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Macabros 098: Dämonenkrieg

Macabros 098: Dämonenkrieg

Titel: Macabros 098: Dämonenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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den
Tisch…«
    Der Mann hatte schwarzes Haar und einen dicken, schwarzen
Schnurrbart. Das Gesicht war breit, seine Gestalt untersetzt.
    Er hieß Imre und stammte aus Ungarn. In seinen Adern
floß Hunnenblut, die in diesen Breiten vor Jahrhunderten ihre
Herrschaft ausübten.
    Er machte keinen angetrunkenen Eindruck und erzählte zwanglos
über Drowna und das einfache Leben auf dem Land, von der
Einsamkeit stiller Pfade, plätschernder Bäche und steiler
Höhen.
    »Es kommen immer wieder Fremde hierher – nicht mehr
soviele wie früher. Drowna bietet ihnen nichts
Besonderes…«, winkte er ab und nahm einen kräftigen
Schluck, daß ihm fast die Luft wegblieb. »Das einfache
Bauernleben ist nichts für die Menschen von heute. Aber in der
Erde steckt die Kraft des Lebens… die Menschen werden es mal
begreifen, aber dann ist es zu spät… doch ich wollte mit
euch nicht philosophieren. Ihr sucht Draculas Schloß… ihr
seid eurem Ziel sehr nahe. Der Borgopaß liegt noch gute zwei
Stunden von hier entfernt. Wenn die Kutsche schnell fährt,
schafft sie es eine Viertelstunde früher. Aber – das ist in
dieser Jahreszeit sehr ungewöhnlich. Dann geht’s die
Serpentinen ’rauf, und plötzlich habt ihr das Gefühl,
die einzigen Menschen auf der Welt zu sein. Dann seht ihr mit
Schaudern die uralten Mauern. Die Ruine von Draculas Schloß,
ein eigenartiger Zauber geht von der Stätte aus. Seltsam –
man glaubt, dem Tod nahe zu sein…«
    Er sprach sehr dramatisch, mit gesenkter Stimme.
    Ein Mann am Nebentisch wandte dennoch den Kopf und bekam einzelne
Wortfetzen mit. Es handelte sich um einen Slowaken, der eine bunte
Lammfelljacke trug.
    »Sie waren schon oben?« John Bakers sprach die deutschen
Worte mit deutlichem Akzent aus. Er hatte Mühe, sie zu
formulieren. Er konnte die fremde Sprache besser verstehen, als sich
in ihr ausdrücken.
    Imre riß die Augen auf und nickte ernst.
    »Das ist viele Jahre her. Aber seit ich ein alter Mann bin,
laß ich’ solche Dinge. Ich weiß heute mit der Gefahr
umzugehen… Damals hatte ich einfach Glück in meinem
jugendlichen Leichtsinn – heute würde mir das nicht mehr
passieren…«
    »Hatten Sie denn ein Erlebnis?« wollte Margie
wissen.
    »Eins? Mehrere!«
    Die Freunde aus London sahen sich an.
    »Erzählen Sie!« sagte Harry Sullivan und beugte
sich nach vorn. Er winkte dem Wirt, als er sah, daß der
Biervorrat zur Neige ging.
    Der Mann reagierte sofort. Er wälzte sich hinter der Theke
vor. Sein weitläufiger Bauch schleifte am Messingrahmen des
mahagonifarbenen Ausschanks und spannte sich unter der speckigen,
uralten Lederschürze, daß sie jeden Augenblick wie ein
aufgeblasener Luftballon mit lautem Knall platzen konnte.
    »Ein Bier für Imre«, verlangte Sullivan. »Geht
auf meine Rechnung…«
    »Danke, der Herr«, der Bauer freute sich und
entblößte seine kräftigen Zähne. »Sie sind
sehr nett… aber wenn ich eine Bitte äußern
dürfte…«
    »Ja, tun Sie das!« erwiderte Sullivan jovial.
    »Eigentlich ist erst… ein Korn fällig… ich
habe einen empfindlichen Magen… versteht ihr?« Er blickte
sich lächelnd in der Runde um. »Zwei Bier hintereinander
– ist happig. Da muß ich immer erst ein bißchen
vorwärmen. Wenn ich also darum bitten
dürfte…«
    »Bringen Sie ’nen Korn, Herr Wirt«, ließ
Sullivan den schrulligen Alten erst gar nicht ausreden. Der Mann mit
dem breiten Gesicht und dem dicken Schnauzbart gefiel ihm.
»Meinetwegen auch zwei! Damit er auch für’s
übernächste Bier seinen Magen schon wieder schonend
vorbereiten kann.«
     
    *
     
    Er meinte es ernst. Diesen Eindruck gewannen alle drei.
    »Ich hatte damals Glück, wie ich bereits sagte. Aber
ebenso gut hätte ich verschwinden können, wie andere
Neugierige vor mir. – Man soll das Schicksal nicht
herausfordern. Deshalb warne ich euch…«
    Er verwechselte in der deutschen Sprache ständig
›Sie‹ ›Ihnen‹ und ›euch‹. Aber da weder
Bakers, noch Margie noch Harry Sullivan grammatikalisch Bescheid
wußten, merkte es niemand.
    »… laßt eure Finger davon! Bleibt hier, geht nicht
zur Ruine… dort liegt einiges im argen. Etwas geschieht dort,
was kein Mensch beschreiben kann.«
    »Und woher wissen Sie das?« hakte die junge Fotografin
sofort nach.
    »Man macht sich seine Gedanken, wenn man gewisse Dinge
gesehen hat…«
    »Und was haben Sie gesehen?«
    »Geister! Der Ort hat sich verändert… Vielleicht
schickt Dracula aus dem Jenseits seine Fühler erneut aus und
wird eines Tages

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