Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh
der PSI-begabten Priester
in ihren Städten und Dörfern vernehmen. Alle
Möglichkeiten sind schlagartig abgeblockt. Wir müssen einen
Weg finden, so schnell und unauffällig wie möglich hier
herauszukommen, ohne in Kampfhandlungen verstrickt zu werden. Gegen
die Übermacht haben wir kaum eine Chance. Nur durch
Geschick…« Weiter kam er nicht.
Rauschen über ihnen!
Carson und Macabros warfen die Köpfe hoch, Macabros reagierte
noch geistesgegenwärtig, packte seinen Begleiter am Kragen und
riß ihn zur Seite.
Doch – zu spät!
Das riesige, mit Metallkugeln beschwerte Netz entfaltete sich und
schlug über ihnen zusammen wie ein Mantel.
Im nächsten Moment begann der Kampf. Gegen das Netz, das sie
in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkte, und gegen die
Finsterlinge, die von allen Seiten her plötzlich wie Pilze aus
dem Boden schossen.
Macabros stieß die Lanze durch die Masche und wehrte den
ersten Angreifer ab. Carson versuchte mit dem Schwert ein Loch in das
Netz zu schlagen, unter dem er lag.
Das gelang ihm. Aber dann war er auch schon von zehn, zwölf,
vierzehn Finsterlingen umgeben. Einem konnte er den Kopf
abschlagen.
Durch das Schwert waren die Gestalten geschaffen worden, durch das
Schwert nur konnten sie wieder vernichtet werden…
Carson war zu sehr in die Maschen des Netzes verstrickt, um
erfolgreicher sein zu können. Nach wenigen Augenblicken war er
überwältigt, seines erbeuteten Schwertes wieder verlustig,
und auch Macabros konnte gegen die Übermacht der Gegner, die ihn
zu Boden warfen, nicht allzuviel ausrichten. Schon beim ersten
Angriff brach eine Lanzenspitze auf der gepanzerten Brust eines
Gegners ab und mit dem verbliebenen Rest schlug er solange um sich,
bis auch ihn wieder starke Fesseln hinderten.
Harry Carson blutete aus einer klaffenden Stirnwunde. »Damit
wären wir so weit wie vorhin«, sagte er hart. »Der
ganze Aufwand hat sich nicht gelohnt…«
»Wer weiß«, orakelte Macabros. »Immerhin
wissen wir mehr über die Finsterlinge, ihre Entstehung, ihre
Abhängigkeit von den Priestern und dem Schlafenden. Einen Feind,
den man kennt, kann man auch bekämpfen…«
»Wenn wir dazu noch mal kommen, Björn.«
»Abwarten!«
In der Mauer, gebildet von hunderten von Gepanzerten, entstand
eine Gasse.
Hochaufgerichtet und stolz kamen sieben Priester auf Macabros und
Carson zu. An ihrer Spitze Kophas, der »Oberste Siegelbewahrer
und Wiederbringer«, wie er sich selbst betitelte.
Die Priester trugen an ihren Gewändern die gold- und
silbernschimmernden Schwerter.
Mit hochmütigem Lächeln baute Kophas sich vor den beiden
Gefangenen auf. »Eigentlich hatten wir etwas anderes vor«,
sagte er laut, daß selbst das Rauschen und Summen aus der
Halle, in der die Loarks umfunktioniert wurden, übertönt
wurde. »Es war unsere Absicht, euch zusammenzubringen und eine
Zeit zu beobachten. Daß ihr so schnell die Initiative ergreifen
würdet, hätten wir nicht gedacht…«
»Es gibt immer wieder Überraschungen, Kophas«,
meinte Macabros.
»Richtig«, nahm der Priester den Ball auf, »und wir
haben deshalb auch eine für euch. Damit ihr nicht wieder auf
dumme Gedanken kommt.« Bei diesen Worten hob er sein Schwert. Er
mußte es wieder aus dem erstarrten Fluß, in dem der
Schlafende ausharrte, zurückerhalten haben. Wie – das
entzog sich Macabros’ Kenntnis.
Kophas warf das Schwert in die Luft. Kerzengerade wie ein Pfeil
stieg es empor. »Auf den die Spitze des Schwertes zeigt, der
soll dem Kraken zum Fraß vorgeworfen werden, der andere soll in
der heiligen, alle vernichtenden Flamme des Schlafenden
umkommen«, sagte er.
Das Schwert drehte sich in der Luft, sauste wieder in die Tiefe
und blieb plötzlich wie von unsichtbaren Fäden gehalten in
Augenhöhe vor den beiden Gefesselten in der Luft
hängen.
Dann begann es sich zu drehen wie ein Uhrzeiger.
Die Spitze blieb schließlich auf Harry Carson
hängen.
»Das Urteil ist gesprochen.«
Kophas nahm das Schwert wieder an sich. Carson und Macabros wurden
in entgegengesetzte Richtungen abgeführt.
Macabros wandte den Kopf und sah, daß Harry Carsons Fesseln
durchgeschnitten wurden, daß man ihn vor den Rand eines Beckens
warf, in dem es rumorte. Es war ein riesiges Loch und schwarz,
pulsierend und bedrohlich waberte ein riesiger Leib darin, an dem
Fangarme wuchsen, die groß und dick wie ein Baumstamm
waren.
Carson lag am Boden, und dann schloß ein dichter Kreis von
Finsterlingen sich um den Ort der Hinrichtung, an den der
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