Macabros 093: Fluch der Schlangengöttin
satanische Wesen, erfüllt von der Gier nach dem
Bösen.
Einen Moment lang zögerten sie, wichen zurück. Auf
irgend eine geheimnisvolle Weise waren sie gehemmt, so gezielt und
kraftvoll zu kämpfen, wie zuvor. Doch sie glichen dieses
plötzliche Handicap dadurch aus, indem sie ihre Reihen
kurzerhand verstärkten.
Rani wußte nicht zu sagen, woher die Unheimlichen alle
kamen. Sie schienen wie eine Brut in den Löchern und Tunnels des
Labyrinths zu hocken und nur darauf zu warten, daß ein
geheimnisvoller Ruf sie aktivierte.
Seit dem Angriff waren erst wenige Sekunden vergangen. Sie hatten
die erste Überraschung überwunden, setzten beide ihre ganze
Kraft ein und mußten doch einsehen, daß sie bei dieser
Übermacht keine Chance hatten, auf normale Weise
durchzukommen…
*
Lophon sank in den Schacht.
Dem Verräter waren die Hände auf den Rücken
gebunden. Lophon wurde begleitet von sechs Menschenjägern.
Er wußte, daß er keine Chance hatte, zu fliehen.
Sie würden ihn auf der Stelle niederschlagen. Die Bögen
der Häscher waren gespannt, Pfeile eingelegt, die Schwerter zum
Schlag erhoben…
In Lophon arbeitete es.
Man hatte ihn gemeinsam mit den Eindringlingen angetroffen. Das
war schlimm. Aber er konnte eine Ausrede finden, wenn Luku-U’moa
ihn zu Wort kommen ließ.
Der Stollen, in dem sie in die Tiefe glitten, war zu Ende. Lophon
spürte wieder festen Boden unter den Füßen.
Vom Schacht aus führte nur ein Weg in einen Tunnel, der
schließlich im Freien endete.
Ein schummriger Platz, der von hohen Mauern umgeben war, lag vor
ihnen. Der breite Weg führte direkt in den Palasthof hinein.
Die Tore – in jeder Himmelsrichtung zwei – wurden von
Tiermenschen bewacht. Sie reagierten überhaupt nicht auf die
Ankömmlinge. Die Bilder sprachen für sich.
Es ging durch Gänge und Korridore. Der riesige Palast –
hundertmal so groß wie ein Dom, düster und unheimlich in
seiner Ausdehnung und Gestaltung - war voller Säle und
Räume, die von himmelragenden Säulen gestützt
wurden.
In einigen Sälen hielten sich Tiermenschen auf, vereinzelt
und in Gruppen. Dies war ihre Unterkunft, das Heiligtum der
Herrscherin, der sie nahe sein wollten. Nur wenige aber durften sie
schauen. Zu ganz besonderen Anlässen.
Ohne jeglichen Grund konnte Luku-U’moa den Gedanken haben,
einige ihrer Untertanten in ihre Nähe zu befehlen. Darauf
warteten die meisten. Sie wußten, daß die
persönliche Begegnung mit der Schlangengöttin ihr Ende
bedeutete. Es kam auf die jeweilige Stimmung und Laune der
Mächtigen an, die keine fremden Götter neben sich
duldete.
Sie war unberechenbar in ihrem Wollen und Handeln.
Auf dem Weg in den Palast gingen Lophon tausend Gedanken durch den
Kopf. Er mußte Luku-U’moa von seiner Unschuld
überzeugen. Wenn es ihm gelang, die Dinge so zu drehen,
daß sie der Überzeugung war, er hätte dies alles nur
in ihrem Sinn getan, würde sich der Spieß nicht mehr gegen
ihn – sondern die Häscher wenden. Sie hatten den Beweis
für seine Schuld oder Unschuld nicht mitgebracht. Die Flamme
befand sich noch in den Händen derer, die ihn gezwungen hatten,
ihn zu begleiten.
Er konnte sich herausreden, wenn er behauptete, die ›Ewige
Flamme‹ jenen abzunehmen, die sie widerrechtlich an sich
genommen hatten. Sein Absicht sei es gewesen, zu verhindern,
daß der Schlangengott sie wieder in seinen Besitz brachte und
damit Luku-U’moas Herrschaftsbereich ein für allemal
festschrieb.
Die Halle vor ihm dehnte sich aus. In ihr gab es nur noch zwei
Säulen, die sofort den Blick auf sich zogen.
Mitten zwischen den beiden riesigen Steinsäulen stand ein
steinerner Thron, der von reliefartigen Gebilden übersät
war. Die Darstellungen zeigten hauptsächlich Szenen, in denen
Schlangen und schlangenähnliche Wesen eine Rolle spielten.
Die riesigen Säulen, die fern in der domähnlichen Kuppel
zusammenzutreffen schienen, waren bemerkenswert. In dem roten Glosen
der Domkuppel befand sich eine riesige Nachbildung der Erde, ein
gewaltiger Globus aus massivem Stein. Deutlich zu erkennen waren die
Kontinente und Meere. Beide Säulen stachen in den
überdimensionalen Globus hinein. Es sah aus, als hätten sie
ihn aufgespießt.
Die Weltkugel drehte sich in dem roten Licht lautlos und
langsam.
Noch phantastischer aber war das, was es zwischen den Säulen
auf dem hohen, verzierten Steinthron zu sehen gab.
Luku-U’moa, die Schlangengöttin, die ihm mit kaltem
Blick und abschätzendem Lächeln
Weitere Kostenlose Bücher