Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak
hatten ihre Kräfte hier verloren. Alle
parapsychischen Kraftströme waren jenem Feld zugeführt
worden, das immer größer, immer mächtiger geworden
war.
Durch dieses PSI-Gebilde, das in Form und Ausdehnung einmalig war,
hatte Whiss weitere Fähigkeiten entwickelt und eine
Bewußtseinserweiterung erfahren.
Während alle anderen in diesem Zwischenreich den Tod fanden,
weil ihre Kräfte aufgebraucht wurden, kehrte er gestärkt
daraus zurück. Seine ganz persönliche parapsychische
Veranlagung war dafür verantwortlich zu machen, daß die
tödlichen Kraftströme, die dieses ganze Terrain durchzogen,
ihn nicht ebenfalls ausgelaugt hatten.
Mit Hilfe dieses Feldes hielt er Charmaine Fraque unter Kontrolle.
Diese Kraft, die sie selbst eingesetzt hatte, um
außergewöhnliche Fähigkeiten zu entwickeln, hatte
sich durch Whiss’ direkten geistigen Kontakt zu dem Feld
für sie ins Gegenteil verkehrt. Er schlug sie mit ihren eigenen
Waffen.
Als er in diesen Minuten in die grau-weißen Schleier
eintauchte, in denen es wetterleuchtete, als würden
großartige geistige Kräfte frei und unablässig
große Gedanken entwickelt, da erfüllte ihn ein
unbeschreibliches Gefühl der Freiheit, Selbstsicherheit und
eines unbändigen Mutes.
Er wußte, daß er mit Hilfe dieses Gebildes ein ganzes
Universum aus den Angeln heben konnte. Um so leichter würde es
sein, Hellmarks Fesseln zu sprengen, die ihn im Schreckens-Zentrum
gekettet hielten. Doch um das zu vollbringen, mußte er die
Kraft besser kennen- und einschätzen lernen.
Der kleine Kobold, der Rani Mahay in besonderer Zuneigung
verhaftet war, schwebte wie ein winziges Staubkorn in dem
unermeßlichen Gebilde.
Whiss hielt sich in den hellen Außenbezirken auf, sah und
hörte sich um.
Rings um ihn existierte Leben, auch wenn er es nicht sah. Das
Gebilde war nicht tot, änderte sich ständig in Dichte und
Konsistenz, änderte Farbe und Helligkeit, die vom hellen
Weiß bis zum stumpfen Grau reichte.
Mit Hilfe des Feldes konnte er Zustände bewirken, die an den
Traum erinnerten.
Er konnte auftauchen in Hellmarks unmittelbarer Umgebung, konnte
alles sehen, registrieren und konnte mit Hellmark sprechen, der ihn
erstaunlicherweise ebenfalls wahrnahm.
Mit Hilfe des PSI-Feldes war es Whiss’ Meinung nach
möglich, die unheilvollen Fäden des Netzes zu kappen, in
dem die Gefangenen hingen und die sie weder leben noch sterben
ließen.
Er mußte jetzt nur noch den richtigen Weg finden.
Einen ersten schwachen Versuch hatte er bereits unternommen. Doch
der war fehlgeschlagen, da er es offensichtlich falsch angefangen
hatte.
Er wollte nun einen anderen Weg einschlagen.
Als Björn Hellmark und Carminia Brado in den Hinterhalt des
Dämonenfürsten gerieten, hatten sie einige Gegenstände
dabei, die Molochos erst los werden mußte.
Dies waren der Trank der Siaris, die Dämonenmaske, Velenas
Armreif, der Unsichtbarkeit bewirkte, aber seine magische Kraft kurz
zuvor offensichtlich verloren hatte. Ob für immer, wußte
allerdings niemand…
Das ›Schwert des Toten Gottes‹ war Hellmark bei dieser
Gelegenheit ebenfalls entwendet worden.
Und besonders diese Waffe, die Molochos fürchtete, wollte
Whiss so schnell wie möglich wieder ins Spiel bringen.
Selbst die stärksten Dämonen und alles, was sie je
erschaffen hatten, fielen durch eine Berührung mit dem Schwert.
Das bedeutete: auch die Dämonenfäden im
Ewigkeits-Gefängnis ließen sich zerhacken, wenn die Waffe
wiederbeschafft werden konnte.
Molochos war äußerst raffiniert zu Werke gegangen und
hatte durch menschliche Helfer alle diese ihn störenden Objekte
beiseite schaffen lassen. Hellmark gegenüber hatte er erst vor
kurzer Zeit triumphierend bestätigt, daß diese Dinge sich
an einem sicheren Ort befänden. Alles war hermetisch
eingeschlossen in einen Kristall, über dessen Herkunft und
Standort er jedoch nichts verlauten ließ.
Auf die verlorengegangenen Gegenstände konzentrierte sich nun
Whiss.
Und mit dem Konzentrieren auf diese Dinge kamen die Bilder.
Sie waren einfach da, umgaben ihn - und doch war er mitten unter
ihnen.
Alles war wie ein Traum, und er lernte diese traumhafte Welt des
PSI-Gebildes immer besser kennen.
Er sah das verkorkte Fläschchen. Es enthielt den Trank der
Siaris. Und er sah die Dämonenmaske. Ein einfaches, primitives
Gebilde. Es erinnerte an einen abgeschnittenen Damenstrumpf, an eine
Strumpfmaske, wie Gangster sie manchmal über ihr Gesicht
stülpten. Doch diese Dämonenmaske war etwas
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