Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland

Titel: Macabros 115: Skorokka - Strom ins Totenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Arson klammerten sich an dem Mast in der
Mitte des grob gezimmerten Floßes, um bei der rasenden Fahrt in
der Strömung nicht von den Planken gefegt zu werden.
    Der Seitenarm rauschte und gurgelte. Das Floß schoß
auf der Strömung dahin. Die Fahrt des Floßes vor ihnen war
ebenso schnell. Die beiden hellen Gestalten, rund dreihundert Meter
von ihnen entfernt, leuchteten wie unter einer Aura.
    Danielle und Rani waren wie zwei Lichtwesen, verklärt,
abwesend, und schienen nicht zu begreifen, was mit ihnen geschah.
    Der Weg auf dem Seitenarm des Skorokka war nur kurz.
    Der Übergang in den Hauptstrom erfolgte nahtlos.
    Das Floß vor ihnen erreichte den Fluß zuerst. Und
allen Gesetzmäßigkeiten entsprechend, hätte das
Floß mit Danielle und Rani von der Strömung dort
erfaßt und in entgegengesetzter Richtung davongetragen werden
müssen. In die Richtung, die zum Wasserfall und an die Oberwelt
führte – denn nach dorthin bewegte sich der Strom.
    Aber – was war das?
    Entgegen allen physikalischen Gesetzen schwamm das Floß
nicht mit dem Strom, sondern gegen ihn!
    Das Floß mit Rani und Danielle nahm an Geschwindigkeit zu
und jagte wie unter einem heftigen Sturm dem Flußlauf entgegen,
weiter und tiefer in den Bauch der Kristallfelsen hinein.
    War das Ganze eine Täuschung?
    Dann war auch das Floß, das Hellmark und Arson benutzten, am
Übergang des Seitenarmes in den Hauptstrom.
    Unwillkürlich erwartete Björn, daß das Floß
von der Strömung Richtung Wasserfall mitgerissen würde.
    Aber was mit dem Ranis und Danielles geschah, wiederholte sich
auch bei ihnen.
    Das Floß schwamm gegen den Strom und schien von einer
gewaltigen, magnetischen Kraft angezogen zu werden.
    Der Sog, der sie packte, war so gewaltig, daß sie sich mit
aller Kraft am Mast festhalten mußten, um nicht von Bord
gespült zu werden. Die Wellen schwappten über die
zusammengebundenen Stämme, im Holz ächzte und knirschte es
bedrohlich, so daß sie meinten, die Stämme würden
jeden Moment unter der Wucht der unsichtbaren Kraft
auseinandergerissen.
    »Was ist denn hier los?« Arson mußte brüllen,
um sich gegen das Rauschen und Donnern der Wellen und der
Strömung verständlich zu machen. »Das geht doch nicht
mit rechten Dingen zu!«
    »Wir müssen das, was geschieht, mit anderen Augen sehen,
Arson…« Hellmark hatte beide Arme um den Mast geschlungen,
um den Halt nicht zu verlieren. »Leben und Tod… zwei
entgegengesetzte Pole… Strömung und Gegenströmung
– ebenfalls zwei entgegengesetzte Pole… Die Wesen, die
einst in dem Huttendorf in der Wildnis lebten, hatten einen Auftrag.
Sie begleiteten die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits. Deshalb die
vielen Flöße. Es sind keine gewöhnlichen, Arson…
sie folgen einem besonderen Ruf, dem ins Jenseits. Kaithal, die
Seherin, hat uns wissen lassen, daß der Skorokka uns genau
dorthin bringen würde, wohin wir wollen. Aber über Details
– hat sie mal wieder nicht gesprochen. Wie das ganze Abenteuer
ausgeht, steht nach wie vor in den Sternen…«
    Schon nach wenigen Minuten änderte sich ihre Situation.
    Der Fluß kam aus einer tiefen, schwarzen Höhle.
    Sie tauchten darin ein.
    Im gleichen Augenblick hörte die heftige Gegenströmung
auf. Das Floß lag nach wenigen Metern still und bewegungslos im
Wasser.
    Schwärze umgab sie, die im nächsten Moment von einem
Blitz gespalten wurde.
    Krachender Donner ließ die Luft erzittern, und dann begann
ein Sturm zu brausen und zu toben, die Wellen stiegen an und hoben
das Fluß empor wie einen Korken, der auf wildbewegter See
schaukelte.
    Brüllend und donnernd hob sich der Fluß.
    Aber – war das überhaupt noch ein Fluß? War das
kein riesiger Ozean, auf dem ein fürchterlicher Orkan tobte, der
in ihre Kleider fuhr, sie zerfetzte, der sie wie winzige Insekten von
dem Floß zu blasen drohte?!
    Doch das war noch nicht alles.
    In den Blitzen, die die Dunkelheit spalteten, sahen sie das andere
Floß. Es war jedoch nicht das von Rani und Danielle. Drei
Männer befanden sich darauf, nackte braune Oberkörper, nur
noch mit Lendeschurzen oder zerfetzten Hosen bekleidet.
    Direkt vor ihnen stieg das Ungetüm aus der Tiefe, das diesen
unterirdischen Ozean zu durchspülen schien.
    Eine Seeschlange!
    Ein unfaßbarer Gigant, der den Horizont vor ihnen
ausfüllte…
     
    *
     
    Björn Hellmark und Arson stockte der Atem.
    Vor ihren Augen spielte sich ein Drama ab, in das sie am Rand noch
mit hineingezogen wurden.
    Die Bestie vom Meeresgrund brüllte. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher