Macabros 093: Fluch der Schlangengöttin
der
Düsternis.
Schatten bewegten sich vor ihnen. Gestalten, halb Mensch, halb
Tier, die bis an die Zähne bewaffnet waren, tauchten vor ihnen
auf. Sie schossen wie Pilze aus dem Boden.
»Zurück!« zischelte Lophon.
Doch es war schon zu spät.
Geräusche hinter ihnen, schweres Atmen.
Da waren weitere Menschenjäger, die sich in tiefen
Einbuchtungen versteckt gehalten hatten oder die heimlich hierher
geschlichen waren, ohne daß die Freunde und auch Lophon dies
bemerkten.
Mit einem wilden Schrei warf Lophon sich herum. Er wollte fliehen,
zurück in den Tunnel, aus dem sie gekommen waren.
Es ging alles so schnell, daß sie den Ablauf der Ereignisse
kaum mitbekamen.
Im Nu waren Hellmark und Mahay umringt.
Lophon gurgelte, als sich eine Peitsche, deren Lederschnur mit
Widerhaken versehen war, um seinen Hals legte. Der Verräter
wurde mit grober Gewalt nach vorn gerissen, ehe Björn dies
verhindern konnte. Er mußte sich gegen drei, vier Gegner
gleichzeitig zur Wehr setzen. Nicht anders erging es Rani Mahay. In
dem allgemeinen Aufruhr konnte er nicht mehr verfolgen, was aus
Lophon wurde.
Menschenjäger schleppten ihn davon.
Hellmark zerdrückte einen Fluch zwischen den Zähnen. So
dicht vor einem Schacht, der sie in unmittelbare Nähe zum Palast
getragen hätte, wie Lophon andeutete, mußte es
ausgerechnet zu diesem Zwischenfall kommen.
Stahl klirrte. Die Halbmenschen verstanden sich darauf, zu
kämpfen. Hellmark parierte geschickt. Wie ein Dreschflegel fuhr
das ›Schwert des Toten Gottes‹ zwischen seine Feinde.
Hellmark fällte zwei Gegner.
Da wurde auch er von einem Hieb getroffen, der ihn taumeln
ließ. Eine Klinge zerfetzte sein Hemd, die Haut auf seiner
Brust wurde geritzt. Ein dünner Blutstreifen zeigte sich.
Er war so sehr mit den Feinden beschäftigt, die in immer
größerer Zahl auftauchten, daß er für die
schattige, labyrinthische Umgebung keinen Blick mehr übrig
hatte.
Sonst hätte er ihn gesehen, Unugk, den Schatten…
Er klebte reglos an der Wand, ein schwarzes, langgestrecktes
Etwas, das die Form einer Schlange mit einem großen
menschlichen Kopf hatte. In dem schwarzen Schattenkopf glühte
ein unheimliches Auge, rot und grün…
Unugk triumphierte.
Er sah, daß einer der Eindringlinge - der Mann mit der
bronzefarbenen Haut und der Glatze – das ›Ewige Licht der
Schlangengöttin‹ trug. Das kalte, grün schimmernde
Licht lag auf den zerklüfteten Wänden, Licht und Schatten
tanzten in einem wahren Wirbel auf und ab.
Dieses Licht brachte die Entscheidung. Für alle. Unugk, der
Spion des Schlangengottes, erkannte, daß die Zeit gekommen war,
auf die er gehofft und zugearbeitet hatte. Doch nun liefen die Dinge
anders ab, als er sie sich ursprünglich vorstellte. Lophon, der
als Jack Hallon in der Welt der Menschen tätig geworden war,
hatte den Auftrag gehabt, für ihn einiges in Gang zu bringen.
Lophon hatte als Werkzeug ausgedient.
Unugk gab das Zeichen.
Die tierischen Menschenjäger schleppten den sich
widerstrebenden Lophon auf einen Schacht zu, verschwanden darin mit
ihm.
Hellmark und Mahay bekamen nichts davon mit. Ihre Sinne waren auf
das Kampfgeschehen um sie herum konzentriert. Die Auseinandersetzung
forderte alle Kräfte von ihnen.
Mahay verteidigte das ›Kalte Licht‹, das er in der
Linken hielt, mit Bravour, während seine Rechte kraftvoll und
gezielt ein Schwert führte, das aus der Waffenkammer der Insel
Marlos stammte. Außer dem Schwert war Rani aber noch mit der
Dämonenmaske bewaffnet. Der Inder stülpte sie sich jetzt
über, als er einen Moment freie Hand hatte und Schwert und die
Fackel mit dem kalten Licht in einundderselben Hand halten
konnte.
Mahay veränderte sich auf eine erschreckende Weise.
Sein Kopf war jetzt ein Totenschädel. Blankes, fahles Gebein,
kahl und furchteinflößend…
In den dunklen Augenhöhlen glomm ein grünes Licht.
Dies war der Eindruck, den Menschen von ihm hatten, wenn sie ihn
so sahen. Ein Mensch mit einem Totenschädel, der sich bewegte,
der atmete! Was Dämonen darin sahen, war nach wie vor ein
Geheimnis. Es gab einen bestimmten Faktor, der sie veranlaßte,
fluchtartig das Weite zu suchen, dem Anblick der Dämonenmaske zu
entfliehen. Einige lösten sich sogar auf in schwefelgelben
Rauch, verflüchtigten sich.
Weder zu der einen noch zu der anderen Sorte gehörten die
Tiermenschen, die in Luku-U’moas Reich beheimatet waren.
Sie waren Menschen – und doch keine.
Sie waren Dämonen – und doch keine.
Sie waren
Weitere Kostenlose Bücher