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Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Macabros 097: Das Grab in Lemuria

Titel: Macabros 097: Das Grab in Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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komme?«
    »Ja.«
    »Ich habe mich am längsten mit Ihnen unterhalten. Das
hat mir gefallen…«
    Sarash ging einfach an ihm vorbei ins Arbeitszimmer.
    »Gemütlich haben Sie’s hier, Professor. Und die
vielen Bücher…« Schon stand er am Tisch und blickte in
die aufgeschlagenen Seiten. Einige Texte hatte Harrison rot markiert.
»Kommen Sie damit nicht zurecht?« fragte Sarash völlig
ungezwungen.
    »Du hast es erraten, Junge.« Er trat näher. Seine
erste Neugier, weshalb Sarash ihn zu fortgeschrittener Stunde
aufsuchte, wich einer zweiten, noch intensiveren. Wenn der Junge ein
derart genialer Kenner alter Sprachen war, und sogar ihn in den
Schatten stellte, dann wußte er vielleicht auch mit jenen
rätselhaften Zeichen etwas anzufangen, die man auf einem Felsen
in vierhundert Meter Tiefe im Atlantischen Ozean gefunden hatte.
    Einige Wissenschaftler waren der Meinung, daß die Inschrift
ein Überrest der verschollenen und sagenumwobenen Kultur
Atlantis’ war.
    »Es ist ein atlantischer Dialekt«, sagte Sarash wie aus
der Pistole geschossen.
    »Sagt er dir etwas?« Harrison konnte seine Erregung nur
mühsam verbergen.
    »Selbstverständlich. Ich kann es lesen, wenn Sie das
meinen.«
    »Was steht da, Sarash?«
    »Eine Prophezeiung, Professor… ›Ehe die Sonne
untergeht, wird das Feuermeer über die Erde hinwegfluten…
Was gewesen war, wird vergehen – aber was vergangen ist, wird
wiederkommen, denn in Lemuria stand die Wiege. Die Kraft von dort
kann nie vergehen…‹ Welch wahre Worte, Professor!«
    Täuschte er sich oder klang die Stimme des Jungen nicht ein
wenig überheblich, ja, sogar höhnisch?
    Sarash fuhr fort. »Wenn Sie die Zeichen genau ansehen,
fällt Ihnen da nicht etwas auf. Sehen Sie sich doch den Begriff
›Kraft‹ mal näher an… hier…« Sarash
deutete auf das Zeichen.
    »Seit heute abend hatte ich einen Verdacht«, erwiderte
Harrison matt. »Nachdem ich unterschrieben hatte, deshalb schlug
ich nach meiner Rückkehr… sofort dieses Buch auf… das
Zeichen gleicht jenem Symbol, unter das wir alle unsere
Unterschriften setzten. Das Zeichen hier im Buch ist runder,
enthält aber die gleiche Feldeinteilung, und mit ein wenig
Phantasie kann man auch die sich sammelnden Strahlen erkennen, die
nur gestreichelt angedeutet sind…«
    »Das Symbol ist jünger, es hat seine ursprüngliche
Form verloren«, erklärte Sarash. »Es ist die
atlantidische Auffassung von ›Kraft‹, die auch
›Tod‹ bedeutet. Es ist das Todeszeichen der Zauberer von
Lemuria, Professor. Wer mal damit zu tun hatte, der war verloren.
Seelisch oder geistig oder körperlich. Es kam ganz darauf an,
was mit dem, der auserwählt war, geschehen sollte… Und so
besehen, könnte man den Text auch ein wenig anders
interpretieren, nicht wahr? ›Der Tod von dort kann nie
vergehen…‹ ›Tod‹ statt ›Kraft‹ –
und schon steht Lemuria wieder mitten unter uns.«
    Jetzt klang Sarashs Stimme schon scheußlich
abstoßend.
    »Und diese zweite Übersetzung trifft den Wahrheitsgehalt
der Überlieferung weitaus besser als die erste«, sagte er
sarkastisch. »Das Zeichen des Todes ist das Symbol für Ihr
zukünftiges Leben, Professor. – Komm, sieh’ mich
an…«
    Phil Harrison glaubte nicht recht zu hören, als Sarash ihn
plötzlich so vertraulich wie einen alten Freund anredete.
    Er empfand es als eine Frechheit, und mit einem Schlag war ihm der
Junge unsympathisch.
    Er sah ihn an, und das Zeichen des Todes stach ihm in die
Augen.
    Er taumelte, wich zwei Schritte zurück und stieß mit
dem Rücken gegen die Bücherwand.
    Der fahl-grüne Schein von Sarashs Körper hüllte ihn
ein.
    Der Junge hatte das Hemd aufgeknöpft. Auf seiner Brust
leuchtete das Todessymbol.
    Harrison merkte, wie er von etwas Fremdem, Unbeschreiblichem
eingelullt wurde. Es war wie ein Gift, eine Droge, das nach seinem
Hirn griff.
    »Von Stunde an bist du nicht mehr frei. Das Zeichen des
Todes, das das Hauswappen Vontox’ ist, ist stärker als dein
Wille. Du wirst mir folgen, zu mir gehören, wirst dich
verstecken, bis ich den Weg kenne und dich rufe…« Die
Stimme klang furchtbar. Das war nicht mehr die eines
zwölfjährigen Knaben. Was in Sarash hauste, das war ein
anderer. Sarash war nur eine Hülle, eine Tarnung…
    Phil Harrison wollte den Kopf wenden und sich abdrehen, aber er
war dazu außerstande. Er meinte, das kopfgroße Zeichen,
das in wildem Feuer glühte, würde sich von der
kränklich-blaß aussehenden Haut lösen und direkt auf
ihn

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