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Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen

Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen

Titel: Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Mahay
wurde förmlich über das Fensterbrett nach innen in die
Wohnung gezogen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die
Vorwärtsbewegung zu forcieren, wollte er nicht das Risiko
eingehen, rücklings in die Tiefe zu stürzen und sich das
Genick zu brechen.
    Er stürzte nach innen, zog instinktiv den Kopf ein und rollte
sich ab. Geistesgegenwärtig warf er sich dabei zur Seite und
nahm keine Rücksicht auf die Einrichtung. Mit voller Wucht flog
er gegen die Blumenbank. Zwei größere Töpfe kippten
mit dumpfem Schlag wie auf Kommando auf den Teppichboden; es
schepperte und klirrte, als die Vasen zu Bruch gingen. Kaltes, faulig
riechendes Wasser floß Mahay über den Oberschenkel.
    Her Inder kam auf die Beine, als ein scharfer Zuruf ihn vor
weiteren Aktionen stoppte.
    »Arme hoch und keine Bewegung mehr«, vernahm er eine
rasiermesserscharfe Stimme aus dem Dunkeln.
    Die Gestalt in der Nische neben dem Fenster bewegte sich. Sie
hielt ein abgesägtes Gewehr in der Hand.
    Rani hatte die aufgeklappte Schlafcouch genau im Blickfeld. Sie
war leer.
    Wenn derjenige, der mit der Waffe in der Hand drohend auf ihn
zukam, Jonathan Pallert war, dann wußte er die ganze Zeit
über schon, daß ein Neugieriger auf dem Weg zu ihm war,
dann hatte er auch den Auflösungsprozeß der Untoten
verfolgt oder ihn ganz und gar in Gang gesetzt.
    Mahay gehorchte. Es blieb ihm nichts anderes übrig.
    »Und nun an die Wand zurück, so weit, bis es nicht mehr
geht«, wurde er aufgefordert.
    Der Mann aus der Dunkelheit stand vor dem Fenster, griff hinter
sich und drückte es langsam zu. Die Gewehrmundung war dabei
unablässig auf Mahays Brust gerichtet.
    »Man sollte sich stets genau überlegen, welchen
Zeitpunkt man wählt, um in anderer Leute
Wohnungeinzudringen«, bekam Mahay zu hören. »Es gibt
Stunden, da ist das nicht nur unangenehm, sondern es kann sogar mit
einem unberechenbaren Risiko verbunden sein. Wie jetzt
beispielsweise. Was wollten Sie eigentlich von mir, was hat Sie
veranlaßt, durch das Fenster zu steigen?«
    »Ich glaube, daß ein Mißverständnis
vorliegt«, erwiderte Mahay leise. »Ich war einfach
unterwegs und habe einen Spaziergang gemacht…«
    »Und da kamen Sie wohl zufällig an meinem Fenster
vorüber, wie?« fiel sein Gegenüber ihm ins Wort.
    »Genau. Ich fliege manchmal so hoch…«
    »Das Scherzen wird Ihnen noch vergehen«, stieß der
andere wütend hervor. »Sie haben sich unnötigerweise
in Gefahr gebracht. Ich werde Sie niederschießen wie einen
tollwütigen Hund.«
    »Das hab’ ich nicht so gern. Bedenken Sie, daß die
Nachbarn sich wegen des ungehörigen Lärms beschweren
könnten! – Ich habe mir außerdem eine vornehmere
Todesart bei Ihnen vorgestellt, falls es schiefgehen sollte. Und wie
man sieht, ist es schiefgegangen… Nun enttäuschen Sie mich!
Was Sie mit Sabrina Wells angestellt haben, ließe sich doch
auch sicher bei mir bewerkstelligen, oder?«
    Mahays Verhalten war alles andere als der Situation
angepaßt. Er versuchte, seinen Gegner zu irritieren, ihn aus
der Fassung zu bringen.
    Vielleicht brachte er es damit so weit, daß der andere
unsicher wurde, einen Moment vielleicht sogar unaufmerksam – und
er hatte die Chance, die er brauchte…
    Da er keine Angst zeigte, mußte der andere unter
Umständen annehmen, daß noch etwas im Hintergrund drohte,
das er übersehen hatte.
    »Sie haben alles gesehen, ich weiß. Aber das stört
mich wenig…«
    »Dann verstehe ich nicht, wieso Sie mich mit Gewalt durch Ihr
Fenster gezerrt haben.«
    »Das hat einen ganz einfachen Grund. Leute, die sich gezielt
mit mir befassen, möchte ich gern näher unter die Lupe
nehmen.«
    »Dann haben Sie sich sehr verändert, wie mir scheint.
Was haben Sie denn zu verbergen? Angst – wovor?«
    »Vor einer zu frühzeitigen Entdeckung.«
    Wieder zeigte sich in diesen Worten die Vorausschau und das Wissen
Ak Nafuurs.
    Pallert brauchte noch Zeit, um andere Opfer zu schlagen. Wie viele
unschuldige Menschen mußten ihm noch in die Fänge geraten,
ehe er das Stadium des Flug-Vampirs hinter sich gebracht hatte und
eine Stufe weiter fortschritt, um wieder in Horron leben zu
können? War dies nur eine Vermutung? Konnte es nicht auch so
sein, daß der mysteriöse Barbar aus einer winzigen Welt
seine unerklärliche und unberechenbare Metamorphose
fortführte und noch ganz andere Erscheinungsformen entwickelte,
von denen bisher nichts bekannt war. Es war nicht ausgeschlossen,
daß sich die Weiterentwicklung in dieser

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