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Macabros 091: Die Pestreiter

Macabros 091: Die Pestreiter

Titel: Macabros 091: Die Pestreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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den
körperlosen Pepe wahrzunehmen, wäre einiges erklärbar
geworden. Genau den Weg, den Pepes Geist nahm, wurde durch die dunkel
werdenden Glühbirnen nachgezeichnet.
    Pepes Geist glitt durch die Außenwand in die Tiefe. Er nahm
den hektischen Betrieb der Straße auf. Hupende Autos, zahllose
Passanten. An einer Straßenkreuzung war eine Ampelanlage
ausgefallen. Ein Polizist regelte den Verkehr.
    Bis zu dem Wolkenkratzer, in dem Dr. Mills Praxisräume lagen,
war es nicht weit.
    Pepe registrierte, daß in dem betreffenden Stock noch Licht
brannte, obwohl kaum damit zu rechnen war, daß Mills um diese
Zeit Sprechstunde hielt.
    Pepe kam an Hunderten von Menschen vorbei. Niemand nahm die
körperlose Gestalt wahr.
    Pepe beeilte sich. Der Gedanke daran, daß Carminia
möglicherweise in diesen Minuten schon mit Dr. Mills sprach,
erfüllte ihn mit Unbehagen. Er konnte die Begegnung sicher nicht
verhindern, aber er hoffte, daß Carminia die Zeichen und
Signale verstand, die er setzte. Wenn sie sie nicht begriff, konnten
andere es erst recht nicht.
    Der Körperlose wurde durch seine geistige Kraft emporgetragen
wie eine Feder, leicht und schwerelos. Wiederum rein geistig, denn
Augen in herkömmlichem Sinn hatte er nicht mehr, registrierte er
durch das Fenster in den hellerleuchteten Raum einen Mann im
weißen Kittel, der aufmerksam EKG-Aufzeichnungen studierte und
Eintragungen in eine Krankenkartei machte.
    Dr. Mills war allein. Aber sein Aufenthalt in der Praxis diente
offensichtlich nicht allein dazu, um liegengebliebene Arbeit
aufzuholen. Er erwartete jemand.
    Pepe sah sich gleich darauf in seiner Annahme bestätigt.
    Die Gestalt kam wie ein Geist aus dem Nichts.
    Carminia Brado stand plötzlich mitten im Zimmer.
    Zeitpunkt und Ort schienen genau abgesprochen zu sein.
    Dr. Mills begrüßte die hübsche Besucherin mit
Handschlag.
    Pepe wußte, daß jetzt der Augenblick gekommen war, den
er so gefürchtet hatte.
    Er setzte alles auf eine Karte und glitt durch das Fenster.
    »Die Operation ist gut verlaufen«, war Dr. Mills’
Stimme deutlich zu vernehmen. »Der anfangs bestehende
Risikofaktor hatte sich als unbegründet erwiesen. Und doch
– lag es schließlich nicht in unserer Hand, wie sich etwa
zwanzig Minuten nach dem erfolgreichen Eingriff herausstellte. Etwas,
was niemand einkalkuliert hatte, was eigentlich auch völlig
unwahrscheinlich ist.« Mills zuckte die Achseln. Man sah ihm an,
wie schwer es ihm fiel, die Dinge beim Namen zu nennen.
    »Pepe… er ist…«, stammelte Carminia.
    »Nein!« schrie Pepe da. Doch niemand hörte ihn.
»Es ist alles ein Irrtum!«
    »Er war in den besten Händen. Professor Henderson ist
eine Koryphäe auf dem Gebiet der Gehirnchirurgie. Nach seinem
Bericht hat zwanzig Minuten nach Abschluß der Operation das
Herz des kleinen Patienten ausgesetzt. Da fangen übrigens alle
Rätsel an, Miss Carminia. Sein Herz war jung und kräftig.
Es ist mit der Belastung spielend fertig geworden.«
    »Ich bin nicht tot! So begreift es doch endlich!« Pepe
schrie es aus Leibeskräften. So jedenfalls kam es ihm vor. Eine
Flut erregter Gedanken erfüllte den Raum. Ein Telepath, ein
Mensch, der imstande war, gedankliche Informationen aufzunehmen,
hätte sich vor dieser Wucht kaum retten können.
»Carminia! So höre mich doch, was er sagt, stimmt nicht.
Ich kann nicht in meinen Körper zurück, ich muß erst
einen Weg finden. Es muß mit meiner Begabung
zusammenhängen. Etwas ist zu stark geworden in mir. Ich
fühle mich völlig frei, und es geht mir gut. Ihr braucht
euch keine Sorgen um mich zu machen. Kannst du das
verstehen?«
    »Nein, sie reagierte nicht!«
    Um ihre Lippen zuckte es. Sie machte aus ihren Tränen keinen
Hehl.
    Sie konnte nicht fassen, daß Dr. Mills’ ihr eine
Nachricht übermittelte, die sie so nicht erwartet hatte.
    Da griff Pepe ein, auf die Weise, die ihm noch möglich
war.
    Ein einziger, wütender Gedanke genügte.
    Die Glühbirne in der Stehlampe hinter Dr. Mills’
Schreibtisch gab ihren Geist auf. Mit lautem Knall zerplatzte
sie.
    Mills und Carminia Brado fuhren zusammen.
    »Was war denn das?« fragte der Arzt verwirrt. »Ein
Kurzschluß?«
    An dem Doppelstecker war noch die Schreibtischlampe befestigt.
Aber die brannte weiter.
    Dieser eine Angriff allein würde niemand aufmerksam oder
mißtrauisch machen, das wußte Pepe nur zu gut. Erst eine
Kette von Vorfällen würde die notwendige Aufmerksamkeit
erregen.
    Pepe versetzte die Deckenlampe in schwingende Bewegung, ließ
eine

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