Amalla als auch Chancell hielten ihre Finger ständig
am Abzug. Sie fühlten beide, daß sie sich auf ein
äußerst waghalsiges Unternehmen eingelassen hatten. Wenn
sie in einen Hinterhalt gelockt wurden, dann waren ihre Chancen trotz
Bewaffnung gleich Null. Vielleicht konnten sie zwei, drei oder auch
vier Gegner niederstrecken.
    Doch dann waren sie an der Reihe. Und hier in der abgeschiedenen
Wildnis würde niemand jemals ihre Leiche entdecken. Man brauchte
sich nicht mal die Mühe zu machen, sie zu verscharren. Tausende
von Kleinlebewesen in diesem fruchtbaren Boden würden innerhalb
kurzer Zeit ganze Arbeit leisten, und den Rest besorgte die Wildnis
selbst. Im Nu wucherten Lianen, Farne und Gräser über sie
hinweg und würden sie für alle Zeiten verbergen.
    Seltsam, daß ihm solcherlei Gedanken durch den Kopf gingen.
Amalla griff sich unwillkürlich an die Kehle. Das Atmen fiel ihm
mit einem Mal schwer. Er hatte das Gefühl, als würden
unsichtbare Hände ihn würgen…
    Tuna blieb stehen. »Schon da… Aufpassen .!
Sumpf…«
    Er trat zur Seite. In der Düsternis vor ihnen bot sich eine
Szene, die sie an die Kulisse eines phantastischen Films
erinnerte.
    In einem versumpften Seitenarm lag der Rumpf eines verrotteten
Schiffes mit Deckaufbauten und geöffneten Luken, aus denen die
Rohre abgebröckelter Kanonen starrten.
    Im ersten Moment konnte man vermuten, daß ein Kriegsschiff
aus vergangenen Zeiten hier verrottete. Aber auf den zweiten Blick
sah das alles ganz anders aus, erkannten sie beide die
Unterscheidungsmerkmale, die in einer Besonderheit gipfelten. Das war
ein abgebrochener, stählerner Mast, der völlig unnütz
mitten auf dem Schiff stand und hoch in den Himmel ragte. Am Mast war
ein bleiches Skelett angekettet, dessen Arme dicht am Körper
lagen. Über den Schultern spannten sich die hellen Knochen eines
Flügelpaares, um die ein orangefarbener Umhang drapiert war, der
magische Symbole aufwies. Der Umhang sah aus wie neu, als wäre
er erst vor wenigen Minuten aus der Weberei gekommen.
    »Das Wrack der namenlosen Götter«, murmelte
Chancell ergriffen…
     
    *
     
    Sie standen minutenlang da. Nach der ersten Reaktion des
Schweizers sagte niemand mehr ein Wort.
    »Was hat das ›alte Schiff‹ zu bedeuten, welche
Funktion hatte es?« Chancell löste sich aus dem Bann, trat
einige Schritte weiter vor, merkte die Weichheit des Bodens unter
seinen Füßen und wich schnell zurück.
    »Das wissen nur die Götter selbst, die sich dort
versammelten«, antwortete Tuna Madanga.
    »Was haben sie hinterlassen?«
    »Große Geheimnisse! Sie werden von Bedeutung sein, wenn
die Götter wiederkehren, die darin verschwanden…«
    »Das heißt – sie verschwanden damals und kommen in
der Gegenwart oder Zukunft wieder?«
    »Kommen wieder… bald… dann Welt zu Ende… beide
tragen großen Kampf aus…«
    Wieso war Stahl verrottet – aber der orangefarbene Umhang des
geflügelten Skeletts wirkte neu und unverwüstlich?
Über den feucht schimmernden Sumpf führte wie

Weitere Kostenlose Bücher