Macabros 086: Die Horron-Barbaren
auseinander und
verursachte ein wahres Bombardement. Die Schutthalde schien zu
explodieren. Von einer ungeheuren, unfaßbaren Kraft wurden die
dicksten Brocken durch das Wasser geschleudert.
Todesgefahr!
Unmittelbar neben Hellmarks Kopf sauste ein dicker Gesteinsbrocken
vorbei. Er verfehlte ihn um Haaresbreite.
Das Standbild, hinter dem sie sich vorhin verschanzt hatten,
erhielt einen Treffer. Es knackte laut, als der Fischkopf
zersprang.
Hier im Freien waren sie aufs äußerste
gefährdet.
Es hagelte Steine…
Hellmark brachte sich gemeinsam mit Whiss mit einem Sprung zur
Seite in Sicherheit. Geduckt lief er auf einen Hauseingang zu, der
ihm am nächsten lag.
Da erhielt Björn einen Schlag an die Schulter. Er taumelte
und fiel nach vorn. Brennender Schmerz breitete sich über seinem
Rücken aus.
Der Abenteurer konnte sich gerade noch abfangen und verlor nicht
den Halt.
Er warf sich dem Hauseingang förmlich entgegen.
Keine Sekunde zu früh!
Björn fiel in dem Moment nach vorn, als der riesige Brocken,
der einen Umfang von mehreren Metern hatte, ihn noch streifte.
Mit dumpfem Krach bohrte sich das Wurfgeschoß in den Boden.
Sandfontänen spritzten empor. Das Wasser trübte sich rasch,
so daß Hellmark nicht sah, wohin er trat.
Er torkelte über die Treppe nach unten. Vor ihm dehnten sich
mehrere verschachtelte Räume aus, von denen aus Stufen nach
allen Richtungen – nach oben, unten und seitwärts –
führten.
Ein Dach überm Kopf war das höchste, was er sich in
diesen entscheidenden Sekunden wünschte.
Draußen ging der Steinhagel nieder. Viele Brocken trafen die
Hauswand. Es gab jedesmal einen dumpf hallenden Ton, wenn ein
Wurfgeschoß aufprallte. Manche flogen durch die Fenster,
kullerten über den Boden oder rissen die wie Wachsfiguren
herumstehenden Gestalten mit, die in allen Kammern zu sehen
waren.
Das waren die Horron-Barbaren, die Björn bereits in einem
anderen Gebäude wahrgenommen hatte, ehe es zur Begegnung mit dem
auf ihn lauernden Turrak gekommen war.
Irgendwann in der Geschichte dieser Stadt und des Landes Horron
waren die Bewohner einem rätselhaften Trieb gefolgt und hatten
sich in das Innere der Gebäude zurückgezogen.
In den hier konservierten Gestalten zeigte sich die ganze
Entwicklungsvielfalt, die die Horron-Barbaren durchgemacht hatten.
Sie waren als Fischmenschen zu sehen, als primitive Urweltmenschen
mit und ohne Echsenflügel, als Vampire…viele Zeiträume
waren hier festgehalten. Horron, der Kontinent der Vergessenen, von
dem man behauptete, daß die Zeit in ihm irgendwann zum
Stillstand gekommen war, steckte voller Rätsel…
Einige der unteren Fenster wurden von den herabprasselnden Steinen
praktisch zugeschüttet, und neue Sorge erfüllte die beiden
Flüchtlinge.
»Wenn das Biest uns weiterhin so bombardiert, mauert es uns
noch den Ausgang zu«, maulte Whiss. Verwirrt und ängstlich
blickte er sich um. »Diesen Streß hält man ja nicht
durch«, schnaufte er. »Ich bin besorgt – ich bin
ernstlich besorgt. Das kann überhaupt nicht gut
gehen…« Mit diesen Worten tastete er vorsichtig unter seine
linke Achsel. Dort befand sich – etwa wie bei einem
Känguruh – ein kleiner Hautsack, der sonst nicht
wahrnehmbar war.
Vorsichtig fingerte Whiss etwas daraus hervor. Es war ein kleines,
matt schimmerndes Ei, das er mit verklärtem Gesichtsausdruck in
der Hand hielt. Er prüfte es am Ohr und lauschte
weltentrückt, während draußen der Krach weiter
andauerte.
»Was da auf mich zukommt«, fuhr er murmelnd fort,
»kann durch die ganzen Aufregungen nicht gut werden… das
wird ja jetzt schon hypernervös gemacht, noch ehe es auch nur
einen Zipfel von der Welt gesehen hat… na, ich laß mich
überraschen, ehrlich… da läßt sich wohl nichts
anderes machen, als abwarten und hoffen… ich muß dringend
an einen Ort, wo endlich mal Ruhe herrscht… aufhören mit
dem Krach da draußen.«
Er steckte das Ei in die Bruttasche zurück und machte ein
wütendes Gesicht.
»Er hört nicht… er macht einfach weiter«,
schimpfte Whiss. »Er nimmt nicht mal Rücksicht auf meinen
Nachwuchs…«
Das Bombardement dauerte noch eine ganze Zeit. Hellmark und Whiss
kam es so vor, als hätte das unheimliche Lebewesen es gerade auf
dieses Gebäude abgesehen.
Die unteren Fenster waren völlig zugeschüttet. Das Licht
ringsum war weniger geworden.
Hellmark lief nach oben: Andere Räume, die sich von den
unteren jedoch nicht unterschieden.
Dicht nebeneinander standen auch hier oben
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