Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen
im nächsten
Moment ein.
Die beiden Menschen verloren den Boden unter den Füßen,
die Wände versanken in unwirklichem Licht, der graue Riese erhob
sich mit ihnen und tauchte mit Hilfe der dienenden Geister in die
Sphäre, in der Zoor nicht mehr existent war.
Eben noch hatten Verzweiflung und Todesangst ihr Denken und
Fühlen bestimmt, und nun machten eine große Freiheit,
Glück und Harmonie dieser Stimmung Platz.
Wie im Traum glaubten Carminia und Arson zu fliegen.
Eine buntschillernde Landschaft zeigte sich hinter den
halbdurchsichtigen Körpern der Geistergestalten, mit deren Kraft
und der Psyche des grauen Riesen wurden sie weggetragen vom Ort des
Grauens.
Carminia schossen Tränen aus den Augen, sie konnte es nicht
verhindern.
»Björn«, murmelte sie, »nun gibt es doch eine
Rettung – aber es ist eine ohne dich…«
Sie sah nichts mehr von Zoor. Sie wußte nicht, wo sie sich
befand und begriff noch immer nicht, wie es zu dieser wunderbaren
Rettung kommen konnte.
Der graue Riese besaß den Schlüssel zu diesem
Geheimnis. Er erklärte ihnen den Vorgang.
»Zoor ist dem Untergang geweiht. Eine Welt versinkt im Chaos.
Wir können es nicht verfolgen, aber die Tatsache, daß wir
uns jetzt ›Hier‹ befinden, ist der Beweis«,
ertönte die telepathische ›Stimme‹ in ihren Hirnen.
»Die dienenden Geister spürten den Untergang voraus und
verließen die unterirdische Höhle des wahnsinnigen
Herrschers. Sie waren bereit, den Weg fortzusetzen, der vor Urzeiten
unterbrochen wurde. Ich bin Mho Thah, gestrandet auf der Welt Zoor.
Ich war nicht mehr in der Lage, das Gefäß der dienenden
Geister mit einem neuen Manja-Auge zu füllen. Die Versteinerung
ging schnell vonstatten. Es war ein Fluch Nh’or Thruus, der
Wille des Wahnwitzigen, der mich noch erreichte, ehe die letzten
weißmagischen Kräfte das Schutzfeld aufbauten, das mich
von Stunde an von der geistigen Kraft Nh’or Thruus trennte.
Für ›die Zeit, in der Zoor besteht‹ – war der
Fluch ausgesprochen. Als die ersten Zeichen des Untergangs sichtbar
wurden, erwachte ich aus meinem todesähnlichen Schlaf. Die
›Zeit, in der Zoor besteht‹, war vorüber. Der Fluch
wurde gelöscht. Die Versteinerung wurde rückgängig
gemacht und war nicht mehr durch Nh’or Thruu zu
beeinflussen…«
Dies war der merkwürdige Anfang einer wundersamen Geschichte,
die ihnen bis zur letzten Konsequenz nicht vorenthalten wurde.
In den Gehirnen Carminias und Arsons formten sich viele Fragen,
die nicht gestellt werden mußten, weil Mho Thah sie auf
geistigem Weg erfaßte.
»Ich konnte euch retten, aber das ist auch alles, was ich
für euch tun kann. Zurückkehren in eure Welt kann ich nicht
mehr. Ich konnte euren Tod verhindern, damit müßt ihr euch
zufrieden geben. Wohin ich euch bringe? Dahin, wohin ich mich begeben
hätte, wenn alles planmäßig verlaufen wäre…
nach Arnagk.«
»Arnagk?« echote der Gedanke in Carminia.
»Ja. Es bedeutet ›Welt der toten Seelen‹ Mho Thah
ist schon lange tot. Er gehört nicht mehr in die Welt der langen
Reisen. Die Zeit ist gekommen, da sein Geist, seine Seele sich zur
ewigen Ruhe begeben… Geist und Seele waren für
unvorstellbare lange Zeit in einem Stein gefangen. Der Stein ist noch
mal zum Leben erwacht, zum letzten Mal. Ich habe euch Dank zu sagen,
daß durch euer Vorgehen Nh’or Thruus Ende gekommen ist.
Ich bedaure, daß dabei der Mann mit dem blonden Haar und dem
Schwert offensichtlich in Mitleidenschaft gezogen wurde, daß es
für ihn keine Rettung mehr gab. Ich freue mich, daß es mir
vergönnt ist, die letzte Reise mit eurer Rettung zu
koppeln…«
Die farbigen Schleier ringsum lösten sich auf.
Carminia und Arson glaubten auf einer Wolke zu schweben und wurden
dann sanft abgesetzt.
Sie fühlten festen Boden unter den Füßen.
Das war Arnagk? Das war die ›Welt der toten Seelen? ‹
Warum diese Bezeichnung?
»… die Gestrandeten kommen hierher, die auf dem Weg
durch den Raum das Ziel vergessen oder verfehlt haben, aber manchmal
auch diejenigen, die einfach sterben und Sehnsucht nach Arnagk
haben…«
Täuschte sie sich oder war es wirklich so, daß Mho
Thahs ›Stimme‹ leiser und schwächer in ihnen
erklang?
Sie waren Zoor entronnen – im letzten Augenblick einer
tödlichen Gefahr.
Aber war das, was sie hier erwartete, wirklich die Rettung oder
hatten sie ihr Leiden nur verlängert?
Arson und Carminia hielten unwillkürlich den Atem an, als sie
sahen was sich in ihrer Umgebung befand und was mit
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