Macabros 102: Die Finsterlinge von Krosh
teilte.
»Harry!«
Carson atmete schnell, schlug die Augen auf und blickte verwirrt
auf Macabros. Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme versagte ihm
den Dienst.
Man sah Carson an, daß die Finsterlinge von Krosh ihn fertig
gemacht hatten. Sie hatten ihn niedergeschlagen.
»Unkraut… vergeht nicht… Björn«, sagte
Carson dann gepreßt, und man sah ihm trotz des erzwungenen
Lächelns an, daß jedes Wort ihm noch Schwierigkeiten
bereitete. Mit dem Namen »Björn« hatte Macabros sich
dem Amerikaner bekannt gemacht. »Sie können… noch
schlimmer… sein… Da bin ich quasi… noch mal mit
’nem blauen Auge davongekommen.!«
Er versuchte sich aufzurichten. Aber es war ihm genauso
unmöglich wie Macabros. Auch Harry Carson war verschnürt
wie ein Paket. Nur mit dem Unterschied, daß seine Fesseln keine
Widerhaken trugen und nicht aus Stahlseilen bestanden.
Als Carson so weit zu sich gekommen war, daß er selbst bei
dem schwärzlich-roten Licht diesen Unterschied wahrnahm,
schüttelte er verwundert den Kopf.
»Möchte bloß wissen, wie du das
aushältst«, sagte er irritiert.
»Mach’ dir keine Sorgen… Bevor ich in Xantilon
strandete, hatte ich ein paar Nachhilfestunden bei einem indischen
Fakir.«
»Hast du Schmerzen?«
»Kaum«, redete Macabros sich heraus.
»Möchte nur wissen, weshalb sie dich anders behandeln,
als mich.«
»Sie werden schon einen Grund haben…«
»Den wir wahrscheinlich bald erfahren werden«, stimmte
Harry Carson ihm zu. »Ich dachte, die Burschen
einigermaßen zu kennen. Lange genug habe ich sie beobachtet,
aber sie sind noch immer für Überraschungen gut.«
»Erzähl’ mir einiges darüber«, forderte
Macabros ihn auf. »Ich weiß kaum etwas über
sie.«
»Die Finsterlinge leben in einer Dimension im Innern des
Götzen«, begann er bereitwillig. Es gelang ihm, sich so
weit herumzurollen, daß er mit dem Rücken gegen die Wand
der Zelle kam und sich mit Hilfe der Mauer ein wenig aufrichten
konnte. Die breiten Fesseln waren so dicht aneinander gelegt,
daß er aussah wie eine bandagierte Mumie. »Ich lebe seit
vielen Jahren in dieser Wildnis und fand Kontakt zu vielen
Stämmen, die die Methoden der Traphilen nicht billigen. Aber
auch nicht ändern können… Mit Hilfe ihrer unirdischen
Freunde, den Priestern, sind die Traphilen sehr mächtig. Sie
scheinen sich in der Tat darauf einzurichten, zum herrschenden Volk
in dieser Welt zu werden. Ich habe meinen Freunden versprochen, dies
zu verhindern. Ich wollte das Rätsel der Finsterlinge
ergründen und gleichzeitig die Suche nach dem ›Singenden
Fahsaals‹ in die Wege leiten. Einer der Finsterlinge muß
darüber hundertprozentig Bescheid wissen. Und die enorme Macht,
die durch das ›Fahsaals‹ weitergegeben werden kann, war
für mich Grund genug, alles auf eine Karte zu setzen…
Ich wartete den günstigsten Zeitpunkt ab, da es keine Wachen
und keine Priester in der Nähe des Götzen gibt. Ein
rituelles Gesetz schreibt vor, daß dreimal vor Sonnenaufgang
sich niemand in der Nähe des Götzen aufhalten darf. Ich
habe es bereits zweimal gewagt, diesen Zeitpunkt für mich zu
nutzen. Später wurde ich dann – mitten in Krosh – doch
von den Finsterlingen entdeckt und gefangengenommen. Wie auch diesmal
wieder. Zweimal gelang mir die Flucht. Ich hatte einfach Glück.
Diesmal, beim dritten Mal, habe ich nicht mehr das Gefühl,
wieder davonzukommen. Die Finsterlinge werden keinen Pardon mehr mit
mir kennen. Zweimal hatte ich die Gelegenheit, den, der über das
›Singende Fahsaals‹ etwas weiß, zu finden. Es
heißt, daß die Finsterlinge ihn gefangenhalten. Ich habe
ihn bisher nicht entdeckt.«
»Man sagt, daß das ›Singende Fahsaals‹ im
Nebelland zu finden sein soll«, meinte Macabros. »Wer ins
Nebel-Labyrinth des Tschonn eindringt, hat Chancen, etwas
darüber zu erfahren… Was stimmt denn nun?«
»Vielleicht weder das eine noch das andere. Es gibt tausend
Versionen, wo das ›Fahsaals‹ sein soll… Irgendwo aber
muß man ja anfangen. Wie kommst du hierher? Was ist mit dir
passiert?«
»Du bist mir erst deine Geschichte noch schuldig«, wich
Macabros aus. »Dann bin ich an der Reihe…«
»Allzuviel gibt’s da nicht mehr zu
berichten…«
»O doch… denke an die Männer in Schwarz,
Harry.«
»Ich war ihnen auf der Spur. Durch einen dummen Zufall. Ich
war eines Abends mit dem Wagen unterwegs, von Denver nach Englewood.
Es war ziemlich spät. Ich war allein auf nächtlicher Tour.
Da sah ich ein Licht, das vom
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