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Macabros 086: Die Horron-Barbaren

Macabros 086: Die Horron-Barbaren

Titel: Macabros 086: Die Horron-Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Dusche.
    Carminia versetzte sich in den Atlantik – und verfehlte die
»Young Love«.
    Platschend schlugen die Wellen über ihr zusammen. Prustend
stieß die Brasilianerin in die Höhe und schüttelte
sich wie ein nasser Pudel.
    Sie ahnte nicht, daß ihr Erlebnis sich fast mit dem deckte,
das Rani Mahay gute vierundzwanzig Stunden zuvor gehabt hatte. Auch
er hatte sein Ziel verfehlt und war erst ins Wasser gefallen.
    Der nächtliche Himmel spannte sich wie ein Zeltdach über
die endlose Weite des Ozeans, in dem sie schwamm.
    Carminia Brado blickte sich nach allen Seiten um und atmete wieder
ruhiger, nachdem sie die erste Überraschung überwunden
hatte.
    In südlicher Richtung meinte sie in der Ferne winzige Lichter
zu erkennen. Die Positionsleuchten der »Young Love« –
oder eines anderen Dampfers, der auf ähnlicher Route fuhr?
    Sie mußte es darauf ankommen lassen…
    Sie konnte nur schätzen, wie weit etwa die Lichter entfernt
waren.
    Dann zurück nach Marlos…
    Sie war tropfnaß. Ihre Kleidung lag wie eine zweite Haut am
Körper.
    Carminia unternahm einen zweiten Versuch und landete abermals im
Wasser. Diesmal nur eine Steinwurfweite von einem Dampfer entfernt.
Im Licht der Deckaufbauten konnte sie den Namen des Schiffes
lesen.
    »Young Love«…
    An Deck war kein Mensch zu sehen. Alles blieb ruhig, alles sah
normal aus, und doch konnte sich die Frau eines merkwürdigen
Gefühls nicht erwehren.
    Abermals kehrte sie nach Marlos zurück und unternahm einen
dritten Versuch.
    Diesmal klappte es.
    Kaum spürte Carminia Brado festen Boden unter den
Füßen, als sie auch schon ganz auf Abwehr und einen
eventuellen Zwischenfall eingestellt war.
    Sie konnte schließlich nicht wissen, an welchem Punkt auf
dem Schiff sie ankam und mußte damit rechnen, daß ihr
jemand über den Weg lief oder just in dem Moment
materialisierte, wo ein Passagier genau vor ihr stand.
    Aber weder das eine noch das andere trat ein.
    Kein Mensch an Deck… alles totenstill, bis auf das monotone
Brummen der schweren Motoren im Bauch des Schiffes und des leise
säuselnden Windes, der über Deck strich und die farbigen
Fähnchen flattern ließ, die an dünnen Schnüren
darüber hinweggespannt waren.
    Carminia stand genau unter dem Licht einer großen Lampe,
wurde voll vom Schein getroffen und trat instinktiv in den Schatten,
um sich nicht zu zeigen. Aber da war niemand, vor dem sie sich
hätte verbergen müssen.
    Sie ging über Deck, trat an die Reling und durchquerte das
Schiff vom Bug bis zum Heck, ohne daß ihr jemand begegnet
wäre.
    Sie näherte sich der Kommandobrücke und stieg nach oben.
Die Stufen waren feucht und glitschig. Hier war seit mindestens einem
Tag nicht mehr gesäubert worden, und das Spritzwasser, das durch
hohen Wellengang und den ständigen Wind über Bord
sprühte, hatte schon seine Spuren hinterlassen.
    Die Kommandobrücke war hell erleuchtet.
    Durch das große Fenster konnte Carminia in das Innere
sehen.
    Am Armaturenbrett glühten ein paar Lichter. Die
Geschwindigkeit des Schiffes war auf volle Kraft gestellt. Die
Kompaßnadel stand auf Süd-Süd-Ost…
    Vom Steuermann keine Spur.
    Fünf Minuten später erhielt die nächtliche
Besucherin Gewißheit darüber, daß sich wirklich kein
Mensch mehr an Bord aufhielt, daß die »Young Love«
ein Gespensterschiff war…
    Sie begegnete keinem Besatzungsmitglied und keinem Passagier. Sie
wußte aus der Darstellung, die Richard Patrick ihr gegeben
hatte, daß das Schiff voll belegt war. Aber die Kabinen waren
leer…
    Nirgends jedoch gab es Anzeichen dafür, daß es an Bord
zu einer Kampfhandlung gekommen war. Die Kabinen waren zum Teil
aufgeräumt, zum Teil benutzt. Einige Betten waren nicht gemacht.
In der Messe stand ein zehn Meter langes kaltes Büfett. Wurst
und Salate rochen nicht mehr ganz frisch.
    Es war alles so, als hätten sich die Passagiere nur kurz
zurückgezogen, um plötzlich wieder aufzutauchen, das
unterbrochene Essen, Trinken und Tanzen wieder aufzunehmen.
    Die Musiker hatten ihre Instrumente abgestellt. Halbgefüllte
Gläser standen überall herum.
    Die Ruhe und Verlorenheit, die gerade dieser festlich
geschmückte Saal ausstrahlte, berührte Carminia Brado
eigenartig.
    Hier war etwas Furchtbares passiert, und Rani Mahay war mitten in
die Ereignisse hineingeplatzt.
    Was immer auf der »Young Love« auch geschehen sein
mochte – es hatte sich alles so schnell abgespielt, daß
nicht mal mehr Rani die Gelegenheit hatte ergreifen können, in
Gedankenschnelle

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