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Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Titel: Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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niemand bleiben, nicht in dieser Umgebung, nicht unter
diesen Menschen. Sonja Wilken war durch einen unerklärlichen
Vorfall mitten unter sie geraten.
    Schon ihr Verhalten in dem Münchner Kaufhaus trug alle
Merkmale des Anormalen. Sonja Wilken war schizophren und gab sich
manchmal wie ein Kind, dann wieder als Frau… aber in beiden
Fällen war sie nicht Herrin über ihren Verstand.
    Angelika Huber wurde es von innen heraus eiskalt.
    Sie war selbst mitten in die Gruppe der Verrückten geraten
und merkte, wie etwas nach ihrem Herzen, ihrem Verstand griff.
    Sie sollte auch zum Wahnsinn getrieben werden!
    Sie wußte nicht, warum und welchen Sinn das alles haben
sollte, aber sie fühlte es ganz deutlich.
    Es gab keine Möglichkeit, sich dagegen zur Wehr zu setzen,
keinen Freund, der ihr beistehen konnte. Sie war irgendwo in einem
unbekannten Haus. Es war ihr so ergangen wie vor fünf Jahren
Sonja Wilken.
    Nun war auch sie verschwunden, und kein Mensch wußte, was
mit ihr werden sollte.
    Aber – sie war krank, ihr Körper fühlte sich
heiß an. Sie hatte Fieber und blaue Flecken auf der Haut.
Außerdem hatte sie bei dem ›Unfall‹ wahrscheinlich
eine Gehirnerschütterung davongetragen. Die Schmerzen in ihrem
Kopf wurden unerträglich.
    Sie fühlte sich matt und elend und weinte still vor sich hin,
während Sonja Wilken und die anderen unbekannten jungen Frauen
ihre Possen rissen.
    Für wen? Das ganze Theater nur für sie?
    Die ›Tänzerinnen‹ kamen kichernd und schrill
lachend näher. Eine hatte sich inzwischen derart verausgabt,
daß sie mit einem Krampf am Boden lag, die Augen verdreht, wild
um sich schlug und nicht mehr fähig war, aus eigener Kraft auf
die Beine zu kommen.
    Es drängte in Angelika Huber danach, das Bett zu verlassen,
und der Fremden zu Hilfe zu eilen, aber sie selbst war
außerstande sich zu bewegen.
    Ihr körperlicher Zustand verhinderte ein solches
Unternehmen.
    Die anderen berührten sie, und sie hatte nicht die Kraft, sie
zurückzuweisen. Dann verloren sie wieder jegliches Interesse an
ihr, wichen tänzelnd zurück und schnitten Grimassen oder
sagten irgendwelche Dinge, die überhaupt keinen Sinn
ergaben.
    In Angelika Hubers Leben gab es keine vergleichbare Situation.
    Und es kam noch etwas hinzu…
    So weit es ging, hatte sie sich an das Kopfende des Bettes
zurückgezogen, saß dort verängstigt und
zusammengekauert und fühlte die unbarmherzige Angst in ihr Herz
einkehren.
    Sie konnte nach niemand rufen und war ganz allein – diese
Einsamkeit war es, die ihr zusätzlich zu schaffen machte.
    Sie fing bereits an, an ihrem Verstand zu zweifeln, weil sie alle
diese Dinge hörte und sah, ohne sie sich erklären zu
können.
    Wie auf ein stilles Kommando hin zogen die Wahnsinnigen sich
zurück. Auch Sonja Wilken verschwand, ohne daß Angelika
Huber noch eine Frage an sie richten oder ein Gespräch in Gang
bringen konnte.
    Die Petroleumlampe stand noch immer auf dem Sims.
    Angelika Huber beugte sich ein wenig auf die Seite, aber sie kam
nicht völlig herum. Sie meinte, ihr Körper würde bei
der geringsten Bewegung zerschnitten werden.
    Wie ein Geist aus dem Nichts löste sich eine dunkle Gestalt
aus der Vielzahl der umherstehenden, mannshohen Statuen, die mit
ihren maskenhaft starren, schrecklichen Gesichtern den Kellerraum
füllten.
    Der Indio!
    Seine weißen Zähne blitzten in der Düsternis, als
er leise lachte. »Ich nehme an, Sie erinnern sich noch an
mich?«
    »Sie… Sie… sind…« Mehr zu sagen, war sie
nicht fähig.
    »Richtig«, nickte er und stand dicht neben ihrem Bett,
»ich bin der Fahrer des Autos, mit dem Sonja Wilken davonfuhr.
Sie liefen mir genau vor den Kühler…«
    »Das… ist nicht… wahr«, stammelte Angelika
Huber. »Sie wollten mich töten…«
    »Tss – was für ein häßliches Wort«,
schüttelte er den Kopf. »Ich wollte Sie vor etwas bewahren
– warum sehen Sie es nicht so?«
    »Bewahren? Wovor…?«
    Ihre Stimme war nur ein Hauch.
    »Vor dem, was jetzt geschieht. Der Tod ist manchmal
gnädiger als das Leben… Sie hatten Pech, Sonja Wilken zu
begegnen und sie wiederzuerkennen. Sonja Wilken ist nicht mehr, die
sie mal war. Ihr Geist hat sie verlassen. Sie ist folgsam wie ein
Kind. Seit Jahren lebt sie in diesem Haus, unter seiner
Herrschaft…«
    »Unter wessen… Herrschaft?«
    »Unter der des Schlangengottes, des Schrecklichen aus dem
Totenbrunnen! Sie können sich darunter wahrscheinlich nichts
vorstellen, noch nicht… Aber das ist nur eine Frage der

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