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Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Titel: Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Kopf, achtete nicht
auf den bohrenden Schmerz, der ihr ganzes Hirn zu zerreißen
schien, und versuchte mehr zu erkennen.
    Was war das nur für eine seltsame Umgebung?
    Das war alles andere, nur kein Krankenzimmer!
    Sie kam sich vor wie in einem Trödlerladen oder einem
Museum.
    Der düstere Raum hatte eine niedrige, gewölbte Decke,
wie ein alter Keller… das Bett stand an der Wand, darüber
spannte sich ein zerschlissener Baldachin. In dem unruhigen,
funzeligen Licht sah sie Dinge, die sie nicht verstand, die sie
dennoch aufs höchste erschreckten.
    Große Gestalten umstanden die Liegestatt.
    Es waren keine Menschen aus Fleisch und Blut, sondern steinerne,
tönerne Statuen, die bizarr und fremdartig aussahen. Sie
erinnerten die Frau an Darstellungen aus dem Reich der Fabel und den
Mythen von eingeborenen Indianerstämmen Süd- und
Mittelamerikas.
    Es waren Gottheiten aus der Mythologie der Mayas und Azteken!
Furchteinflößende Gestalten, einige mannsgroß,
beherrschten das Bild. An den Wänden hingen große runde,
erhabene Tonscheiben, die groteske Reliefs trugen.
    »Wo bin ich hier?« stammelte Angelika Huber, und erneut
meldeten sich Zweifel an, daß dies die Wirklichkeit war.
    In diesen Sekunden, da es ihr gelang, den Kopf anzuheben, nahm sie
noch mehr wahr.
    Aus dem Raum führten wie in einem Labyrinth mehrere
Durchlässe. Sie waren torbogenförmig und bargen
geheimnisvolle, undurchdringliche Schatten.
    Angelika Huber wußte nicht, wohin sie zuerst sehen sollte,
ob auf die museumsartige Einrichtung oder das rätselhafte
Petroleumlicht, das in halber Höhe über dem Boden schwebte.
So jedenfalls schien es. Die Person, die die altmodische Lampe trug,
war hinter dem trüben Lichthof kaum wahrnehmbar.
    Schweratmend sank Angelika Huber auf das Bett zurück. Ihr
Herz jagte, ihre Hände zitterten, und kalter Schweiß
perlte vor Angst und Anstrengung auf ihrem Gesicht.
    Die Gestalt mit der Lampe kam näher und stand plötzlich
neben ihrem Bett. Dann beugte sich ein Gesicht über sie.
    Angelika Huber schrie gellend auf.
    Sie starrte in das vom Wahnsinn verzerrte Antlitz Sonja
Wilkens…
     
    *
     
    Sie war unfähig, ein Wort über die Lippen zu
bringen.
    Wie im Schüttelfrost wurde ihr Körper erschüttert,
unartikulierte Laute drangen aus ihrer Kehle.
    Sonja Wilken bewegte die Petroleumlampe wie einen Pendel über
Angelika Hubers Kopf.
    »Kommt«, wisperte die Frau, die seit fünf Jahren
spurlos verschwunden war. »Kommt – und seht sie euch
an… unser Herr und Meister wird seine Freude an ihr
haben…«
    Sie kicherte. Einen Moment sah sie dabei erschreckend normal aus,
so daß ihre Handlungsweise und ihr Aussehen ein purer
Anachronismus waren.
    Ohne ein weiteres Wort zu sprechen, wandte Sonja Wilken sich
plötzlich von ihr ab, als hätte sie jegliches Interesse an
ihr verloren.
    Sie stellte die Lampe auf einen schmalen Wandsims, auf dem unter
anderem schon kleine Tongefäße standen, die aus der
gleichen Zeit wie die Kalender und Statuen zu stammen schienen und
ebenso gut erhalten waren, aber auch Nachbildungen sein konnten.
    Sonja Wilken trug kein normales Kleid, sondern ein
hauchdünnes Gewand, durch das die Konturen ihres makellosen
Körpers schimmerten.
    Sie bewegte sich mit tänzerischer Leichtigkeit und
vollführte mit ihren Händen eigenartige Figuren in der
Luft, als würde sie eine geheimnisvolle, okkulte Kraft
beschwören.
    Sie begann einen seltsam monotonen Singsang, der an das
selbstvergessene Geplapper eines kleinen Kindes erinnerte.
    Sonja Wilken war im Geist ein Kind geworden, etwas hatte ihren
Verstand zerstört.
    Angelika Huber begann zu schluchzen, sie konnte es nicht
verhindern. Wie von unsichtbaren Fäden emporgezogen, richtete
sie sich auf. Sie achtete nicht auf die Schmerzen, die ihren
Schädel zu sprengen schienen. Was da geschah, ließ sie
alles andere vergessen.
    Sie lehnte gegen die Rückwand des Bettes und beobachtete mit
fiebernden Sinnen die anderen Gestalten, die auftauchten und aus den
torbogenartigen Durchlässen kamen. Es waren drei Frauen, alle
jünger als Sonja Wilken. Sie vollführten ihre eigenen
tänzerischen Bewegungen. Es waren die tapsenden Schritte von
Kindern, die ihre ersten Gehversuche machten.
    Zwischen dem monotonen Singsang ertönten schrille Schreie
oder irres Kichern. Eine der Tänzerinnen setzte sich mitten auf
den Boden und rollte sich darüber hinweg. Auch ihr Gesicht war
vom blanken Wahnsinn gekennzeichnet. Alle, die hier weilten, waren
irrsinnig.
    Hier konnte

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