Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Forscherteam, dem ein altes Landhaus
mit den modernsten Geräten zur Verfügung stand. Nach einer
ersten Misere hatte Patricks Forschungsteam praktisch noch mal von
vorn beginnen müssen.
Mit Patrick standen die Menschen von Marlos ständig in
Verbindung.
Mal war es Pepe, der nach New York teleportierte, mal Jim, der
Guuf.
An diesem paradiesischen Mittag aber entschloß sich Rani
Mahay, einen Abstecher nach New York zu machen.
Dort war es später Abend, der regnerische Himmel
stockfinster.
Nacht gab es dagegen auf Marlos nie. Dort ging die Sonne nicht
unter. Es schien, als hätte im übertragenen Sinn das Licht
hier für alle Zeiten die Anwesenheit der Dunkelheit
vertrieben.
Der Inder winkte Danielle de Barteaulieé zu, die nur wenige
Schritte von ihm entfernt einige Wäschestücke auf eine aus
Bast geflochtene Leine hängte.
Danielle lächelte. Sie sah süß aus. »Du
führst wieder etwas im Schild«, sagte sie leise und kam auf
ihn zu. »Ich beobachte dich die ganze Zeit über schon. Wo
drückt der Schuh?«
»Ich kann’s kaum erwarten, endlich Patrick
aufzusuchen«, erwiderte Rani ohne Umschweife. »Durch ihn
kam der letzte entscheidende Hinweis. Da stieß sein Mitarbeiter
Tony Masters auf ein unglaubliches Geschehen mit dem Horron-Barbar,
der Menschen anfiel, um sich deren Identität einzuverleiben.
Dieses Geschöpf aber existiert laut Al Nafuurs Angaben nur in
der Mikroweit. Wir haben in etwa herausgefunden, auf welche Weise der
›Mensch‹ Jonathan Pallert zu seinem Status in der dritten
Dimension, unserer Normalwelt kam…«
Danielle nickte. Sie hatte einen großen Teil der Abenteuer
um Jonathan Pallert mitbekommen. Sie wußte um die Ereignisse,
die mit dem Verschwinden Pallerts schlagartig abbrachen und den Weg
ins Mikroreich erneut versperrten.
»Ich muß Rich sprechen«, fuhr Mahay leise fort.
»Vielleicht hat er durch seine Leute inzwischen neue
Informationen. Aber die Zeit, ihn aufzusuchen, ist noch
ungünstig. Es kann sein, daß er um diese Zeit noch einen
Besucher in seinem Büro hat. Und da kann ich nicht einfach
hineinplatzen…«
Danielle wollte mitkommen. Sie fühlte Unruhe in Mahays
Nähe. Drohte ihm Gefahr?
Danielle de Barteaulieé war noch nicht so weit, um Marlos
durch Gedankenkraft verlassen zu können. Doch langsam
näherte sich die Länge ihres Aufenthaltes auf der Insel dem
Zeitpunkt, da die Fähigkeit wie ein Blitz aus heiterem Himmel
bei ihr aufbrechen würde.
Damit war sie unabhängig, aber gleichzeitig auch aufs neue
gefährdet. Rha-Ta-N’my, die Dämonengöttin, hatte
ihr schreckliche Rache geschworen. Danielle de Barteaulieé
hatte wegen eines Kontraktes ihres Vaters mit den Mächten der
Finsternis ewige Jugend und Schönheit und einige zauberische
Gaben erhalten. Danielle selbst war verpflichtet, ihre Gaben in den
Dienst des Bösen zu stellen.
Die Begegnung mit Björn Hellmark veränderte ihr Leben,
und sie mißachtete Rha-Ta-N’mys Befehle. Dies machte sie
zur Ausgestoßenen und Verfolgten, denn nun benutzte sie die
hexerischen Gaben, um Gutes zu tun…
»Ich möchte gern bei dir sein – für den Fall,
daß etwas schiefgeht«, sagte sie da. In ihren Augen
leuchtete es auf.
Rani legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie langsam zu
sich heran.
»Du brauchst keine Angst zu haben, Danielle. Ein
Gespräch bei Patrick ist nie mit Gefahr verbunden. Und selbst
wenn es so wäre, müßte ich es tun. Ein Leben ohne
Gefahr gibt es nicht für uns. Auch für dich nicht. Du
müßtest das selbst am besten wissen…«
Sie nickte und wußte, daß er recht hatte.
Einen Moment war er sehr nachdenklich, dann hellte sich seine
Miene wieder auf. »Aber ich bin sicher, daß bald die Zeit
kommen wird, da du nicht mehr zu bändigen bist. Heb’ dir
deine Kräfte bis dahin auf, wo sie wirklich gebraucht
werden… niemand von uns kennt die Zukunft, niemand weiß,
was sich jenseits unserer Wahrnehmung alles tut. Wenn Björn noch
lebt, haben sich vielleicht neue Positionen gebildet. Ist er tot,
woran ich nicht zu denken wage, dann ist die Situation genauso
undurchsichtig. Was geht vor? All die Ereignisse der letzten Zeit
lassen mich die Befürchtung hegen, daß etwas im Gang ist,
von dem wir nicht wissen, wie es sich entwickelt und welche Gefahren
für die Welt daraus entstehen.
Auch Al Nafuur erscheint mir seltsam ratlos. Und das will etwas
bedeuten.« Bei diesen Worten warf Rani Mahay unwillkürlich
einen Blick auf eine bestimmte Blockhütte, die unter
schattenspendenden Palmen
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