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Macabros 091: Die Pestreiter

Macabros 091: Die Pestreiter

Titel: Macabros 091: Die Pestreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Pinzette auf einem Tablett kreisen und ein Trinkglas
zerplatzen.
    Carminia, die indessen darum gebeten hatte, mit Dr. Mills ins
Hospital zu gehen und den Toten zu sehen, wurde sehr
nachdenklich.
    Mills wurde kreidebleich. »Was hat das alles zu
bedeuten?« fragte er tonlos. »Hier spukt es.«
    Er wußte nicht, wohin er zuerst blicken sollte.
    Zwischen Carminia Brados Augen war eine scharfe Falte entstanden.
»Ist das schon mal aufgetreten, Doc?« fragte sie mit
belegter Stimme.
    »Nicht das, was jetzt passiert…«
    »Also etwas anderes?« hakte die Brasilianerin sofort
nach.
    »Der ganze Nachmittag ist schon voller Merkwürdigkeiten,
auch das Telefonat, das ich mit meinem Kollegen Henderson
führte, wurde unterbrochen. Auf recht merkwürdige Weise.
Henderson hat mich dann noch mal von einem anderen Apparat aus
angerufen und mir erklärt, daß ohne jeglichen Grund das
Kabel seines Telefons aus der Wand gerissen wurde, nachdem kurz zuvor
eine Stichflamme aus der Leitung schoß.«
    »Wann genau geschah das?« fragte Carminia schnell.
    »Am späten Nachmittag etwa… Henderson rief mich an,
um mir die traurige Mitteilung zu machen.«
    »Also nachdem festgestellt worden war, daß Pepes Herz
ausgesetzt hatte«, präzisierte sie.
    Mills nickte nur.
    Plötzlich knackte es. Der Schlüssel, der im Schloß
einer Verbindungstür steckte, wurde geräuschlos
umgedreht.
    Mills bekam Stielaugen.
    Keiner von ihnen hatte Hand angelegt.
    »Ich werde das dumpfe Gefühl nicht los, Doc, daß
da jemand auf sich aufmerksam machen will«, sagte Carminia Brado
leise. »Vielleicht stimmt doch nicht alles, was Sie aus dem St.
Helens Hospital gehört haben. Kommen Sie, gehen wir gemeinsam
hin! Ich muß Pepe sehen. Ich kann einfach nicht glauben,
daß… ja, ich weiß«, fügte sie
plötzlich hinzu, ohne den vorhergehenden Satz zu Ende gesprochen
zu haben. »Ihr Blick sagt mir alles, Doc. Sie sehen mich so
merkwürdig an, als wollten Sie sagen, daß man auf
Gefühle nichts geben kann. Instrumentenanzeigen haben
schließlich erwiesen, daß in seinem Körper kein
Leben mehr steckt. Aber selbst wenn es so ist, Doc: Was wir eben hier
erlebt haben, beweist eindeutig, daß Pepe existiert, daß
er uns auf seine Weise etwas sagen will.«
    Mills’ Augen verengten sich. »Sie meinen, Miss Brado,
daß Pepes parapsychische Fähigkeit – über den
Tod hinaus…«
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht,
ob die Kraft ihn überdauert hat, nun frei herumschwebt wie ein
Geist, dessen ruhelose Wanderschaft begonnen hat, oder ob die Zeichen
und Signale direkt von ihm ausgehen, daß er uns rufen will, und
es nicht anders kann als auf diese Weise.«
    Mills war durch seine enge Freundschaft mit Richard Patrick, dem
Herausgeber von ›Amazing Tales‹, mit Dingen vertraut, die
alles andere als alltäglich waren. Er wußte um die
Fähigkeiten einiger Menschen, die über die
herkömmlichen Gaben hinausgingen.
    Kaum waren Carminia Brados Worte verebbt, geschah noch etwas. Der
Schlüssel, der sich vorhin laut knackend im Schloß gedreht
hatte, rutschte aus dem Loch und schwebte wie an einem unsichtbaren
Faden durch die Luft, direkt auf die beiden sprachlos stehenden
Menschen zu.
    Genau vor Carminias Augen blieb der Schlüssel hängen.
Und dann schienen starke Hände mit immenser Kraftanstrengung den
Schlüssel zu verbiegen.
    Der körperlose Pepe, die reinen parapsychologischen
Kraftströme, losgelöst von seinem sterblichen Leib, konnten
in einer bisher nie gekannten Stärke wirksam werden.
    Es waren Ratlosigkeit und Verzweiflung, die ihn dazu trieben,
übermäßig stark in Erscheinung zu treten.
    Er machte einen Knoten in den Schlüssel und wollte damit sein
›Ja‹ zu Carminias Ausführungen signalisieren.
    Sie sollte kommen, ihn sehen und wissen, daß nichts
endgültig war.
    Das gab ihr und ihm neue Hoffnung.
     
    *
     
    Sie verließen die Praxis. Der Lift brachte sie rasch nach
unten.
    Pepe eile ihnen schon voraus. Er benutzte nicht den Umweg
über Türen und Lift, sondern schwebte kurzerhand mit seinem
Geistkörper durch die nächstbeste Wand und glitt in
Höhe der fünften Etage etwa, die Straße entlang wie
ein unsichtbarer Ballon, den der Wind vor sich hertrieb.
    Noch ehe Carminia und Dr. Mills mit dem Wagen aus der Tiefgarage
kamen, erreichte Pepe schon das St. Helens Hospital. Er wollte in der
Nähe der Leichenkammer sein, wenn Carminia und Henry Mills
eintrafen.
    Das St. Helens Krankenhaus war fünfzehn Stockwerke hoch. Die
oberste Etage war als

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