Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen
spielte auf die Begegnungen
an, die Apokalypta provoziert hatte, um sie ins Verderben zu
führen.
Whiss, der manchmal lange Schlaf- und Brutperioden hatte, in denen
er völlig lethargisch und abwesend war, hatte diese
Gelegenheiten nicht mitbekommen, hatte nichts von seinem Glück
erkannt.
Dann berichtete Hellmark ihm, was sich in der Zwischenzeit
zugetragen hatte. Whiss lauschte angestrengt. »Böse, das
sieht böse aus«, murmelte er dann mit einer völlig
fremden Stimme, die Björn noch nie gehört hatte. Ob es
seine eigene war oder eine › erfundene ‹?
»Und jetzt bringen Sie dich also nach Horron?«
»Ja. Weißt du etwas darüber, Whiss?«
»Keine Ahnung, tut mir leid. Nie etwas darüber
gehört. Ich habe auch nie eine Landkarte gesehen, auf der dieses
Horron verzeichnet gewesen wäre… böse Geschichte, ich
sehe keinen Ausweg. Selbst wenn ich dir die Fesseln
löse…«
Er wußte, daß sie sich auf einem Schiff befanden, in
dem er sich seit einiger Zeit versteckt hielt, um Apokalyptas
Aktivitäten zu verfolgen.
Und hier in diesem Schiff hatte sich etwas ereignet. Whiss war in
eine Brutperiode gefallen und hatte alles um sich herum
vergessen.
»Hier«, sagte er ganz aufgeregt. »Es ist passiert.
Ich hab’s geschafft. Ich kann dir’s nicht zeigen, diese
verdammte Dunkelheit nimmt mir etwas von meinen Mutter-Vater-Freuden.
Aber du kannst’s fühlen. Merkst du etwas?«
Björn spürte, daß ihm mit leichtem Druck etwas
gegen die Stirn gepreßt wurde. Es war klein und rund wie ein
Taubenei.
»Ein – Ei, Whiss?«
»Klar! Es gibt Nachwuchs. Wenn alles gutgeht – das ist
natürlich die Frage. Ich werde mir ’ne andere Bleibe suchen
müssen. Hier auf dem Schiff ist es zu unruhig. Das Ei wird viel
zu oft durchgeschüttelt, wer weiß, was da ’rauskommt,
wenn’s so weitergeht. Schön war’s natürlich, wenn
wir nach Hause könnten…«
Damit meinte er Marlos.
»Vielleicht können wir doch nachhelfen. Wie war’s
damit, wenn du mir die Hände und Füße freimachst,
damit ich mich besser bewegen kann. Auf diese Weise könnte ich
versuchen…«
Geräusche… Schwere, polternde Schritte näherten
sich der Luke, unter der er lag.
»Später«, wisperte Whiss ihm noch zu. »Ich
bleibe in deiner Nähe. Mal sehen, was sich machen
läßt…« Er ließ sein Ei in die dafür
eingerichtete Körperöffnung unter seiner linken Achsel
gleiten und verschwand lautlos irgendwo in der Dunkelheit des
Laderaums.
Die Klappe über Hellmark wurde wenige Sekunden später
aufgerissen. Zwei wilde, furchteinflößende Monsterfratzen
starrten aus der Höhe auf ihn herab. Von krallenbewehrten
Händen gepackt, wurde Hellmark hochgerissen.
Die beiden Monster warfen ihn sich zu wie einen
überdimensionalen Spielball.
Nach der wilden Fahrt über einen ihm unbekannten Ozean des
Mikrokosmos’ lagen die Galeeren in einer bizarren Bucht, in der
ein grünlich-violettes Licht schimmerte, das aus der Tiefe der
See kam und die Atmosphäre in gespenstischen Widerschein
tauchte.
Björn Hellmark wurde über Deck geschleift. Apokalypta
stand in herrischer Pose vor ihm, wurde im Halbkreis von ihren
monsterhaften Begleitern flankiert.
»Wir sind am Ziel, Björn Hellmark alias Macabros alias
Kaphoon, Sohn des ›Toten Gottes‹. So tot wie dein Vater
wirst auch du bald sein. Du wirst einsinken in das Vergessen…
aus ihm gibt es keine Wiederkehr mehr. Denn wer in Horron ist, den
hat es nie gegeben. Kaphoon wird vernichtet, Hellmark niemals
geboren. Was in der Zukunft, die dir als Gegenwart bekannt ist, sich
ereignet hat, wird nie geschehen sein…«
Sie deutete mit ihrem gezückten Breitschwert über die
Reling auf das glatte, wie Öl schimmernde Wasser.
Und jetzt erkannte Hellmark etwas, was ihm beim ersten Blick
entgangen war.
In unregelmäßigen Abständen ragten die Enden
dünner, durchsichtiger Röhren aus der See.
»Die Fahrstühle ins Jenseits! Ich werde dich in einem
von ihnen begleiten«, sagte die Dämonin.
Zwei Monster packten ihn und brachten ihn auf einem Beiboot in die
Bucht. Aus der Nähe sah man erst, welch gewaltigen Umfang die
Röhren hatten. Der Durchmesser betrug mindestens vier
Meter…
Wie eine Last wurde Hellmark emporgehoben und einfach in die
vorderste Röhre geschoben.
Er rechnete damit, in die Tiefe zu fallen wie ein Stein. Doch die
Abwärtsbewegung erfolgte offensichtlich gesteuert. Langsam sank
er nach unten.
Er wandte den Blick nach oben zu dem entschwindenden Rand. Noch
jemand stieg in die Röhre. Das
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