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Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Titel: Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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gefüllten Wolken hatten sich entleert, oder
standen noch weiter westlich wie eine undurchdringliche Wand zwischen
der Zone der Kristallfelsen und dem unendlichen Ozean, dessen Gestade
irgendwo dort hinten begannen.
    Nach dem Prasseln, Brüllen und Tosen – trat Totenstille
ein.
    Wie eine riesige, verlassene Siedlung lag die Stadt in der Weite
der Wüste, deren Luft nicht klar wurde und wo kein Stern am
Himmel funkelte, um den Sandschleier, der noch immer durch die
Atmosphäre wogte, zu durchdringen.
    Gigantopolis war tot.
    Und die Menschen, die von einer unbekannten und unerkannten Gefahr
blitzartig überfallen worden waren ebenfalls.
    Auch jetzt rührte sich noch immer niemand.
    Doch… da…
    Rani Mahay, der Koloß von Bhutan… Er lag halb unter
einer dicken Sandschicht begraben.
    Die Finger seiner rechten Hand zuckten, als würde
elektrischer Strom durch Adern und Sehnen laufen, als würde er
über unsichtbare Drähte mit Strom gefüllt. Wie das
Monster im Labor des legendären Baron Viktor von Frankenstein,
das durch elektrische Kraft zum Leben erweckt worden war!
    Auch bei Rani Mahay war es anfangs ein erstes, schwaches Zucken,
dann eine ruckartige Bewegung, als alle fünf Finger seiner Hand
sich wie im Krampf in den weichen, feinkörnigen Sand
krallten.
    Die Hand walkte den Sand durch, stützte sich dann ab und
drückte den Körper unter der Sandmasse hervor.
    Die prächtige Glatze des Inders ragte wie eine blankpolierte
Kugel ans Tageslicht.
    Die breiten Schultern schüttelten den Sand ab.
    Dann wandte Mahay den Kopf.
    Der Blick in seinen Augen wurde frei.
    Der gütige Ausdruck, die Freundlichkeit, die sonst in diesem
Blick zu erkennen war, fehlte.
    Kalt wie Eiskristalle glitzerten die Augen.
    Wer immer diesem Mann jetzt in die Augen geblickt hätte
– er wäre bis ins Mark erschrocken.
    Das war nicht mehr der Mahay, den seine Freunde kannten, der
keiner Fliege etwas zuleide tun konnte.
    Eine schaurige Verwandlung war mit ihm während seines
todesähnlichen Zustandes vorgegangen.
    Rani Mahay hatte den Blick eines erbarmungslosen Mörders.
     
    *
     
    Er richtete sich zur vollen Größe auf.
    Die Blicke des Inders schweiften in die Runde.
    Das Palastinnere sah aus, als würde hier der Sand und der
Staub von Jahrhunderten liegen. Was diesen Eindruck nicht
verstärkte, war allein die Tatsache, daß die Mauern noch
erhalten, die Farben frisch waren. Dies war keine Ruine.
    Mahay stapfte durch den Sand, in dem er oft bis zu den Waden
versank.
    Nur zwei Schritte von ihm entfernt lag der Mann, mit dem er schon
tausend Abenteuer beständen hatte, mit dem er gegen Tod und
Teufel angetreten war und nicht selten das eigene Leben aufs Spiel
setzte, um der Aufgabe, die sie sich gestellt hatten, gerecht zu
werden.
    Björn Hellmark lag mit dem Gesicht im Sand. Sein blonder
Haarschopf schaute schwach darunter hervor.
    Unter normalen Umständen hätte Mahay sich sofort auf ihn
gestürzt, um zu untersuchen, ob er dem Freund noch eine Hilfe
sein konnte.
    Er stieg über Björn hinweg, ohne ihm einen Blick zu
gönnen.
    Mit eigenartig roboterhaften Bewegungen durchquerte der Inder die
Halle und näherte sich dem halb verschütteten Ausgang.
    Mahay stieg darüber hinweg und zog eine Fußspur hinter
sich her. Es war in gewissem Sinn eine Wanderung durch die
Wüste.
    Noch immer säuselte leise der ersterbende Wind, noch immer
rieselte es hie und da von Mauervorsprüngen und
Säulenverzierungen, auf denen eine dicke Sandschicht
lagerte.
    Mahay lief durch die Straße, die zum Hauptportal
führte. Er warf keinen Blick zurück, sonst hätte er
gesehen, daß ebenso verändert wie er Carminia Brado und
kurz dahinter Pepe, der Adoptivsohn der rassigen Brasilianerin, den
Palast verließen.
    Auch sie waren wieder zu sich gekommen und atmeten flach. Ihre
Herzen schlugen schnell, und ihre Gesichter wirkten blaß und
wächsern.
    Für einen heimlichen Beobachter der Szene erweckten sie den
Eindruck von Untoten, die aus ihren Gräbern gestiegen waren und
von irgend etwas angezogen wurden…
     
    *
     
    Mahay erreichte das Tor als erster.
    Es war verschlossen. Davor hatte sich eine gewaltige, mannshohe
Verwehung angesammelt.
    Der Inder schaufelte mit bloßen Händen den Sand in
Höhe des Schlosses weg, um den Riegel und die Klinke fassen zu
können.
    Dann packte er mit beiden Händen die eine Torhälfte und
zog daran.
    Eigentlich war das, was geschah, unmöglich… Und doch
passierte es!
    Trotz der Unmengen von Sand, die gegen den

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