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Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Titel: Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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um sich über sein Aussehen zu
informieren.
    Es war nach wie vor das jenes Marvin Cooner, während sein
Denken und Fühlen das Ronald Myers’ war! Diese grauenhafte
Diskrepanz machte ihm immer mehr zu schaffen…
    Er durchstöberte sämtliche Schränke und Schubladen,
in der Hoffnung, zumindest auf ein Buch oder ein Papier zu
stoßen, auf dem eine magische Formel vermerkt war. Mit etwas in
dieser Beziehung mußte Cooner sich schließlich
befaßt haben, um einen solchen Vorgang auslösen zu
können.
    Nirgends fand er einen Hinweis. Bücher gab es überhaupt
nicht. Er fand ein paar zerlesene Taschenbücher und Sexromane,
zerknitterte Zeitschriften und Magazine, die auf dem Stapel neben dem
Ofen lagen und offensichtlich dazu ausersehen waren, demnächst
zum Feueranzünden verwendet zu werden.
    Im Wohnzimmer fiel ihm das Rauschen auf. Es kam vom Fernsehapparat
her. Das Programm war längst zu Ende, aber Cooner hatte beim
Verlassen der Wohnung das Gerät nicht ausgeschaltet.
    Myers fühlte sich ausgesprochen unwohl in der fremden
Umgebung. Diese Enge, diese Armut, und vor allem diese
Unsauberkeit…
    »Oh, Clarissa«, stöhnte er und wischte sich mit
einer fahrigen Bewegung über die schweißnasse Stirn.
»Ich bin nicht bei dir…, dabei habe ich mich auf diese
Nacht mit dir gefreut. Der Kerl, der dich in seinen Armen hält,
ist nicht Ronald Myers. Ich könnte ihn umbringen… auf der
Stelle…«
    Das war wahrscheinlich auch der einzige Weg, der sich ihm bot.
    Wenn der falsche Myers tot war, konnte der richtige dessen Platz
wieder einnehmen. Mit dem Sterben des anderen würde sicher auch
eine Veränderung seines Äußeren einhergehen.
    Ronald Myers in Cooners Gestalt setzte dies einfach
voraus…
     
    *
     
    Er verbrachte eine volle Stunde in der Wohnung. Dann hielt er es
nicht länger aus.
    Er glaubte, in dieser Enge zu ersticken. Dann war da ein Geruch,
der widerlich war. Cooner schien in der kleinen Wohnung eine Leiche
versteckt zu haben… Wie er gerade auf diese Idee kam,
wußte er selbst nicht. Einmal jedoch in seinem Leben war er in
einer Leichenhalle gewesen und hatte einen verunglückten
Arbeiter seiner Firma identifizieren müssen – und dabei war
ihm der gleiche Geruch aufgefallen…
    Womit hat Cooner experimentiert?
    Je länger er über all diese ungereimten Dinge
nachdachte, desto rätselhafter und vor allem unheimlicher kamen
sie ihm vor.
    In der Wohnung hatte er kein Geld mehr gefunden. Die paar Pfund,
die er hatte, reichten nicht mal aus, um in einem drittklassigen
Hotel zu übernachten. Aber keine zehn Pferde hätten ihn
dazu gebracht, diese Nacht in dem Bett zu verbringen, in dem Marvin
Cooner normalerweise zu schlafen pflegte.
    Myers atmete tief durch, als er wieder im Freien war und die
belebte Straße entlangschlenderte.
    Er brauchte Hilfe. Allein wurde er mit diesem Problem nicht
fertig. Und vor allen Dingen brauchte er Geld.
    Normalerweise schrieb er einen Scheck aus. In ganz England wurde
ein Scheck von Ronald Myers akzeptiert. Oder er legte seine
Kreditkarte vor – und die Angelegenheit war erledigt. Er
besaß weder das eine noch das andere…
    Aber er hatte Freunde. Einen besonders guten sogar.
    Dick Lorington. Der war Pelzhändler in London und lebte in
einem exquisiten Apartmenthaus am Hyde Park.
    Myers steuerte die nächste Telefonzelle an. Loringtons Nummer
hatte er im Kopf. Es verging kaum ein Tag, an dem sie nicht
miteinander telefonierten.
    Was er bei niemand sonst wagen würde, bei Dick konnte er es
ungeniert tun. Lorington war ein wirklicher Freund! Er würde ihm
mit Geld aushelfen können, ihm konnte er sich anvertrauen und
sogar bei Lorington wohnen. Dort würde er sich wohl
fühlen…
    Einen Moment hatte er ganz seine äußere Erscheinung,
sein Aussehen vergessen.
    Fünfmal schlug der Apparat am anderen Ende der Strippe an.
Dann wurde abgehoben, und eine verschlafen und unwillig klingende
Stimme meldete sich.
    »Ja?«
    »Tut mir leid, Dick, daß ich dich aus den Federn geholt
habe. Aber mir blieb keine andere Wahl…«
    »Wer zum Teufel spricht denn da?«
    »Ich bin’s, Dick, Ronald…«
    »Ronald? Mann, reden Sie keinen Quatsch!« klang es
aufgebracht zurück.
    »Ich bin’s wirklich, Dick! Leg’ nicht
auf!«
    »Was ist denn mit deiner Stimme, Ron? Warum verstellst du
sie?«
    »Ich habe ein Problem, ein großes, Dick. Das kann ich
dir hier am Telefon unmöglich in allen Einzelheiten
erklären.«
    »Wer sind Sie wirklich?« unterbrach ihn Lorington, der
ihm offensichtlich nicht

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