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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Aufbau und Strategie der Reiche und Mächtigen der
Finsternis. Dein Wissen ist für alle auf Marlos
unersetzlich…«
    »Der Eindruck täuscht, Rani. Erinnerst du dich an die
Worte, die ich vorhin gebraucht habe? Ich bin voller Sorge, weil mein
Wissen mehr und mehr weicht. Woran das liegt? Nun, das
läßt sich ganz einfach beantworten. Ich bin ein
Abtrünniger, ich habe nichts mehr mit der Welt und den Dingen zu
tun, die mein Leben in der Vergangenheit stark beeinflußten.
Ich bin wieder ein Mensch, kann wie ein solcher denken und
fühlen und verfüge über alle Starken und
Schwächen eines solchen. Das rein dämonische Wissen tritt
immer stärker in den Hintergrund. Ich habe mich völlig
davon losgesagt. Ich bin auch nicht mehr unsterblich. Die
Unsterblichkeit eines Dämons ist erloschen, eingetauscht gegen
die Sterblichkeit des Menschen. Ich gehöre nicht mehr zur
anderen Seite, folglich werden immer mehr Eindrücke vergehen,
über die ich einst verfügte, und die meinen ehemaligen
›Freunden‹ und Verbündeten zum Nachteil gereichen. Ein
Mechanismus ist in Gang gesetzt worden, an dessen Ablauf sich nichts
mehr ändern läßt. Doch ehe alles in den Strom des
Vergessens fließt, will ich versuchen, soviel von dem Wissen zu
retten wie möglich. Und dadurch vielleicht Björns Leben zu
erhalten. Wenn das noch geht…
    Ich werde alles berücksichtigen. Doch der Plan ist
kompliziert. Aber er ist und bleibt möglicherweise der einzige
für uns. – Und nun geh’ zu Patrick und sprich mit ihm
über das, was dich bewegt. Vielleicht gibt es dort Neuigkeiten.
Man sollte grundsätzlich nichts unversucht
lassen…«
    »Ich möchte, daß du mir ein Versprechen gibst,
Al«, sagte Rani unvermittelt, der eine merkwürdige Ahnung
hatte.
    »Welches Versprechen?«
    »Unternimm’ nichts auf eigene Faust ohne uns wenigstens
einen entsprechenden Hinweis für deine Pläne gegeben zu
haben.«
    Der Priester aus Xantilon war bekannt dafür, daß man
bei ihm vor Überraschungen nicht sicher war.
    Es konnte sein, daß er einer plötzlichen Eingebung
folgte und auf eigene Faust sich in ein gefährliches Abenteuer
stürzte.
    »Du kannst dich darauf verlassen, daß ich nichts
unternehmen werde, ohne eine entsprechende Mitteilung zu
machen.« Er lächelte gedankenverloren.
    »Das wäre auch schlecht möglich, Rani. Allein kann
ich gar nichts erreichen. Ich brauche Rückendeckung… ich
werde den bestmöglichen Weg suchen und ihn dann mit dir
besprechen, wenn in der Zwischenzeit nicht einschneidende Ereignisse
eintreten, die diese Ausweichmöglichkeit unnütz werden
lassen. Das heißt – unnütz ist nicht der richtige
Ausdruck. Wir werden ihn vielleicht nur für den vorgesehenen
Fall nicht benutzen, aber in einer anderen Situation kann er wichtig
werden. Ich hoffe, daß es mir gelingt, das Labyrinth in meinen
Gedanken zu entwirren…«
    Man sah Al Nafuur die geistige Anstrengung an. Er sah blaß
und erschöpft aus. Es schien, als würde er gegen
unsichtbare Feinde kämpfen, die heimtückisch gegen ihn
arbeiteten, seine Erinnerung untergruben oder ihn ganz und gar mit
falschen Informationen versorgten, um die Freunde schließlich
in die Irre zu führen.
    Rani Mahay verließ eine halbe Minute nach diesem
Gespräch mit Al Nafuur die Blockhütte. Auf seine Weise.
    Er dachte an das Bürohochhaus mitten in New York, an die
entsprechende Etage, den Korridor, in dem er anzukommen wünschte
und verschwand wie ein Geist. Leise fauchend schlug die Luft an der
Stelle zusammen, wo der muskulöse Inder eben noch gestanden
hatte.
    Mahay materialisierte Tausende von Meilen entfernt im abendlichen
New York, in einer schattigen Ecke neben dem Treppenaufgang in dem
betreffenden Wolkenkratzer.
    Durch die Fenster fiel der Widerschein der Neonlichtreklamen an
den gegenüberliegenden Häusern. Vom Verkehrslärm war
nur ein leises, monotones Rauschen zu vernehmen, das sich fern und
unwirklich anhörte.
    Der Inder setzte sich in Bewegung.
    Die ganze Etage bestand aus Büro- und Redaktionsräumen,
die um diese Zeit alle verlassen waren. Bis auf einen. Das war
Richard Patricks Büro.
    Der Verleger war immer der letzte, der das Haus verließ.
Seit geraumer Zeit schon war dies ein ungeschriebenes Gesetz. Patrick
empfing nach Dienstschluß oft noch Gäste, die vom Personal
nicht unbedingt gesehen zu werden brauchten. Dazu gehörten Pepe,
Jim, Rani Mahay oder auch mal Camilla Davies und Alan Kennan, wenn es
ihre Zeit gerade zuließ. Auch Björn Hellmark und Carminia
Brado

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