Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak

ganz anderes.
Wer sie aufsetzte, dessen Antlitz veränderte sich. Der Kopf des
Maskenträgers wurde dann zum Totenschädel, zu einem
Totenschädel, der jedoch nicht starr und steif und leblos
wirkte, sondern auf makabre Weise lebendig. In den tiefen, dunklen
Augenhöhlen glomm ein rätselhaftes Licht. Ein Mensch
erschrak beim Anblick einer Person, die sich so zeigte. Aber
tödlich wurde es, wenn Dämonen diesen Kopf sahen. Sie sahen
darin keinen Totenschädel, sondern etwas anderes. Der Anblick
vernichtete sie auf der Stelle. Unwillkürlich streckte Whiss
seine kleinen Hände nach den Gebilden aus, die in einer Art
durchsichtigem Stein lagen, wie unter einer grotesk geformten
Kuppel.
    Er griff ins Leere.
    Er hatte zwar den Eindruck, doch der blieb schleierhaft und
zweidimensional und gewann keine Tiefe, so sehr er sich auch
bemühte, diese entstehen zu lassen.
    Er dachte an das Schwert und konnte es sich genau vorstellen. Es
tauchte in unmittelbarer Nachbarschaft der anderen Gegenstände
auf und war wie der Trank der Siaris, wie die Dämonenmaske und
Velenas Armreif eingeschlossen in rubinfarben schimmerndes
Vulkangestein.
    »Wo liegt der Block, in dem diese Dinge eingeschlossen
sind?« stellte er unwillkürlich halblaut die Frage.
    Das Mental-Feld um ihn herum begann heller zu werden und verband
sich mit seinem Geist. Lichtfunken tanzten um ihn herum, es war wie
Wetterleuchten am Firmament.
    Und dann sah er einen Felsblock und erblickte Eingeborene, deren
Gesichter und Oberkörper mit grellen Farben bemalt waren. Die
bis an die Zähne bewaffneten Männer bewachten die
Löcher in den Felsen wie einen heiligen Ort. Es war ein
unheiliger Ort, dort, wo Molochos verehrt wurde. Es war die Stelle,
wo Carminia Brado und Björn Hellmark von den Eingeborenen
überfallen und dann Molochos übergeben worden waren.
Molochos war der Führer des Stammes.
    Es war eine Welt in einer anderen Dimension, in den Schluchten und
der bizarren Landschaft des Schreckens-Zentrums. Und dorthin kam man
über die Menhire von Stonehenge, sie waren ein Tor aus der
Menschenwelt, das direkt hineinführte in das
Schreckens-Zentrum.
    Whiss konzentrierte sich auf dieses Schreckens-Zentrum. Und das
Bild tauchte vor ihm auf. Er starrte darauf wie aus großer
Höhe, als würde er darüber hinwegschweben.
    Das Schreckens-Zentrum war ein gigantischer Totenschädel,
groß wie ein Planet. Aber er fungierte als Mittelpunkt einer
düsteren, unheimlichen und makabren Welt inmitten eines
sternenübersäten Kosmos’.
    Der menschliche Totenschädel, in dessen titanenhaften Augen
Höhlen, Korridore, Treppenaufgänge in unvorstellbar
großer Zahl zu erblicken waren, wurde von Tierschädeln
umkreist.
    Es waren die von Stieren, riesigen Katzen, Vögeln und
Echsen…
    Rha-Ta-N’mys Schreckens-Zentrum war ein System des Grauens,
der Einsamkeit und des Todes. Es lag in der äußersten
Tiefe der Milchstraße, eine Welt, die noch kein Okular
erfaßt hatte, zu der nie eine Weltraumsonde vordringen konnte,
die in keiner Sternkarte eingezeichnet war.
    Whiss konzentrierte sich wieder auf den Vulkanblock, in dem die
Waffen gegen Molochos eingeschlossen waren.
    Er verstärkte seine Konzentration und mußte dabei
feststellen, daß es ihn kaum mehr Kraft kostete. Die Energie,
die er zusätzlich benötigte, holte er sich einfach aus dem
Meer der PSI-Kräfte, die ihn umgaben.
    Und er machte eine Feststellung, die sein Herz vor Freude
hüpfen ließ.
    Die Bilder waren so scharf, so lebensecht, daß er sie
berühren konnte! Sie waren dreidimensional!
    Er streckte seine Rechte aus, nahm sich vor, den durchsichtigen
Lavablock zu durchstoßen und war überzeugt davon,
daß dieses Vulkangestein weniger dicht in der atomaren Struktur
war als seine Hand mit Hilfe der PSI-Kräfte, für die
schließlich kein Weg zu weit, keine Materie zu dicht war.
    Erfolg!
    Der Triumph ließ ihn aufjubeln.
    Seine Hand durchstieß den Lavablock wie Nebel!
    Und dann fühlte er den kostbar geschliffenen Griff des
Schwertes und spürte den raschelnden Stoff der Maske, den Korken
des Fläschchens und die Rundung des Reifes.
    Was Molochos an sicherer Stelle für alle Ewigkeit aufbewahrt
glaubte, war durch den kleinen Whiss erreichbar, dem die Kraft einer
ganzen Welt zur Verfügung stand.
    Ein Anfang war gemacht, die magische Grenze war gefallen! Er
konnte die Dinge berühren. Und von da aus war es nur noch ein
kleiner Schritt, sie mit der gleichen mentalen Kraft an den Ort zu
bringen, wo sie gebraucht wurde.
    In