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Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen

Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen

Titel: Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Welt
fortsetzte…
    Die nachfolgenden Worte Jonathan Pallerts sorgten für weitere
Klarheit.
    »Ich werde noch eine Zeit hier sein. Die Zeit des Vollmondes
ist günstig für mein Vorhaben. Unter Umständen
könnte ich schon jetzt Horron aufsuchen. Ich muß dorthin
zurück.«
    »Warum?«
    »Ich werde erwartet, um die anderen zu wecken.«
    »Welche anderen?«
    »Die hier in dieser Welt ahnungslos schlafen, ohne das
Kollektivbewußtsein zu fühlen.«
    »Sie sind also nicht mehr Jonathan Pallert?«
    »Ich bin es nie gewesen. Von der ersten Stunde der Zeugung an
war ich ein anderer. Ich bin im Leib einer irdischen Frau gewachsen.
Meine wahre Identität war verschüttet und würde erst
an einem ganz bestimmten Tag – oder in einer Nacht – zum
Durchbruch kommen. Diese Stunde ist da! Ich brauchte nur noch das
andere Ich, das ich über dreißig Jahre lang gezeigt und
aufgebaut hatte, zu überwinden. Es kam zu einem kleinen, inneren
Kampf, der nicht ganz schmerzlos vonstatten ging. In all den
zurückliegenden Jahren habe ich schließlich nicht nur auf
mein wahres Leben gewartet, sondern mußte auch perfekt ein
Mensch sein, jener Jonathan Pallert nämlich, der nur meine
Alias-Person gewesen ist. Schließlich und endlich brauchte ich
nur noch Pallerts Haut abzustreifen, was ich auch getan
habe…«
    »Aber nun sind Sie wieder Pallert?«
    »Gezwungenermaßen! Ich muß meine Zeit hinter mich
bringen. Das ist alles…«
    Der Sprecher kam einen Schritt weiter vor. Er war aufmerksam und
konzentriert, und Rani Mahay sah keine Chance, einen Ausfallversuch
zu unternehmen und erfolgreich abzuschließen. Bei der ersten
falschen Bewegung würde sein Gegenüber ihn
durchlöchern wie ein Sieb.
    »Sie können also nach Bedarf Ihr Äußeres neu
entstehen lassen?«
    »Nein, leider nicht… ich benötige die alte
Hülle. Zum Glück war sie nicht schwer zu finden…«
Es schien dem Mann, der Jahrzehntelang ein anderer gewesen war,
geradezu eine diebische Freude zu bereiten, Mahay zu berichten, auf
welche Weise er › seine alte Haut‹ wieder gefunden
hatte.
    Mahay biß die Zähne zusammen. Da trat eine ganz neue
Gefahr auf, eine Lebensform, die so aggressiv war, daß sie den
Dämonen gleich kam, die den absoluten Herrschaftsanspruch
verkörperten.
    ›Pallert‹ zwang Mahay, ihm mitzuteilen, wieso er ihm auf
die Spur gekommen war, was er damit zu bezwecken beabsichtigte.
    Es war kein Wunder, daß der Horron-Barbar daran interessiert
war, hinter diese Absicht zu kommen. Nicht jeder wäre auf den
Gedanken gekommen, so gezielt seine Nachforschungen voranzutreiben
und ihn zu beobachten.
    Rani erzählte soviel, wie er glaubte, verantworten zu
können. Er tischte seinem aufmerksamen Zuhörer keine
großen Lügen auf, sagte aber auch nicht die ganze
Wahrheit.
    Er sprach von Zoor, von den Freunden, die verschollen waren. Und
dabei machte er eine erstaunliche Entdeckung.
    Der Barbar hatte den Namen Zoor noch nie gehört! Er
wußte auch mit Begriffen wie Nh’or Thruu, Shab-Sodd und
Utosh-Melosh-Orsh nichts anzufangen… Der Kontinent der
Vergessenen war uralt, so alt, daß zu einer Zeit, als der Keim
für das Leben ›Pallerts‹ in dieser Erde gelegt wurde,
die Dämonen noch keinen Einfluß auf das Leben im
Mikrouniversum hatten. Den geheimnisvollen Kontinent Horron aber
mußte es da schon gegeben haben…
    ›Pallert‹ nahm Mahay die Geschichte ab.
    Der Inder erkannte sogleich, daß diese Tatsache nicht zu
seinem Besten war.
    Das Gewehr ruckte deutlich um einige Zentimeter höher. Die
Mündung zeigte jetzt genau auf Mahays Herz.
    »Ihre Ausführungen waren für mich sehr
interessant«, sagte er leise. »Leider jedoch nicht
zutreffend für mich. Da Sie aber zuviel wissen, ist es besser,
wenn ich vorsichtig bin.«
    »Sie schneiden sich ins eigene Fleisch.« Rani wollte
Zeit gewinnen. Seine Sinne waren aufs äußerste
gespannt.
    »Wieso?«
    »Wenn Sie mich niederknallen, wird man es hören und die
Leiche schließlich finden.«
    Der andere ließ ein leises Lachen hören, ehe er
antwortete. »Man wird in der nächsten Zeit noch viele
Leichen finden und andere sehen, die sich ziellos durch Städte
und Dörfer bewegen, ehe sie sich auflösen wie Sabrina
Wells. Das ist die Kraft von Horron! – Es macht mir also nichts
aus, wenn man Ihre Leiche in meiner Wohnung findet. Ich werde so oder
so untertauchen müssen. Die Erkenntnis, daß ich gar nicht
Jonathan Pallert bin, kam zu einem denkbar ungünstigen
Zeitpunkt. Es wäre alles viel einfacher gewesen, wenn

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