Macabros 090: Höhle des Unheils
Freund besonderer Art. Er gab unter
anderem jene Zeitschrift heraus, die unter dem Titel »Amazing
Tales« einem nach Millionen Lesern zählenden Publikum ein
Begriff war. Aber nur einer geringen Anzahl Eingeweihter war bekannt,
daß in diesem Magazin nicht nur phantastische Geschichten
geboten wurden, die sich mehr oder weniger talentierte Autoren aus
den Fingern sogen. »Amazing Tales« behandelte riskante
grenzwissenschaftliche Themen. Menschen, die ihren Namen oft nicht
nannten, gaben Interviews über Ereignisse, die so
außergewöhnlich und schrecklich waren, daß man sie
nicht glauben konnte.
In den seltensten Fällen aber waren bei »Amazing
Tales« Scharlatane am Werk. Richard Patricks Mitarbeiter, die
überall in der Welt seltsamen Gerüchten auf der Spur waren
und Menschen mit besonderen Fähigkeiten suchten, recherchierten
äußerst gründlich. Nur wenn sie sich ihrer Sache
wirklich sicher waren, kamen Meldungen zur Veröffentlichung.
Durch Patrick und seine Leute erfuhr Björn Hellmark, der mit
dem Verleger befreundet war, stets Neuigkeiten, die oft für ihn
von Nutzen gewesen waren. In regelmäßigen Abständen
tauchten entweder Pepe oder Jim in Patricks New Yorker Büro auf,
um sensationelle Mitteilungen entgegenzunehmen. Wenn es Ranis oder
Björns Zeit erlaubte, suchten sie auch selbst das Gespräch
mit dem Mann, der sich ihnen als wahrer Freund erwiesen hatte.
»Er kennt Gott und die Welt, Björn«, erwiderte Jim.
»Die Leute, von denen ich dir erzählt… die ich in der
Hütte beobachtet habe… sind in ihrem Land Prominente. Arne
Kekoolen… Marikje Adeninnen… Ted Forman… bei Patricks
weltweiten Verbindungen ist es vielleicht möglich,
herauszufinden, ob es Leute mit diesen Namen wirklich gibt.«
»Es wird solche Leute mit Bestimmtheit geben, Jim. Aber dann
ist noch immer nicht gesagt, daß sie auch mit denen identisch
sind, die du im Traum gesehen hast…«
Das Vorgehen des Guufs zeigte nur dessen Klugheit. Eine bessere
Idee hätte man in diesem verzwickten Fall, dem Jim sich
ausgesetzt fühlte, nicht haben können.
»Mal sehen, was dabei herauskommt… wenn ich schlafe,
müde bin ich sehr – vielleicht erfahre ich dann sogar noch
mehr, vielleicht findet der Traum von der einsamen Hütte am See
eine Fortsetzung wie jener Traum von der Höhle,
Björn…«
Jims Stimme war zuletzt immer leiser geworden.
Er bewegte noch die Lippen, aber aus seinem Mund kam kein einziger
Laut mehr.
Björn und Carminia blickten sich sorgenvoll an.
»Er ist krank«, flüsterte die Brasilianerin.
»Nie zuvor hat er sich so merkwürdig
benommen…«
»Das werden wir sehr schnell wissen, Schoko«, erwiderte
Björn Hellmark und reagierte sofort, um sich Gewißheit zu
verschaffen.
Ein kurzer, konzentrierter Gedanke genügte, und erneut
ließ er seinen Doppelkörper entstehen. Doch diesmal nicht
in Afrika, sondern mitten in New York, im Bürohochhaus von
Richard Patrick.
Macabros materialisierte vor der mahagonifarbenen Tür des
Vorzimmers. Er betätigte die Klingel. Der Türsummer
ging.
Die Vorzimmerdame lächelte dem Ankömmling, der ihr schon
von vielen Besuchen her bekannt war, freundlich zu.
»Ist Mister Patrick im Haus?« fragte Macabros, das
Lächeln erwidernd. Er wußte, daß die Antwort nur
positiv ausfallen konnte. Durch Jim war ihm bekannt, daß
Patrick sich in seinem Büro aufhielt. Gerade auch dieser Vorgang
zeigte, daß mit Jim eine Veränderung eingetreten war.
Niemals hätte er es sonst riskiert, auf gut Glück einfach
in Patricks Büro aufzutauchen. Tagsüber war das gewagt. Man
wußte nie, welchen Besucher Patrick gerade bei sich hatte. Aus
diesem Grund waren bestimmte Zeiten vereinbart, in denen Pepe und Jim
hier erscheinen konnten, ohne den normalen Besucherweg durch die
Tür einzuhalten. In den vereinbarten Zeiten war Richard Patrick
darauf eingerichtet, daß plötzlich jemand in seiner
Nähe auftauchte und wie ein Geist aus dem Nichts kam. Diese
Vereinbarung hatte Jim durch sein Vorgehen gebrochen. Ein
ungewöhnlicher und befremdender Vorgang…
Patricks Mitarbeiterin meldete »Mister Hellmark« an, und
eine Minute später stand Macabros vor dem Verleger.
»Bei euch scheint es im Moment rund zu gehen«, sagte
Patrick nach der freundschaftlichen Begrüßung. Selbst er
als Vertrauter und Eingeweihter merkte nicht, daß nicht
Hellmark vor ihm stand, sondern dessen feinstofflicher
Doppelkörper. »Kaum ist Jim weg, tauchst du hier auf.
Nicht, daß ich mich nicht darüber freuen würde,
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