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Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Titel: Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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waren Mutmaßungen.
    In der Dämmerung und dem letzten, erlöschenden Glosen
der Lagerfeuer sah Mahay die Form der Gestalten, die rings um den
Eingang in Stein gehauen waren und riesige Gegenstände
schleppten. Gegenstände, die um vieles größer waren
als sie selbst.
    Der Inder glaubte im ersten Moment, sich zu irren.
    Er sah genauer hin. Nein, eine Täuschung war trotz der
schlechten Lichtverhältnisse ausgeschlossen.
    Die nur mit Lendenschurz bekleideten Inselbewohner schleppten
riesige Knochen – wie von einem Giganten!
     
    *
     
    Ob es sich um Menschen- oder Tierknochen handelte, ließ sich
auf die Schnelle und in der Dunkelheit nicht feststellen.
    Mahay hörte die Geräusche, das Knistern von Flammen und
sah gleich darauf den Widerschein.
    Die Höhle war mindestens zehnmal so groß als die
ersten, die er gesehen hatte.
    In ihr schliefen keine Männer, Frauen und Kinder. Eine
Handvoll Eingeborener hielt auch hier Wache am Feuer, einer war damit
befaßt, sich um eine Gestalt zu kümmern, die man auf ein
Blätterlager gebettet hatte. Das war der Schiffbrüchige.
Und der sich über ihn beugte, dumpfe Worte murmelte und ihm
einen mit geheimnisvollem Kräutersud getränkten Fetisch vor
die Nase hielt, war der Medizinmann.
    Es gab noch mehr zu sehen, und es war so grauenvoll, daß der
Inder noch immer hoffte, bei allem, was er sah und erlebte, handele
es sich nur um einen bösen Traum…
    Aber der Traum ging weiter, und Mahay erwachte nicht, so sehr er
sich auch bemühte.
    Die Höhle war ein Tempel. Ein makabrer Tempel.
    Die stützenden Säulen hatten die Form riesiger
Knochen.
    Die verdickten Enden waren die Kapitelle, die die gewölbte
Felsendecke trugen.
    In der riesigen Höhle gab es zahlreiche Nischen, aus denen
aufeinandergestapelte Totenschädel grinsten.
    Meterhoch waren Gerippe, Arm- und Beinknochen
aufeinandergeschichtet.
    Dies war ein Tempel und eine Gruft.
    Die Eingeborenen schienen ihre Toten und ihre Opfer nicht in der
Erde beizusetzen, sondern deren Gebeine in diesen Tempel zu
bringen.
    Mahays Blick irrte zu dem Medizinmann, der sich gerade erhob und
den Männern am Feuer einen scharfen Zuruf schickte.
    Die Alten und Krieger sprangen hoch.
    Der Inder sah, daß der Schiffbrüchige am Boden sich
rührte und leise stöhnte.
    »W-a-s-s-e-r… Wasser«, kam es kaum
verständlich über die Lippen des
Geschwächten…
    Die Eingeborenen verstanden ihn nicht. Und selbst wenn sie ihn
verstanden hätten, war es fraglich, ob sie ihm aus den in der
Ecke stehenden irdenen Krügen etwas gegeben hätten.
    Die Wilden rissen ihre Speere und Dolche hoch. Die Spitzen und
Klingen bestanden aus geschliffenem Stein.
    Sie schwangen die Äxte über ihre. Köpfe, gaben
gutturale Laute von sich, lachten und gerieten ob der Mitteilung des
Medizinmannes außer sich vor Freude. Einer rannte davon und
passierte Rani Mahay nur um Haaresbreite, ohne ihn zum Glück
wahrzunehmen, um die Kunde jenen zu bringen, die offenbar darauf
warteten.
    In der eigenartig makabren Atmosphäre und dem Halblicht
fletschten die Eingeborenen ihre Zähne.
    Die Gebisse waren kräftig, die Zähne groß.
    Es waren die Gebisse von Kannibalen…
     
    *
     
    Rani Mahay konnte sich nur denken, was man mit dem geretteten
Schiffbrüchigen im Schild führte.
    Die Gestik, die Freude darüber, daß’ er noch lebte
und der ganze Triumph der hier wartenden, wachenden Gruppe redeten
eine deutliche Sprache.
    Die Dinge erforderten sofort eine Entscheidung von ihm, und so
blieb ihm keine Zeit mehr, die unheimliche Tempelhöhle
näher in Augenschein zu nehmen. So konnte er nicht mehr
feststellen, ob die riesigen Knochen, die als Säulen für
die Decke Verwendung fanden, tatsächlich Knochen oder aus Stein
gemeißelt waren.
    Jedenfalls schienen Knochen, Skelette und Totenschädel in der
Primitivwelt dieser Wilden eine große Rolle zu spielen.
    Der Inder sprang plötzlich aus seinem Versteck nach vorn. Er
gab einen markerschütternden Schrei von sich, daß die
Krieger und Ältesten des Stammes erschreckt zurückfuhren
und nicht begriffen, wie ihnen eigentlich geschah.
    Da war eine dunkle Gestalt, die schnellte wie eine Raubkatze durch
die Luft, faßte ein brennendes Holzscheit und riß es aus
dem Feuer. Die Funken sprühten, und die Wilden kreischten, als
Mahay mit ruckartigen Bewegungen auf sie zulief.
    Mahay hatte das Überraschungsmoment voll auf seiner
Seite.
    Schon war er bei den beiden vordersten Eingeborenen und
entriß ihnen die Speere, noch ehe sie begriffen, wie

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