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Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Titel: Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Augenhöhlen. In ihnen glomm
schwarzes Licht. Sie hatte nie zuvor ein solches Glühen gesehen
und nie begreifen können, daß schwarz auch leuchtete…
Der glühende Kern im Mittelpunkt der sonst leeren
Augenhöhlen schien ihren Blick zu bannen.
    Hypnose!
    Sie spürte einen Ruck. Etwas griff nach ihr. Ein fernes Rufen
stieg in ihr auf und entwickelte sich rasch zu einem Schrei, der noch
erstickt klang, aber sich mehr und mehr zu befreien schien.
    Danielle de Barteaulieé begriff, das sie in tödlicher
Gefahr schwebte.
    Weg hier! signalisierte ihr Unterbewußtsein. Keine Sekunde
länger aufhalten… Ein Gedanke genügte
normalerweise.
    Marlos!
    Das Reißen und Ziehen wurde stärker, der Schrei
heller.
    Etwas zog sie, hielt sie – etwas anderes in ihr versuchte
jene Aktion durchzuführen, die sie aus eigenem Willen tun
wollte. Nach Marlos fliehen!
    Sie kämpfte gegen die Macht, die sie an der Flucht hindern
wollte, mit allen Kräften.
    Sie wurde nach vorn gezogen, auf die Balkontür zu.
    Sie meinte, gewaltige Hände würden sie nach vorn
schieben.
    Marlos! Marlos…! hämmerten ihre Gedanken. Warum
verwischten die Konturen der Hauswand, des Fensters nicht?
    Warum…?
    Da flog sie nach vorn. Mit dem Kopf durchstieß sie die
Scheibe der Balkontür.
    Klirren… Scherben flogen in den Raum. Der Vorhang wurde
zurückgerissen, ohne daß eines der schwarzen Skelette Hand
angelegt hätte.
    Magie!
    Eine Sekunde war auch die Französin bereit, Magie einzusetzen
und ihre Hexenkräfte voll ins Spiel zu bringen.
    Der Vorhang!
    Es ratschte, als sie sich auf das Spiel der Kräfte
konzentrierte. Ein kurzer, heftiger Windstoß riß ihn von
der Stange und schleuderte ihn klatschend gegen die beiden
Knochengestalten, die darunter verschwanden.
    Doch der Druck auf ihren Körper, das Reißen und Zerren
in ihren Gliedern, ließ nicht nach.
    Marlos!
    Ein dritter, intensiver Versuch…
    Schon fühlte sie, daß der aufsteigende Todesschrei in
ihrem Innern sie an den Abgrund drängte, aus dem es kein
Zurück mehr gab.
    Da verwischten die Umrisse des Zimmers vor ihren Augen.
    Sie stürzte einfach ins Nichts, fühlte sich jedoch noch
immer bedrängt, als griffen unsichtbare, gierige Hände nach
ihr, um sie festzuhalten.
    Sie meinte, etwas würde sich von ihr lösen.
    Ihre Seele! Verließ sie den Leib?
    Eine Ewigkeit kam ihr der Zustand vor, der folgte.
    Sie wollte schreien, auf ihre Lage aufmerksam machen. Sie
wußte, daß sie zwischen Manchester und Marlos irgendwo in
einer übergeordneten Raum-Zeit-Ebene festhing, daß die
Kräfte der anderen Seite sie vollends zurückzuziehen
versuchten. Ihre Substanz zerbröckelte… sie würde
sterben und…
    Da – ein Ruck, daß sie meinte, der Kopf würde ihr
von den Schultern gerissen.
    Wie ein Sektkorken, der aus der Flasche schoß, stieß
Danielle de Barteaulieé aus dem Nichts hervor. Das war kein
weicher Übergang. Sie war zwischen der Seite, aus der sie kam,
und der, zu der sie wollte, hin und her gerissen.
    Mit einem Schmerzensschrei krümmte sie sich zusammen, flog
einen Moment lang wie ein geschleuderter Stein durch die Luft –
und kam hart auf.
    »Danielle!« hörte sie noch den Schrei.
    Da war jemand in ihrer Nähe, eine vertraute Stimme.
    Jim, der Guuf! Sie war zu Hause – auf der Insel
Marlos…
    Dann wußte sie nichts mehr von sich.
    Ihre Sinne erloschen, ihr Organismus, völlig durcheinander,
funktionierte nicht mehr richtig.
    Danielle versank in einer lautlosen, alles verschluckenden
Schwärze…
     
    *
     
    Rani Mahay bewegte sich wie ein Schatten und war auf jeden Schritt
bedacht, um sich durch eine falsche Bewegung nicht auch noch die
Wilden auf den Hals zu laden.
    Der Inder war nach wie vor darum bemüht, soviel wie
möglich über seine neue Umgebung zu erfahren. Einen Trost
hatte er: einiges wies darauf hin, daß er sich auf einer von
Eingeborenen bewohnten Insel befand. Von wirklichen Dämonen und
Schergen der Finsternis noch keine Spur. Doch da durfte man nicht zu
sicher sein! Die Mächte aus Rha-Ta-N’mys Reich
verfügte über tausend Masken und Gestalten, und er
wußte einfach noch zu wenig über diese Welt, um sich ein
abschließendes Urteil zu bilden.
    Dafür sprach auch ein Phänomen, das ihn belastete. War
er eine Zeitlang der Überzeugung gewesen, bei der Insel
könnte es sich um eine wildromantische Bucht irgendwo im fernen
Neuseeland handeln, mußte er enttäuscht diese Hoffnung zu
Grabe tragen.
    Wäre es so gewesen, hätte er sich sofort nach Marlos
zurückversetzen

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