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Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Titel: Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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meldete sich gerade die sanfte Stimme einer
Frau. »Innenministerium, guten Tag…«
    Der Hotelangestellte glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu
dürfen.
    Das Blatt wanderte auf den Tisch zurück, das Buch klappte
noch mal an der betreffenden Stelle auf, und das Blatt fügte
sich wieder an der Rißstelle zusammen, als wäre es nie
herausgelöst worden…
    Das ganze Manöver hatte keine sechzig Sekunden gedauert.
    Danielle de Barteaulieé warf einen schnellen Blick auf den
Telefonhörer, aus dem das Geschnatter Donald Ducks erklang,
schnippte leicht mit dem Finger – und dann war alles wieder in
Ordnung.
    Freizeichen…
    Der Concierge, dem der Schweiß auf der Stirn perlte, atmete
hörbar auf.
    Danielle verschwand im Schatten hinter der Säule, die die
Überdachung vor der Treppe stützte, und versetzte sich mit
einem Gedanken nach Marlos.
    Helles Sonnenlicht umflutete sie. Sie hörte das Rauschen der
Wellen und spürte die Wärme auf ihrer Haut.
    Nur einen Moment…
    Dann wieder zurück. Sie mußte in das Hotel
›Imperial‹, um sich zu vergewissern, wie weit Rani Mahay
gekommen war, was sich überhaupt tat.
    Ihr Ziel war die vierte Etage.
    Dank der Kraft, die auf jeden überging, der sich eine gewisse
Zeit auf Marlos aufhielt, konnte sie jeden Punkt der Erde durch
Teleportation anvisieren und auch erreichen. Es war allerdings
notwendig, daß eine solche Teleportation von der Insel aus
eingeleitet wurde. Für jedes neue Ziel, das ihr am Herzen lag,
war es erst notwendig, nach Marlos zurückzukehren. Die
Teleportationen ließen sich allerdings nicht in unbegrenztem
Maß durchführen. Es ging zwei- oder auch drei Mal ohne
größere Schwierigkeiten ab, dann erschöpfte sich die
Kraft und mußte erst durch eine mehrere Stunden währende
Anwesenheit auf der Insel wieder aufgeladen werden.
    Als Danielle de Barteaulieé sich wieder aus dem ewigen
Sonnenschein löste, unter dem die Insel lag, hatte sie einen
Moment das Gefühl, als würde unweit von ihr jemand
ankommen. Sie glaubte in der Eile noch Carminia Brado erkannt zu
haben…
    Doch darüber machte sie sich jetzt keine weiteren Gedanken
und unterbrach den ›Sprung‹ auch nicht.
    Sie wollte über Mahays Schicksal mehr wissen. Das
Gefühl, daß dem Freund etwas zugestoßen war,
verstärkte sich in ihr.
    Die sonnige Umgebung wechselte über in eine andere, in der es
kein Sonnenlicht mehr gab.
    Ein langer Flur… In den Fensternischen standen große
Kübel mit Grünpflanzen. An den Wänden zwischen den
Nischen hingen Kugellampen, die angenehmes Licht spendeten. Der
Teppich unter Danielles Füßen war eine kleine
Kostbarkeit.
    Doch auf alle diese Dinge achtete sie nicht.
    Die Französin befand sich im Korridor der vierten Etage des
Hotels ›Imperial‹. Ihre Aufmerksamkeit galt nur den Nummern
über den Türen.
    Raum 4/12 – das war das zwölfte Zimmer in der vierten
Etage.
    Danielle vergewisserte sich, daß sich niemand in ihrer
Nähe befand und legte dann lauschend das Ohr an die Tür.
Wenn sie Ranis Stimme hörte, war alles in Ordnung…
    Da waren auch Stimmen. Sie unterhielten sich gedämpft
miteinander, so daß sie einzelne Worte nicht heraushören
konnte. Ein Mann sprach mit einer Frau. Rani Mahays markante Stimme
war nicht zu hören…
    Danielle de Barteaulieé lief zum Ende des Korridors. Dort
öffnete sie das Fenster, warf einen Blick entlang der Hauswand
und in die Tiefe.
    Hinter dem Hotel war ein Gartenrestaurant, in dem jedoch die
Stühle auf die Tische gestellt waren. Der Abend war kühl,
es sah nach Regen aus. In einigen Zimmern brannte Licht. Der Schein
lag wie ein matter Teppich auf den Baikonen.
    Schatten bewegten sich hinter dem zugezogenen Vorhang des Zimmers
Nr. 12.
    Was ging dort vor?
    Die Frau mit den Hexenkräften half sich auf ihre Weise.
    Bis zu dem Zimmer der Bardons waren vier Balkone zu
überwinden. Sie lagen weit auseinander. Man mußte schon
Artist oder geübter Fassadenkletterer sein, um den Abstand
zwischen den eisernen Gittern zu überwinden. Einen Sims, der an
der Hauswand entlanglief, gab es nicht.
    Danielle konzentrierte ihre Gedanken auf das eiserne
Gittergeflecht.
    Unter ihrem Blick schien es weich und nachgiebig, elastisch wie
Gummi zu werden. Die Metallbänder streckten sich und waren
plötzlich mit Leben erfüllt. Lautlos entrollten sich
Mäandermuster, öffneten sich stilisierte Metallblüten
und wurden zu Verbindungsstreben oder unterstützenden Gittern,
die die Streben absicherten.
    Die sich entrollenden Eisenstäbe schlugen

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