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Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak

Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak

Titel: Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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seit damals nicht zerfallen
waren, daß man ihnen die zweihundert Jahre nicht ansah. Es
schien, als stünden sie unter einer schützenden,
unsichtbaren Kuppel, die jede natürliche Verwitterung
ausschloß.
    Innerhalb von zweihundert Jahren kam eine völlig neue Legende
um den ›Toten Gott‹ zustande, eine Legende, die er nicht
mehr beeinflußt hatte. Die jetzige Generation der Loark war der
Überzeugung, daß der Geist des ›Toten Gottes‹
hier an diesem Ort zurückgeblieben war, daß er die
Traphilen zu sich genommen hatte, um sie zu bestrafen. Sie hatten
sich nicht an die Abmachungen gehalten.
    Macabros hörte alle diese Dinge mit ernster, unbeweglicher
Miene.
    Nein, hätte er den Anwesenden am liebsten zugerufen. Nein!
Mit alledem habe ich nichts zu tun. Das ist Dämonenwerk…
Hier sind Dinge vorgegangen, die von anderer Seite aus gesteuert und
gelenkt wurden.
    Die Loark nach der Generation, in der Bolonophom, sein Freund,
gelebt hatte, waren fest davon überzeugt, das Richtige zu tun,
in dem sie in Gruppen regelmäßig hierher pilgerten und dem
›Toten Gott‹ ihre Verehrung kund taten. Sie hatten
Meditationsübungen entwickelt, die sie anwandten, um dem
›Toten Gott‹ nahe zu sein, um seine Ratschlüsse zu
erkennen und zu befolgen. Und bei diesen Übungen – so
erfuhr er spontan – kam es oft vor, daß der eine oder
andere Teilnehmer an der ›Verehrungs-Exkursion‹
verschwand.
    »Er verschwindet?« wunderte sich Macabros.
»Wohin?«
    »Das, Herr«, sagte eine Loark-Frau träumerisch,
»wissen wir nicht. Du wirst den Grund besser
kennen…«
    Er zog es vor zu schweigen.
    Was er da hörte, bewies ihm um so mehr, wie die Gewichte sich
in Wirklichkeit verlagert hatten.
    Man machte ihn für Dinge verantwortlich, mit denen er nichts
zu tun hatte.
    Selbst grauenvolle Ereignisse, wie beispielsweise das Verschwinden
von Menschen, wurden von denen, die das erlebten, noch als im Sinn
von ihm bezeichnet.
    Ein solcher Gott, wie ihr ihn aus mir gemacht habt, bin ich nicht!
hätte er ihnen am liebsten ins Gesicht geschrien.
    Er hatte einen furchtbaren Verdacht.
    Jene aufständischen Traphilen vor rund dreihundert Jahren,
standen unter dem Einfluß dämonischer Wesenheiten. Davon
war er überzeugt. Einfluß - aus Etak oder
Resteinfluß durch den ›Tschonn‹, der hier an dieser
Stelle vergangen war? Vielleicht kam beides in Frage…
    Ein zweischneidiges Schwert war auch die Tatsache, daß sich
sein Standbild mit einem ›Altar‹ zeigte, der aus Steinen
bestand, die vom Blut geköpfter Loark-Krieger besudelt waren. In
diesen Steinen hatte im wahrsten Sinn des Wortes vor dreihundert
Jahren das Grauen gehaust. Und diese Verbindung zwischen Verehrung
einer guten Tat und dem Grauen leuchtete ihm nicht ein und gefiel ihm
nicht. Man verehrte hier einen ›Gott‹, der ein Janusgesicht
hatte…
    Die Einflüsse, die diese Loark auf den ›Toten Gott‹
zurückführten, hatten nie und nimmer etwas mit ihm zu tun.
Die Legende um ihn hatte eine Fälschung erfahren. Aber diese
Menschen begriffen sie nicht, oder konnten sie nicht begreifen, weil
sie in der Meditation, in die sie sich selbst versetzten,
unfähig waren, kritisch zu denken und zu fühlen. Alles was
geschah, empfanden sie als richtig im Sinn des ›Toten
Gottes‹ und nahmen es hin.
    Aber solche Dinge, stiegen die Gedanken in ihm auf, kann ich nicht
bewirken, eine solche Macht besitze ich nicht. Ich bin unverwundbar,
aber ich kann keine Loark einfach im Nirgendwo verschwinden
lassen…
    Er wollte ihnen das, was ihm durch den Kopf ging, mit
diplomatischen Worten beibringen.
    Aber die Ereignisse lenkten seine Aufmerksamkeit in eine andere
Richtung.
    Wo Harry Carson auf ihn wartete, entstand Unruhe.
    Zweige knackten und brachen, Laub raschelte.
    Ein dumpfer, unterdrückter Aufschrei erfolgte.
    Macabros wirbelte herum.
    Er sah zwei dunkle Schatten. Sie sahen aus wie Gestalten, die in
langen, wehenden Umhängen steckten.
    Sie stürzten sich auf Harry und verwickelten ihn blitzschnell
in einen Kampf, so daß der Freund, dessen Aufmerksamkeit auf
das Geschehen vor ihm auf dem freien Platz gerichtet war,
förmlich überrumpelt wurde.
    Er riß noch sein Schwert herum. Die geschliffene Klinge
blitzte im Dunkeln zwischen den Büschen auf. Ein hartes,
gläsernes Klirren war zu hören, als Harry den Schatten
traf. Das Schwert zerbrach im gleichen Augenblick in zwei gleiche
Teile!
    Vom Beginn der Unruhe bis zu diesem plötzlichen Überfall
waren keine drei Sekunden

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