Macabros 093: Fluch der Schlangengöttin
die
Einzelheiten?
Nie hatte er von einem Wesen wie diesem gehört. Er
wußte nichts über dessen Herkunft und Absichten.
Unugk aber wußte alles. Er war ein Schatten und schien doch
tausend Augen und Ohren zu haben. Nichts, was jemals im und um den
Palast der Schlangengöttin geschehen war, war ihm entgangen.
Unugk spielte seine Rolle perfekt. Der Schatten wollte sich auf
überzeugende Weise seines Handwerkszeugs entledigen, und er
wollte gleichzeitig in den Besitz der ›Flamme‹ gelangen,
die sich in diesem Bereich befand. Unugk war Lophons Auftraggeber,
Unugk wollte als Statthalter des Schlangengottes dies unselige Reich
übernehmen und die Herrscherin vom Thron stürzen. Die
Wankelmütigkeit der Schlangengöttin gefiel ihm schon lange
nicht. Sie war zu einem Zeitpunkt mit dem kalten Licht in
Berührung gekommen, der ungeeignet gewesen war, sie ganz dem
Bösen zuzuführen. Ihre Launenhaftigkeit rührte daher,
daß Reste von Verständnis und Menschlichkeit in ihrem
Herzen zurückgeblieben waren. Die Dämonenwelt aber
verlangte das absolut Böse. Wer auch nur noch eine Spur von
Liebe in seinem Herzen trug, gehörte nicht auf den Thron des
Teufels. Eine erneute Begegnung mit dem Licht - und zwar zum rechten
Zeitpunkt - konnte den Funken in diesem Herzen zur Flamme werden
lassen.
Auch Luku-U’moa mußte vergehen. Unugk wußte
schon, wie. Er würde dem Schlangengott das Tor in dieses Reich
öffnen.
Es war gut, daß er sich so demonstrieren, seine Treue und
Anhänglichkeit unter Beweis stellen konnte. Luku-U’moa
vertraute ihrem Spion – der eigentlich der des Schlangengottes
war - blindlings.
Die Schlangengöttin war wütend.
Lophon verlegte sich aufs Flehen.
Vergebens.
Luku-U’moa vollzog ihre Rache.
»Du hast mir in der Zeit, als es darauf ankam, schlecht
gedient. Freiwillig konntest du es nicht. Also wirst du es
unfreiwillig tun. Du wirst niedriger sein als die Niedrigsten in
meiner Umgebung… wie die Schlange, der ich mich verschwor,
sollst du vor mir im Staube liegen, dich nie wieder erheben
können…«
Lophon sah seine Hoffnungen schwinden.
Er setzte alles auf eine Karte, wußte im voraus, daß
er keine Chance hatte, aber er konnte nicht anders.
Er sprang blitzschnell auf. Seine Rechte kam hoch. Ein heller
Lichtstrahl schoß aus seiner Handinnenfläche. Er war auf
Luku-U’moa gerichtet. Die ganze Kraft, über die er
verfügen konnte, setzte er ein.
Das magische Feld, das er zwischen sich und der
Schlangengöttin errichten wollte, um Zeit zur Flucht zu
gewinnen, flimmerte wie eine Wand. Sie stand kerzengerade zwischen
ihnen, kippte dann um – ihm entgegen.
Es kam, wie er befürchtet hatte. Die Kräfte, die er
derjenigen entgegenschleuderte, welche sie ihm verliehen hatte,
schlugen auf ihn zurück.
Lophon schrie gellend auf. Er konnte nicht einen Zentimeter zur
Seite ausweichen, so schnell ging alles. Das Licht warf ihn zu Boden.
Bäuchlings lag er zu Füßen Luku-U’moas.
»Wie du jetzt da liegst, soll es ein ganzes Leben lang sein.
Als Schlange sollst du durch den Staub kriechen. Du wirst noch halb
Mensch sein, Lophon, wie ich – aber nie wieder wirst du deinen
Oberkörper aufrichten können… Dies ist mein Fluch, der
jedem zuteil wird, der sich mir widersetzt…«
Wie durch Zauberei hielt sie plötzlich einen Stab in der
Hand, der vorn einen geschnitzten Schlangenkopf aufwies und aussah
wie ein Signum ihrer Macht.
Der hölzerne Schlangenkopf bewegte sich, zwei drei grelle
Lichtblitze schossen auf den reglos am Boden Liegenden zu.
Durch den Körper Lophons lief ein Zucken.
Das graue Jackett riß der Länge nach auf. In Fetzen
flogen die Kleidungsstücke auseinander. Lophon lag nackt vor den
Augen der Herrscherin.
Noch immer flossen die grellen Lichtblitze aus dem zum Leben
erwachten hölzernen Schlangenkopf in seinen Körper.
Es schien, als wäre Lophon mit einer elektrischen Quelle
verbunden, die seinen Leib durchschüttelte.
Sein Kopf verlängerte sich, veränderte Form und
Aussehen. Große flache Schuppen begannen zu wachsen. Sie
bedeckten den ganzen Schädel, reichten bis tief in den Nacken
hinab.
Der Mund verbreiterte sich. Es sah so aus, als würde er sich
weiter nach hinten öffnen. Eine dunkle, leicht offene Linie lief
zwischen den beiden Kiefern entlang.
Die Augen waren schwarz und blickten kalt und glitzernd. Lophon
hatte einen Schlangenkopf.
Von den Hüften abwärts begann der gleiche Prozeß.
Die Beine wuchsen zusammen, der Schlangenleib bildete sich
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