Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 091: Die Pestreiter

Macabros 091: Die Pestreiter

Titel: Macabros 091: Die Pestreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
unbedingt aufwachen, doch er konnte nicht. Der seltsame
Traum, von dem er nicht wußte, ob es wirklich einer war, ging
weiter.
    Schritte im Haus, die Tür wurde geöffnet.
    Vor ihm auf der Schwelle stand Fred Mason.
    »Hallo, Mister Mason«, sagte Eric Fraplin.
    Der ihm Gegenüberstehende, fast gleichaltrig, musterte ihn
mit klaren Augen von Kopf bis Fuß. »Ja, bitte?«
fragte er. »Was wollen Sie?«
    »Mit Ihnen sprechen, in einer dringenden Angelegenheit. Es
ist doch richtig, daß Sie vor einigen Wochen eine Expedition in
den Dschungel aus bisher ungeklärten Gründen abbrachen,
nicht wahr?«
    »Sind Sie von der Presse?« fragte Mason einfach
zurück, ohne auf Fraplins Frage einzugehen.
    »Nein. Ich bin in einer privaten Angelegenheit hier. Es geht
um Leben und Tod! Dies alles wird Sie weniger wundern, wenn ich Sie
wissen lasse, daß ich Ihren Lebensweg seit geraumer Zeit
verfolge und sofern mir das möglich war, kaum einen Ihrer
Vorträge auf Ihren Reisen ausgelassen habe. Ich bin um den
halben Erdball geflogen, um Sie zu finden.«
    »Was Ihnen auch gelungen ist«, nickte Mason. Ein
flüchtiges Lächeln huschte um seine Lippen. Er war
braungebrannt wie Fraplin, wirkte aber kräftiger und sah
erholter aus. Die letzte Reise schien demnach doch keine Strapaze
für ihn gewesen zu sein, wie Fraplin angenommen hatte.
Andererseits hatte’ Mason nach seiner Rückkehr Zeit gehabt,
sich wieder zu erholen.
    »Das bereitete mir nur anfangs Mühe. Ich hatte damit
gerechnet, Sie in Ihrem Heimatort in England anzutreffen. Leider war
dies nicht der Fall. – Ein bestimmtes Ereignis hat Sie
veranlaßt, jedoch umgehend in die Staaten zu fliegen, als sich
herausstellte, daß die Arzte in Ihrem Heimatland Ihnen kaum
Hoffnung auf Hilfe geben konnten.«
    Fraplin wußte, daß er sich allein mit dieser Andeutung
mit einem schnellen Schritt nach vorn wagte. Doch es hatte keinen
Sinn, bei nichtssagendem Geplänkel zu bleiben. Mason mußte
merken, daß sein Besucher einen handfesten Grund hatte, hier
aufzutauchen und gerade diese Dinge zur Sprache zu bringen.
    Die Reaktion bewies auch, daß sein Vorstoß ins
Schwarze getroffen hatte.
    Mason konnte seine Überraschung nur schwerlich verbergen.
    »Wer sind Sie und was reden Sie da für einen
Unsinn?« fragte er barsch. »Ich bin kerngesund.«
    »Ich habe auch nicht von Ihnen gesprochen, Mister Mason,
sondern von Ihrer Frau Elisabeth. Mein Name ist Eric Fraplin –
wir haben fast ein gleiches Hobby.«
    »Sie sind der Fraplin, der kreuz und quer durch die Welt
reist, und von dem man dann hin und wieder einen Brief aus dem
Himalaya oder aus Tibet oder Tonga in den Tageszeitungen lesen
kann?« Er faßte sich an die Stirn. »Ja, ich kenne
Sie, habe schon Fotos von Ihnen gesehen. In der Zeitung. Jetzt
weiß ich auch, weshalb mir Ihr Gesicht so bekannt vorkam, aber
im ersten Moment habe ich nicht gewußt… Sie hätten
Ihren Namen gleich nennen sollen.«
    »An das Naheliegende denkt man stets zuletzt, Mister
Mason.«
    Fred Mason bat den Besucher ins Haus. Hinter der Tür gab es
einen kleinen quadratischen Windfang. Von dort aus führte eine
weitere Tür direkt ins Wohnzimmer.
    »Ich wohne im Augenblick unter sehr bescheidenen
Umständen, ich weiß«, sagte er schnell, als er
Fraplins Blick bemerkte. »Das ist kein Raum, das ist ein
Loch.«
    Die Bezeichnung traf den Nagel auf den Kopf.
    Ein alter Tisch, der grau und matt war, von einer scharfen
Säure zerfressen schien, stand mitten im Raum. Zwei einfache
Holzstühle, die nicht viel besser aussahen, standen davor.
    Es gab sogar ein Sofa. Offensichtlich diente es Mason zum
Schlafen. Einige neue Wolldecken, die zerwühlt dort lagen,
ließen diesen Gedanken zu.
    Mitten auf dem Tisch stand eine Petroleumlampe. Sie erzeugte das
bernsteinfarbene, gemütliche Licht, das er durch die
Fensterscheibe von draußen wahrgenommen hatte.
    Vom Wohnzimmer aus führte eine Tür in eine kleine
Küche. Dort stand auf einem klobigen Holzklotz ein zweiflammiger
Gasbrenner, wie er von Campingfreunden gern benutzt wurde.
    »Ich koche mir gerade einen Kaffee. Darf ich Ihnen eine Tasse
anbieten? Oder kann es etwas Scharfes sein? Ein Bourbon? Gin Fizz?
Sie wundern sich, das sehe ich Ihnen an. Eine armselige Behausung,
aber an Essen und Trinken große Auswahl.«
    Fraplin entschied sich für eine Tasse Kaffee. Die tat ihm
sicher gut und weckte seine Lebensgeister.
    Als Mason in die kleine Küche ging und ihm kurz den
Rücken zuwandte, kniff Fraplin sich in den Oberarm.

Weitere Kostenlose Bücher