Macabros 095: Verschollen in Dwylup
dich und das, was du zu
berichten hast, interessieren. Der Mann heißt Björn
Hellmark…«
»Wer ist das?«
»Unser Todfeind! Er war vor einiger Zeit hier und hat
Molochos’ Eigentum geschändet… Molochos Einfluß
darf nicht untergehen. Dies würde den Untergang Dwylups
bedeuten. – Und dem wirken wir mit allen Mitteln
entgegen.«
»Wer ist Molochos?«
»Der Fürst der Dämonen, der Herr über Dwylup.
Von diesem Ort aus bezieht er einen Großteil seiner Macht.
Molochos schwebt über dir. Er kann dich verschlingen, wenn wir
es ihm befehlen…«
Sie konnte nicht anders, als den Blick zu heben.
Sie starrte in die riesigen, rotglühenden Augen des
Götzenantlitzes, dem hier offensichtlich die Funktion eines
Lebenden zugeschrieben wurde.
Sie verstand von dem, was um sie herum vorging, kaum etwas. Sie
hatte nur einen Wunsch: diesen unheimlichen Ort so schnell wie
möglich zu verlassen, damit der Alptraum endlich sein Ende
fand.
»Und was ist, wenn dieser Björn Hellmark sich für
meine Geschichte interessiert? Vorausgesetzt, er kriegt sie
überhaupt zu hören…«
»O doch, das wird er. Er hat seine Spione und Helfer
überall. Alles, was es an Merkwürdigkeiten in deiner Welt
gibt, wird ihm zugetragen. Du wirst dann überzeugend darstellen,
daß du in deiner Welt nicht mehr sicher bist, daß du dir
überhaupt keinen Ort mehr vorstellen kannst, wo du dich
aufhalten könntest. Du fühlst dich ständig beobachtet
und verfolgt – und denkst an Selbstmord…«
Jedes Wort, das das fischgesichtige Monster sprach, traf sie wie
ein Hammerschlag.
Ihre Augen weiteten sich. Alles, was da von ihr verlangt wurde,
hörte sich unsinnig an.
Wenn sie nicht schon den Verstand verloren hatte und Dinge zu
sehen und zu hören glaubte, die eigentlich nicht sein durften,
dann stand sie nun davor, in den Wahnsinn abzugleiten.
»Das wird ihn überzeugen. Deine Geschichte ist nicht
erlogen, sondern entspricht der Wahrheit. Du kannst also gar nichts
falsch machen. Sogar die Stelle, an der der Tunnel nach Dwylup
entstand, wird von dir gekennzeichnet. Du bist nur noch eine
Marschstunde von der Missionsstation entfernt…«
Sie wußten alles von ihnen. Dieser unheimliche
Monster-Priester schien die Fähigkeit zu haben, einen Blick in
die andere Welt zu werfen. Oder – er hatte Owen Longfield
ausgehorcht!
»Owen«, murmelte sie plötzlich, und die
schrecklichen Bilder nach dem Absturz stiegen in ihrem Geist wieder
auf. »Was ist… mit ihm… was habt ihr mit ihm
gemacht?«
»Ich werde auf deinen Begleiter zu sprechen kommen, sobald
ich mit dem fertig bin, was ich dir zu sagen habe… nur
zurückkehren und Hellmark auf dich neugierig machen –
genügt nicht. Du mußt ihn dazu bringen, daß er dich
mitnimmt auf seine Insel. Dort bist du sicher vor uns. Marlos ist ein
Bollwerk gegen unser Reich, ein Bollwerk, das doch mal fallen wird,
wenn wir konsequent bleiben. Molochos muß erst wieder
erstarken, wenn unsere Rolle wirklich bei der Entscheidung gebraucht
wird. Dazu benötigen wir ein Auge des Schwarzen Manja…
Hellmark besitzt deren mehrere. Aber wir brauchen nur eins. Im
Antlitz der Maske Molochos’ fehlt es. Es muß wieder
eingesetzt werden – und du wirst uns dabei behilflich
sein…«
Sie ahnte, daß gräßliche Dinge vorbereitet
wurden, ohne sie vollends zu durchschauen oder begreifen zu
können.
Eins aber wurde ihr klar. »Das heißt – ich
muß noch mal zurückkehren, hierher nach Dwylup?«
»Ja. Wir erwarten dich – mit dem Auge.«
»Wie soll ich daran kommen?«
»Wenn man dir vertraut, wird es für dich nicht besonders
schwierig sein, es in einem unbeobachteten Moment an dich zu nehmen.
Du wirst nicht versagen…«
Sie schluchzte. »Was ist, wenn es mir nicht
gelingt?«
Die Augen des Fischköpfigen glitzerten kalt. »Dann
werden wir nachholen, was wir vorgesehen hatten. Molochos wird das
Opfer dankbar annehmen. Und auch deinen Begleiter wird er nicht
verschmähen…«
»Mein Begleiter? Owen? Aber – er ist doch… tot, ich
habe doch gesehen, daß…«
»Was hast du gesehen?« wurde sie
unterbrochen.
»Die anderen – sie haben ihn getötet. Ihr
Anblick…« Sie fuhr selbst wieder zusammen, als sie den
Blick hob und in die gespenstische Runde sah. Immer war ihr, als
würde sie die nächste Minute nicht mehr erleben. Es wurde
ihr innerlich eiskalt, und eine Hand schien ihr Herz
zusammenzupressen.
»Du hast geträumt…«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein«, sagte sie
entschieden. »Ich habe es
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