Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Gottes« noch nicht
gegeben! Er befand sich in dieser Zeit und das Schwert hatte sich
beim Übergang aus der »Zukunft« in die
»Vergangenheit« verflüchtigt wie Nebel.
»Ich bin nicht Kaphoon – mein Name ist Björn
Hellmark«, sagte er leise. Seine Stimme festigte sich schon
wieder.
Turrak lachte zynisch. Er versetzte dem blonden Mann auf dem Boden
vor ihm mit der Stiefelspitze einen Tritt. »Steh’
auf«, fuhr er ihn an. »Ich möchte mit dir ein
Spielchen machen, Kaphoon. Ich habe auf diese Stunde
gewartet…«
Björn atmete tief durch. Langsam kam er in die Höhe. Der
Schmerz klopfte in seinem Hinterkopf, und er bemühte sich, ihn
zu ignorieren.
Schwankend wie ein Betrunkener stand er auf den Beinen.
Außer Turrak waren rund vierzig Amazonen im Raum und ein
stämmiger Fischmensch, der Björn Hellmark an die Rasse der
Ursen erinnerte. Im Gegensatz zu Oceanus’ Volk hatten diese
Fischmenschen kräftige Beine und bewegten sich wie Menschen.
Oceanus und seine Untertanen hatten den Oberkörper eines
Menschen und den Unterleib eines Fisches. Sie waren nicht dafür
geschaffen, sich auf dem Festland zu bewegen.
Immer wieder zeigte sich, daß alle Arten Dämonen,
Finsterlinge, Halbdämonen und auch Menschen, die sich der Welt
der Düsternis verschrieben hatten, dort zu finden waren, wo ein
Scherge an Einfluß zu gewinnen versuchte.
»Ich verstehe nicht, wie du mich finden konntest«, sagte
Björn, mit einem Blick in die Runde.
»Ich bin Apokalypta einfach gefolgt«, grinste der Mann
mit dem Spitzbart und schlang seinen Ledermantel enger um die
Schultern. »Ich war enttäuscht von ihrer Absicht, dich
einfach den Gegebenheiten von Horron auszusetzen. Mein Wunsch war es,
dich persönlich zu schlagen. Davon aber wollte sie nichts
wissen. Sie brachte dich in die Röhre, damit du ertrinken
solltest. Danach wäre die Versteinerung, wie wir das nennen,
eingetreten. Apokalypta aber hatte keine Zeit länger zu bleiben.
Es herrscht Krieg. Auf Xantilon, überall in der Welt, im
Großen wie im Kleinen. Sie ist eine vielbeschäftigte
Frau…«
»Frau?« höhnte Björn, furchtlos seinem
bewaffneten Gegenüber ins Auge blickend. »Sie ist eine
Bestie!«
Turrak zuckte ungerührt die Achseln. »Nenn’ du sie,
wie du willst. Vielleicht tust du ihr sogar einen Gefallen damit
Bestie… sie würde sich sicher freuen, das zu
hören… Ich kann mir denken, daß du verwundert bist,
mich hier zu sehen. Um ehrlich zu sein: mir ergeht es nicht anders
mit dir, Kaphoon. Ich fürchtete schon, daß Apokalypta
durch ihr entschiedenes Handeln ein für allemal dein Leben
ausgelöscht hätte. Im Prinzip sind wir und über dein
Ende einig. Daran gibt es nichts zu rütteln. Nur führen
verschiedene Wege dahin… Ich muß zugeben, daß ich
über Apokalyptas Verhalten verärgert war, daß ich
überhaupt kein Interesse mehr daran hatte, dabei zu sein, wenn
dein Ende kommt. Das änderte sich schlagartig, als ich merkte,
daß Apokalypta keine Zeit mehr hatte, dein Ende abzuwarten. Ich
begab mich umgehend nach Horron. Ich mußte alles daran setzen,
dich vom Tod des Ertrinkens zu bewahren. Nicht, um dich zu retten
– nein, nur um dir den Tod zu geben, den ich für richtig
halte! Wir haben noch eine alte Rechnung zu begleichen, Kaphoon,
erinnerst du dich?«
Hellmark kramte in seiner Erinnerung.
Tief in seinem Bewußtsein regte sich schwach ein Gedanke.
Blasse Bilder trieben an die Oberfläche. Er sah sich am Rand
einer Lichtung. In der Ferne stiegen Rauchsäulen auf. Einige
Berittene in zerschlissener Kleidung näherten sich in scharfem
Galopp der geschützt im Halbdunkeln liegenden Mulde und kamen
genau auf ihn zu.
Kaphoon kauerte im Schatten der aufgeworfenen Erde und wartete auf
die Ankunft der Reiter. Es waren Späher, die auf der Seite der
Verteidiger kämpften und ihm eine Nachricht überbrachten.
In der Hauptstadt der Insel Xantilon ging es hoch her. Keiner
wußte mehr, wer auf welcher Seite kämpfte, und das war den
Dämonischen nur recht so. Sie taten alles, um die Verwirrung
noch zu steigern.
Die Späher kämpften gemeinsam mit Kaphoon gegen die
unheimlichen Eindringlinge, die durch Molochos’ Aktivitäten
wie ein Heuschreckenschwarm über Land und Menschen hergefallen
waren…
Nur noch der Kampf des einzelnen zählte jetzt, um die Reihen
der Unheimlichen und Dämonischen zu lichten. Man mußte die
Hintermänner ausfindig machen, die stets für »neuen
Nachschub« sorgten und den Fremden den Weg ebneten. Die
Dämonen und Finsterlinge
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