Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland
verwehrt, nach eigenem Gutdünken seinen
Doppelkörper entstehen zu lassen.
Sie waren voneinander getrennt, noch immer Gefangene in zwei
Welten – und so glaubte er im ersten Moment an eine
Halluzination.
Macabros wäre als einziger in der Lage gewesen, das Ruder
noch mal herumzuwerfen. Mit Macabros… oder einem
Wunder…
Das »Wunschbild« blieb bestehen und handelte.
Macabros standen nur zwei, drei Sekunden zur Verfügung, das
Unabänderliche noch zu verhindern.
Die Gestalt auf dem massigen Schädel der Seeschlange verlor
keine Zeit.
Auch sie hielt das »Schwert des Toten Gottes«. Es war
eine wunderbare Einrichtung, daß jeder Gegenstand in Hellmarks
Hand eine Verdoppelung in der Hand Macabros’ erfuhr.
So gab es – scheinbar – auch zwei »Schwerter des
Toten Gottes«. Aber dieser Eindruck war falsch. Nur eines
existierte, und das hatte Macabros aus der Hand der schönen
Zauberin Daiyana empfangen. Das Schwert in Hellmarks Hand ging auf
jene Begegnung zurück. So waren beide Abspaltungen eines
einzigen Gegenstandes, ein seltenes, multidimensionales
Phänomen…
Macabros stieß zu. Die Spitze des Schwertes bohrte sich
zwischen die riesigen Augen.
Die Bestie bäumte sich brüllend auf. Der riesige
Schädel krachte nicht wie erwartet auf das Floß herab,
sondern stieg raketenschnell in die Höhe und riß Macabros
mit. Der verlor nicht den Halt, schien mit dem Ungeheuer verwachsen
und stieß ein zweites Mal zu.
Die Bestie war keine dämonische Wesenheit, sondern ein
wildes, unberechenbares Tier, das auf dem Grund des zur See
gewordenen Skorokka lebte und jeden Eindringling tötete.
Den beiden kraftvoll und geschickt geführten Angriffen fiel
es zum Opfer.
Etwa zwanzig Meter von dem Floß der beiden Freunde entfernt
schlugen der Titanenhals und der riesige Schädel auf das Wasser.
Die Stelle färbte sich rot, der Koloß versank wie ein
dunkler Felsblock, und die See beruhigte sich wieder an der Stelle,
wo sie vor wenigen Augenblicken noch besonders aufgewühlt
war…
Das Floß drehte sich im Strudel. Arson und Hellmark hatten
beide Hände voll zu tun, um nicht von den Stämmen
geschwemmt zu werden.
Dann war plötzlich eine dritte Gestalt auf dem
Floß.
Macabros!
Hellmark und sein Doppelkörper standen sich
gegenüber.
Björn war bis auf die Haut durchnäßt. Seine Haut
schimmerte durch die Hosen und das zerfetzte Hemd, das Haar klebte
ihm am Kopf.
Das Wasser tropfte ab, während die wütende See sich
weiter beruhigte.
Hellmark reagierte auf die Anwesenheit seines Doppelkörpers,
wie er es aus der Vergangenheit gewohnt war.
Er fühlte die innere Verbindung zu ihm, erfaßte all die
Dinge, die Macabros inzwischen erlebt hatte, »sah« die
Bilder, die er gesehen hatte, und machte sich die Gedanken und
Überlegungen zu eigen, die sein Doppelkörper in der Zeit
seit seiner Trennung von ihm hatte…
Björn erkannte, daß nach wie vor zwischen ihnen jene
rätselhafte Glaswand war, die keiner durchbrechen konnte.
Er konnte Macabros nicht auflösen, noch immer nicht wieder zu
einem Teil seines Ichs machen. Die Verbindung war da, aber der
letzte, überspringende Funke fehlte noch.
Doch der kurze Gedankenaustausch stillte die größte
Neugier.
»Wie kommt du hierher?« stellte Hellmark die Frage und
zapfte Macabros’ Bewußtsein an, das auch ein Teil seines
Bewußtseins war.
»Ich bin immer wieder in deiner Nähe… befinde mich
wie in einem Sog, der mich jedesmal wieder in die Welt des
Unsichtbaren zurückzieht. Gleich, wie massiv ich dagegen
ankämpfe, das andere, die Kraft, die die Männer in Schwarz
ausgeübt haben, wirkt nach wie vor. Sie haben offensichtlich ihr
Ziel nicht ganz erreicht, die Störung hält nach wie vor an.
Ich begleite dich schon eine Zeitlang. Al Nafuur hat mir den Hinweis
gegeben…«
Al Nafuur, ein Zauberpriester der Weißen Kaste, der den Tod
überwunden hatte und in einem Zwischenreich existierte, aus dem
er sich von Fall zu Fall meldete, wenn er die Möglichkeit dazu
hatte. Al Nafuur war Hellmarks unsichtbarer Freund, ein
Geistführer, der ihn in viele geheimnisvolle Dinge eingeweiht
hatte. Doch durch die besonderen Umstände, die seit seinen
Abenteuern in Xantilon herrschten, war der Kontakt unterbrochen
worden.
Nun erfuhr er durch Macabros von Ak Nafuur, und er glaubte es als
richtig einzuschätzen, daß Ak Nafuur offensichtlich einen
Weg suchte, die ursprünglichen Bedingungen zwischen Hellmark und
Macabros wieder herzustellen.
Ob es ihm gelang, den Bann der
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