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Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Titel: Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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eine Brücke
bis unter das Fenster, an dem Danielle de Barteaulieé
stand.
    Sie stieg auf die Fensterbank. Kein Mensch war weit und breit, der
sie dabei beobachtete. Von dort aus lief sie über die primitive
Eisenbrücke zum nächsten Balkon. Geschickt hielt sie sich
an der dunklen Hauswand. Die Finsternis vereinfachte ihren Plan.
    Noch ehe sie das Ende des ersten Balkons erreichte,
beeinflußte sie bereits mit ihren magischen Fähigkeiten
das Gestänge des dahinter liegenden.
    Unter ihren Füßen gähnte der Abgrund. Doch
dafür fürchtete Danielle sich nicht. Mit ihren
Fähigkeiten konnte sie auch gut einen Sturz abfangen, wenn es
sein mußte. Gefährlich wurde es nur, wenn ein ranghoher
Dämon aus Rha-Ta-N’mys Reihen in ihrer Nähe weilte und
ihre Kräfte kurzfristig neutralisierte. Dann war sie völlig
den Kräften ausgeliefert, deren sie sich den Dämonischen
zum Trotz bediente, nicht, um Menschen Schaden zu bringen, sondern um
ihnen zu helfen.
    Geduckt erreichte sie den letzten Balkon, der zu Zimmer 12
gehörte.
    Hinter ihr rollten sich die Stäbe wieder in ihre
ursprüngliche Form zurück, die Metallblüten entstanden
wieder, die Balkone wurden wieder so, wie sie ursprünglich
waren.
    Das Fenster zum Korridor war geschlossen.
    Danielle stand vor der Balkontür, hinter der sich die
Schatten bewegten. Es waren die Silhouetten eines Mannes und einer
Frau.
    An der Wand neben dem Bett brannte ein abgeschirmtes Licht. Mehr
Helligkeit wollten die beiden Bardons wohl nicht haben.
    Noch mal mußte Danielle de Barteaulieé Magie
anwenden, um einen Schritt weiterzukommen. Die Schatten hinter dem
dichtgewebten Vorhang bewegten sich wie im Tanz, wie nach dem
Rhythmus einer Musik, die sie nicht wahrnahm.
    Danielle erkannte, daß beide die Arme emporreckten und
geheimnisvolle Worte murmelten, die sie nicht verstand, so sehr sie
sich auch bemühte. Es waren Worte aus einer fremden, ihr
unbekannten Sprache.
    Es schien, als würden sie mit oder an jemand ein
geheimnisvolles, gefährliches Ritual vollziehen.
    Rani Mahay!
    Die Französin zögerte keine Sekunde länger, um sich
Gewißheit zu verschaffen.
    Vollkommen lautlos lief das Geschehen ab.
    Der dichtgewebte Stoff in Augenhöhe wurde dünner, als
würde er an Substanz verlieren. Dann war er so fadenscheinig und
großmaschig, daß es überhaupt keine Schwierigkeiten
mehr bereitete, vom Dunklen ins Helle zu sehen.
    Danielle erfaßte sofort die Situation.
    Mitten im Zimmer spielte sich ein ritueller Vorgang ab.
    Doch Rani Mahay war nirgends zu sehen!
    Er lag nicht auf dem Boden, nicht gefesselt auf dem Bett – er
war einfach nicht da.
    Die Bardons mußten etwas mit seinem Verschwinden zu tun
haben.
    Die Bardons? Waren sie das wirklich noch, die da in hektischen
Bewegungen durch den dämmerigen Raum tanzten?
    Es waren zwei Skelette, deren Knochen nicht bleich und fahl waren,
sondern schwarz wie die Nacht, und die um einen Gegenstand tanzten,
der ebenfalls aus Knochen bestand, die sie mitten im Raum zu einer
undefinierbaren Form aneinandergereiht hatten.
    Mit etwas Phantasie konnte man darin ein kugelrundes Gesicht
erblicken, dem links und rechts zwei übergroße Ohren
angesetzt waren.
    Drei, vier Sekunden war Danielle de Barteaulieé völlig
im Bann dessen, was geschah.
    Wer waren die Skelette? Die – Bardons?
    Waren sie verhext worden? Wie Rani Mahay, von dem weit und breit
nichts zu sehen war?
    Ihre Gedanken fieberten.
    Die schwarzen, tanzenden Knochengestalten standen plötzlich
still. Genau im Kreis, den die kleinen schwarzen Knochen auf dem
Teppich bildeten, erstand ein schwärzliches grünes
Leuchten. Es war wie eine dicke, im Kern zähflüssige Masse,
die zwischen den aneinandergefügten Knochen von der Mitte zur
Seite auseinanderfloß. Wo die Knochen den Kreis begrenzten,
blieb das schwarz-grüne Licht stehen und breitete sich nicht
weiter aus.
    Aus dem Brei wurde ein Gesicht, das sich mäßig
aufhellte. Wäre das Antlitz bedeutend heller gewesen, würde
der Ausdruck ›Mondgesicht‹ angebracht sein. Auch so war es
ein Mondgesicht, kugelrund und aufgedunsen. Aber dunkel und
höllisch aussehend, die Augen glühten in einem
fürchterlichen Feuer wie die eines Höllenhundes.
    Die schwarzen Lippen bewegten sich.
    »Da ist eine. Sie beobachtet alles. Kümmert euch um
sie!«
    Die unheimliche Stimme kam aus dem schwarzen, dickflüssigen
Gesicht und füllte den Raum.
    Damit war sie, Danielle, gemeint!
    Die Skelette wirbelten herum.
    Danielle starrte in die dunklen

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