Macabros 095: Verschollen in Dwylup
fauchendem Geräusch verschwand das schwere Objekt in dem
sich rasend schnell drehenden Schlund.
»Achtung! Björn!« Mahay warf sich nach vorn, als er
sah, wie die Windhose herumschnellte und genau in Richtung der
Freunde weiterraste.
Hellmark erhielt einen Stoß in den Rücken, daß er
meinte, ein Pferd hätte ihn getreten.
Er verlor den Halt und stürzte nach vorn, direkt auf die Frau
zu.
Mahay handelte instinktiv, ohne zu überlegen, ob der
rotierende Wirbel Hellmark wirklich gefährlich geworden
wäre oder nicht. Dem Freund war das Loch in der Wolkenwand am
nächsten.
Es ging alles viel zu schnell, um den Ablauf der Dinge im
einzelnen beobachten zu können.
Der Wirbel, von dem Mahay befürchtete, daß er Hellmark
ansaugen könnte, stand im gleichen Moment über ihm.
Dann gab es keine Chance mehr für ihn.
Mahay schrie auf, als er den Boden unter den Füßen
verlor. Er ruderte wild mit Armen und Beinen und wollte der Bewegung
entgegenwirken. Aber er war nur noch ein Insekt im Wirbelsturm,
völlig den tobenden Elementen ausgeliefert.
Der Schlund nahm ihn auf. Und Björn Hellmark, der sah, wie
der Freund rasend schnell in der wirbelnden Spirale verschwand,
versuchte gutzumachen, was Mahay an ihm getan hatte.
Macabros!
Wenn es eine Chance für Rani gab, dann nur noch durch den
Ätherkörper, dessen feinstoffliche Substanz von den
unheimlichen Kräften nicht in Mitleidenschaft gezogen werden
konnte.
Macabros ließ den Verletzten im Krankenhaus zurück.
Patricks Personalien waren bereits aufgenommen, und nun war Macabros
auf dem Weg zum Büro, wo man von ihm erwartete, daß er
Mitteilung darüber machte, unter welchen Umständen er den
Verletzten gefunden hatte.
Macabros schritt an der Seite einer dunkelhäutigen, grazilen
Krankenschwester.
Als Hellmark die tödliche Situation für Mahay erkannte,
fuhr das Signal wie ein Blitz auch in seinen Zweitkörper.
Macabros verschwand. Die Schwester blieb wie vom Donner
gerührt stehen, starrte einige Sekunden lang auf die leere
Stelle neben sich und mußte sich zusammenreißen, um nicht
aufzuschreien.
Sie schloß drei Sekunden die Augen und öffnete sie dann
wieder. Die Stelle war noch immer leer. Da lief die Krankenschwester
den Weg zurück zum Behandlungszimmer, in dem der Fremde
untersucht wurde.
War auch er nur eine Fata-Morgana?
Richard Patrick war Wirklichkeit, und es gab ihn noch immer, der
Mann aber, der verschwunden war, materialisierte in dieser Sekunde
mitten im Wirbel und wollte Rani Mahay retten.
Vergebens!
Macabros sah, wie Rani Mahay in einen scheinbar endlosen Schlund
stürzte, zwischen wirbelnden Wolkenmassen verschwand und selbst
in seiner Kraft so gewaltig geschwächt wurde, daß es nicht
möglich war, noch eine zweite Teleportation
durchzuführen.
Die unsichtbare Mauer, gegen die Macabros prallte, schlug
zurück auf Björn Hellmark.
Er spürte einen bohrenden Schmerz in seinem Kopf, daß
er glaubte, jemand treibe eine riesige Nadel hinein.
Er fühlte im gleichen Augenblick die Angst und das Grauen
einer Welt, die ihm nicht fremd war, mit der er bereits schon mal in
seinem Leben konfrontiert worden war.
Die gespenstische Atmosphäre der Monsterstadt
Dwylup…
*
Eine halbe Minute war Björn wie benommen.
Dann kehrte seine Kraft zurück.
Die Frau auf dem Boden stöhnte.
Er hob sie auf.
So plötzlich und heftig wie Regen, Sturm und Gewitter
eingesetzt hatten, hörten sie wieder auf.
Aus den Gebäuden stürmten Helfer.
Noch ehe sie beide im Haus untergebracht waren und dort von den
Ärzten in Empfang genommen wurden, berichteten sie von ihrem
erschütternden Erlebnis.
Sie waren in einem Monsterland gewesen. Ihr Leben war zum Alptraum
geworden. Während des Fluges zur Missionsstation waren sie in
eine mysteriöse Wettersituation geraten, die jedem
physikalischen Gesetz Hohn spottete.
Ein Loch im Himmel – das schließlich in eine andere
Dimension, in eine Jenseitsstadt, mündete…
»Aber wie kamen Sie wieder zurück?« hakte Hellmark
nach, der dieses Mysterium so schnell und vor allem so gründlich
wie möglich gelöst wissen wollte.
»Ich… weiß nicht«, antwortete Claire
Monescue. »Da war ein großer Wald… er ist kaum mit
menschlichen Worten zu beschreiben…, nicht, wie man sich sonst
einen Wald vorstellt… Die Bäume… sind
Knochenbäume, die Zweige… Knochen… Die Wälder
jenseits der Stadt… endlos da hinein sind wir
geflüchtet…«
Sie phantasierte nicht. Aus eigener Anschauung kannte Björn
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