Macabros 093: Fluch der Schlangengöttin
nur Tiermenschen, die aus allen Teilen der
Erde und aus verschiedenen Zeiträumen stammten. Sie hatten sich
in der Zeit ihres Lebens für Luku-U’moa entschieden. Sie
waren nicht als Tote hierher gekommen. Ihr Leben währte ewig.
Auf dämonische Weise.
Doch da gab es noch andere, die auch Menschen waren, und noch so
aussahen. Niemals haftete ihrem Ausdruck etwas Tierisches an.
Doch sie waren Raubtiere und wilde Echsen im Innern ihres
Herzens.
Jack Hallon tauchte in einem der finsteren Tunnel auf. Es handelte
sich um einen schlecht zugänglichen Schacht, der von den
patrouillierenden Menschenjägern und Dämonen kaum beachtet
wurde.
Im Reich der Schlangengöttin war bekannt, daß besonders
medial veranlagte Menschen und auch solche, die sich
magisch-technischer Hilfsmittel bedienten, imstande waren, jederzeit
– auch ohne den Willen Luku-U’moas – hier
einzudringen. Sie aufzuspüren und gefangenzunehmen, war die
erste Pflicht. Jene Neugierigen tauchten dann oft auf ungeklärte
Weise unter, und die irdische Polizei, die sich mit den betreffenden
Vermißtenmeldungen befaßte, mußte eines Tages
resigniert aufgeben. Von den Verschwundenen hörte man nie wieder
etwas. Das ereignete sich jährlich einige tausend Mal auf der
ganzen Welt.
Luku-U’moas Reich war zu ihrer Endstation geworden. Es war
eine jener Dämonenwelten, auf der Menschen untertauchten. Es gab
deren auch andere.
Doch weder von dieser noch von jenen wußten die meisten
etwas.
Es gab aber auch andere Intelligenzen, die in Luku-U’moas
Reich eindrangen. Intelligenzen von Welten aus dem Kosmos oder aus
anderen Dimensionen, die in parallel liegenden Räumen
existierten.
Nicht immer war es Neugierde oder eine abstruse Abenteuerlust, die
die Betreffenden dazu veranlaßte, das Risiko einer
Weltenwanderung auf sich zu nehmen. Mancher Einzelgänger, der
bereit war, den Kampf gegen die Mächte der Finsternis zu
beginnen, war auch dabei auf der Strecke geblieben. Gerade diese
Eindringlinge – wurden sie als solche erkannt – wurden mit
schwersten Strafen belegt.
Luku-U’moas Reich war aus der Sicht derer, die sie kannten,
verehrten und ihr dienten, Teil des Ganzen und doch
selbständig.
Luku-U’moa hatte den Schlangengott, der mit dämonischer
Macht ausgestattet war, überlistet, um ihr eigenes Reich zu
gründen. Das war ihr auch gelungen. Aber gleichzeitig hatte sie
sich damit Feindschaft zugezogen, die Feindschaft des
Schlangengottes, der alles daransetzte, seine verlorenen Rechte
wieder zurückzuerobern.
Rha-Ta-N’my, die Dämonengöttin, griff bei solchen
internen Machtkämpfen nie oder nur selten ein. Ihr selbst kam es
darauf an, daß aus der Vielzahl derer, die dämonischen
Ehrgeiz entwickelten, die besten hervorgingen. Die besten waren auch
die stärksten…
›Jack Hallon‹ gehörte zu den Beratern der
Schlangengöttin, die ihr Reich vor Angriffen des Schlangengottes
ebenso verteidigen mußte wie vor allzu wagemutigen
Verstößen todesverachtender Eigenbrötler.
Hallon konnte sich frei in der Welt der Schlangengöttin
bewegen, dennoch wäre es ihm nicht recht gewesen, wenn die
Menschenjäger und Häscher ihn hier gesehen hätten. Er
hätte zwar jederzeit eine passende Ausrede gefunden, aber wenn
erst mal an höchster Stelle Mißtrauen aufkam, dann war der
einmal gefaßte Plan gefährdet. Beim augenblicklichen Stand
der Dinge bedeutete dies Selbstmord.
Daß er diesen Tunnel benutzte, hatte zwei Gründe.
Erstens bot ein geheimer Fixpunkt, der nicht der direkten
Überwachung unterstand, weil er unbekannt war, ihm die
Möglichkeit, die andere Welt aufzusuchen, zweitens lag unweit
dieses Fixpunktes der Ort der Begegnung mit ›ihm‹. Hallon
kannte seinen Partner nicht, für den er arbeitete, der aber die
gleiche Absicht wie er verfolgte: Luku-U’moas
Einflußsphäre zu vernichten und ihr Land dem
Herrschaftsbereich des Schlangengottes einzuverleiben. Auf die
Pläne und Intrigen des Schlangengottes, der nach Rache
gegenüber Luku-U’moa sann, war er eingestimmt.
Diesen Plänen wäre die Absicht eines Mannes namens
Björn Hellmark, den man in den Gefilden der Nacht und des
Verderbens nur zu gut kannte, in die Quere gekommen.
Hellmark wollte die ›Ewige Flamme‹ in das Reich
Luku-U’moas bringen. Das ›Kalte Licht‹ aber war ein
Unterpfand der Macht des Schlangengottes. Nachdem Björn Hellmark
dieses Licht aus dem geheimen Versteck entwendet hatte, lief die
Suche nach ihm und der Flamme auf Hochtouren. Gerüchten
Weitere Kostenlose Bücher