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Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Titel: Macabros 097: Das Grab in Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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mal, kannst du mir verraten, wann du das letzte
Mal hier angerufen hast?«
    »Das muß mindestens ein Jahr her sein.«
    »Optimist! Es sind meines Erachtens zwei…«
    »Mein Gott, wie die Zeit vergeht! Ich hätte
schwören können…«
    »Tu’s lieber nicht, Phil! Ich hab’ schon vergessen,
wie deine Stimme am Telefon klingt. Kein Wunder, daß ich so
dämlich fragen muß. Und jetzt fällt dir
plötzlich ein, daß du noch einen Freund in der Stadt hast,
der nur eine Viertelstunde von dir entfernt lebt und den du seit zwei
Jahren nicht mehr gesprochen hast. Phil, erinnerst du dich, wie wir
früher…«
    »Ich möchte gern mal wieder über alte Zeiten mit
dir sprechen, Brian. Geht mir ebenso wie dir. Aber nicht am
Telefon… tun wir’s doch hier, bei mir.«
    »He, was ist denn los mit dir? Du rufst mich doch nicht…
weißt du, wie spät wir haben?«
    »Schätze, es ist gleich Mitternacht. Hab’ keine Uhr
an.«
    »Und nur, um mal wieder mit mir über alte Zeiten zu
sprechen, klingelst du mich mitten in der Nacht aus dem Bett? Es ist
übrigens schon zehn nach zwölf, mein Lieber.«
    »Ich muß mit dir reden, Brian. Nostalgische
Gesprächsthemen können wir einschließen, aber in
erster Linie geht’s um ein brandaktuelles Problem.«
    »Hast du ’nen neuen Text entziffert?«
    Harrison war Fachmann alter Sprachen. Er hatte über die
verschiedensten Ursprachen Bücher verfaßt, die noch heute
in Gelehrtenkreisen als Nachschlagewerke galten.
    »Ich hatte ein Erlebnis, das mit den alten Sprachen zu tun
hat. Ich muß mit dir darüber sprechen…«
    »Phil! Jetzt haben wir uns so lange nicht mehr gesprochen
– da kommt’s auf diese Nacht auch nicht mehr an. Ich bin
gleich morgen früh nach Sonnenaufgang bei dir…«
    »Das dauert mir zu lange. Du mußt sofort kommen, Brian!
Verstehst du?«
    »Nein, ich versteh’s nicht. Aber du wirst deine
Gründe haben. Okay. Wenn’s dir so eilt, komm,
ich…«
    »Danke, Brian! Du bist ein wirklicher Freund. Du warst stets
der einzige, dem man etwas anvertrauen konnte und der’s auch
für sich behalten hat. Ich habe Order, über das, was ich
gehört und gesehen habe, kein Wort zu verlieren. Aber ich
werd’ damit allein nicht fertig, das muß ich dir gestehen.
Ich brauche deinen Rat…«
    »Wenn du so sprichst, dann brennt’s wirklich an allen
Enden. Weißt du, daß du vor dreiundvierzig Jahren auch
eine solche Nachtaktion gestartet hast?«
    »Mhm, ich erinnere mich nicht.«
    »Dafür ich mich um so besser.«
    »Dein Gedächtnis war schon immer
phänomenal!«
    »In jener Nacht ging’s um die Examenarbeit am
nächsten Morgen. Du hattest da einige Probleme… und deine
letzte Hoffnung war mal wieder dein alter Freund Brian. Immer,
wenn’s brenzlig wurde…«
    Professor Harrison schmunzelte. Das war typisch Doal! Seine
Leidenschaft war es, in Erinnerungen zu wühlen. Und es machte
Spaß, mit ihm darüber zu reden, er grub die tollsten Dinge
aus, Erlebnisse und Daten, die ein anderer längst vergessen
hatte. Im stillen ärgerte sich Harrison, daß er an seine
Freunde immer nur dann dachte, wenn er wirklich mal einen zum
Gespräch brauchte. Dann gab es wieder lange Perioden der Arbeit,
die ihn voll und ganz einspannten, und so saß er oft bis in die
Nacht noch über Büchern, entzifferte Schriften und stellte
Texte zusammen.
    Als er aufgelegt hatte, zündete er sich erneut eine Zigarette
an.
    Da war es ihm, als wäre draußen im Flur ein
Geräusch.
    War jemand vor der Tür?
    Er verließ sein Arbeitszimmer. Da kam ihm jemand
entgegen.
    »Hallo, Professor«, sagte eine freundliche, silberhelle
Knabenstimme.
     
    *
     
    »Sarash?« Harrison glaubte zu träumen.
»Aber… das kann… doch nicht sein? Wie kommst du denn
hier herein?«
    »Durch die Tür«, strahlte der Junge.
    »Sie stand offen…«
    »Sie stand… offen?« echote Harrison.
    Er sah nach.
    »Jetzt ist sie wieder im Schloß«, sagte Sarash
schnell. »Ich wollte gerade anläuten, als ich entdeckte,
daß die Tür nicht verschlossen war. Da machte ich mir
Sorgen. Ich dachte, es wäre etwas passiert.«
    »Danke«, murmelte Harrison benommen. »Das ist sehr
nett von dir, daß du dir… solche Sorgen um mich
machst… Aber wie kommst du hierher? Als wir gingen, hast du fest
geschlafen. Ist Mister Shoam etwa…«
    Das heftige Kopfschütteln des Jungen veranlaßte den
Sprachwissenschaftler nicht weiter zu forschen.
    »Shoam schläft fest…«
    »Du bist allein unterwegs? Aber wieso…«
    »Wieso ich dann gerade zu Ihnen

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