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Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Titel: Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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bist,
zurückzuschicken…« Nur wie er das bei dem Aussehen,
das er hatte, machen wollte, wußte er noch nicht.
    Er verließ das Nobel-Viertel, das sein Zuhause war. Er kam
sich vor wie ein Aussätziger, ein Ausgestoßener.
    Ziellos fuhr er durch die Gegend und schlug dann endlich die
Richtung zur Stadtmitte ein. Cooner war in Soho zu Hause. Die genaue
Anschrift war ihm aufgrund der Papiere, die er bei sich trug,
bekannt.
    Dieser Rollen- und Identitätstausch war Teufelswerk. Cooner
war es gelungen, etwas in die Wege zu leiten, das an Zauberei, an
Hexerei erinnerte.
    Hatte er sich mit Schwarzer Magie befaßt?
    Immer wieder las und hörte man heutzutage von diesen Dingen.
Eigentlich glaubte er nicht an solchen Unfug und hielt das Ganze
für Augenwischerei… Die Menschen von heute suchten in den
Geheimnissen und Rätseln einer vergangenen Zeit, als man so
etwas wie Naturwissenschaft noch nicht kannte, nach
Möglichkeiten, Probleme zu bewältigen, mit denen sie auf
normale Weise nicht fertig wurden.
    Aber was ihm passiert war, konnte man schließlich nicht mit
einer Handbewegung abtun.
    Jemand hatte seine Rolle im Leben übernommen, jemand, der
nicht qualifiziert war, der sich von Geld und Reichtum hatte anlocken
lassen. Und der einen Weg gefunden hatte, auf ungewöhnliche
Weise daranzukommen.
    Für das, was geschehen war, gab es jedenfalls keine
natürliche Erklärung. Bis auf eine: er hatte den Verstand
verloren, wußte nicht mehr, wer er war, und bildete sich ein,
Dinge zu hören und zu sehen, die eigentlich nicht sein
konnten.
    Die nächste Stunde verging für ihn wie in Trance.
Tausend Gedanken entstanden in seinem fiebernden Hirn, ohne daß
er einer Lösung näherkam.
    Dann befand er sich in Soho.
    Die Bars, Nachtclubs und Etablissements waren noch geöffnet.
Viele Autos parkten am Straßenrand.
    Ein altes Mietshaus mit blatternarbiger Fassade und verwitterten
Fensterläden war sein Ziel.
    In diesem Haus befand sich Marvin Cooners Wohnung…
    Myers, der aussah wie Cooner und dessen Kleidung er trug, fand
sich nicht auf Anhieb zurecht. Er mußte einen passenden
Parkplatz für sein Auto suchen, und es dauerte auch eine geraume
Weile, ehe er herausfand, daß er in den düsteren, nach
Moder und Abfällen stinkenden Hinterhof mußte, um von dort
aus die Tür des Hauses aufschließen zu können. Er
wußte nichts über dieses Haus, diese Straße, dieses
Milieu.
    Er war nicht wirklich Marvin Cooner und sah nur so aus. Das machte
nicht nur alles viel schwieriger, sondern auch beklemmender und
beängstigender für ihn. Es war eine Qual, nicht der sein zu
können, der man wirklich war. Er dachte an Clarissa, die jetzt
mit dem anderen im Bett lag, und ohnmächtiger Zorn stieg in ihm
auf. Er hätte diesem Cooner den Hals umdrehen
können…
    Als dieser Gedanke ihm kam, wurde er plötzlich ganz
ruhig.
    Marvin Cooner hatte noch nicht gewonnen. Wahrscheinlich
fühlte er sich sicher, zu sicher, um damit zu rechnen, daß
sein Opfer noch die Kraft fand, sich aufzubäumen und den
scheinbar aussichtslosen Kampf gegen ihn zu beginnen. So wie er,
Myers, Schwierigkeiten mit dem Leben und der Identität Marvin
Cooners hatte, würde Cooner sie mit dem Milieu und den
Besonderheiten des Daseins von Ronald Myers haben.
    Er mußte sich irgendwann verraten. Im Umgang mit den Kunden
und allgemein im Geschäftsleben mußte über kurz oder
lang etwas schiefgehen. Keiner konnte andere so lange täuschen.
Irgendwann mußte etwas auffallen. Aber den Zeitpunkt wollte
Myers selbst bestimmen können.
    Das war nur eine Idee von vielen, während er in den
schmutzigen, dunklen Hausflur ging. Durch die Flurfenster zum Hof
konnte er das große Haus gegenüber sehen. An vielen
Fenstern hinter den rostigen eisernen Baikonen konnte er
gedämpftes rotes Licht sehen.
    Das Geschäft mit der Liebe hier in Soho blühte.
    Er lief über die Treppen nach oben. Das wacklige
Geländer berührte er lieber nicht, weil er
befürchtete, es könne sich vollends zur Seite neigen.
    Ein Unfall, eine Verletzung aber war das letzte, was er sich jetzt
noch einhandeln wollte.
    Er brauchte seine Kräfte. Er wollte Marvin Cooner vernichten.
Um einen Feind jedoch empfindlich treffen zu können, mußte
man ihn kennen. Und diese Kenntnisse hoffte Myers in Cooners Wohnung
zu finden…
    Als er durch die Wohnungstür kam, umfing ihn eine fremde
Welt. Cooners Reich… nichts von alledem kannte er.
    Er knipste sämtliche Lichter an und warf als erstes einen
Blick in den Garderobenspiegel,

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