Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes
tat Bobby.
Eine Handvoll Plättchen blieb übrig.
Es waren genau – acht…
Bobby hatte die anderen schon so eng aneinandergefügt,
daß es ihm beim besten Willen nicht möglich war, auch die
restlichen noch unterzubringen.
»Was soll ich mit ihnen machen?« fragte er Zaneroth, der
die ganze Zeit über wortlos seiner Betätigung zugesehen
hatte.
Der Kobold mit den schräg liegenden, glühenden Augen
lehnte mit dem Rücken an der Bettkante.
Bobby wollte sich erheben und den Kreis verlassen.
»Drin bleiben!« kommandierte Zaneroth, und seine Augen
versprühten Blitze.
Bobby merkte, wie er fror.
Zaneroths Verhalten hatte sich geändert. Er war nicht mehr so
freundlich wie am Anfang.
»Hast du was?« fragte der Junge kleinlaut.
»Wir sind noch nicht fertig. Acht Buchstaben fehlen noch.
Sieh sie dir genau an…«
Bobby reihte sie zwischen seinen Beinen auf.
»Z-a-n-e-r-o-t-h«, murmelte er, als er die Buchstaben
wieder in einer Reihenfolge legte, die ihm gerade in den Sinn kam.
»Was für ein Zufall! Genau acht Bausteine sind
übriggeblieben, und sie ergeben deinen Namen.«
»Genau so mußte es sein. Schließlich bin ich die
Hauptperson.«
Er grinste auf eine Art, die ihn noch unsympathischer machte.
»Du hast dir oft fremde Länder und Abenteuer darin
vorgestellt, nicht wahr?« fuhr Zaneroth fort.
»Stimmt.«
Daß der Kobold das wußte, verwunderte Bobby nicht.
Schließlich hatten sie heute nacht schon über tausenderlei
Dinge gesprochen, und da hatte er auch von seinen Wünschen und
Träumen erzählt.
Er hatte Interesse an alten Völkern und längst
untergegangenen Reichen. An Inseln wie Atlantis und Mu, die voller
Rätsel und Geheimnisse steckten.
»Es gab noch andere, von denen du nichts weißt«,
sagte Zaneroth. »Zum Beispiel… Xantilon…«
»Noch nie gehört. Was ist das?«
»Eine Insel wie Atlantis und Mu… Wenn du im Kreis
bleibst, Bobby, kannst du die Insel sehen, so wie du mich vor dir
siehst.«
»Phantastisch! Ich bin drin – aber alles ist
unverändert…«
»Das wird sich gleich ändern. Wende die
Buchstaben-Bausteine… einen nach dem anderen… drehe zuerst
das ›Z‹ herum…«
Bobby tat, wie geheißen.
Dem ›Z‹ gegenüber – lag ein
›X‹…
Hinter dem ›A‹ dummerweise auch ein ›A‹.
»Dann hätte ich den Buchstaben gar nicht zu wenden
brauchen, Zaneroth.«
»Es ist aber unerläßlich.«
Als alle acht Steine umgedreht waren, ergaben sie einen neuen
Begriff.
»Aus ›Zaneroth‹ – ist ›Xantilon‹
entstanden!« stieß Bobby hervor.
Da schnappte die Falle zu.
*
Die Luft um ihn veränderte sich.
Die vertraute Umgebung jenseits des Kreises aus Buchstaben-Steinen
verschwand. Die Buchstaben begannen zu glühen und erinnerten ihn
an etwas…
An das Feuer im Augenpaar Zaneroths!
Das Glühen verstärkte sich. Die Umgebung dahinter, war
überhaupt nicht mehr wahrzunehmen.
Das gespenstische Glosen rings um ihn stieg auf wie ein Schacht
und wurde zu einer glimmenden Mauer, die ihn umschloß wie eine
Röhre.
Zu Tode erschrocken wollte Bobby Failman aufspringen.
Das war nicht möglich!
Er versank in dem Glühen, das ihn umgab, und hatte keinen
festen Boden mehr unter sich.
Rasend schnell ging es in die Tiefe, und das unheimlich teuflische
Lachen Zaneroths verfolgte ihn, bis er nichts mehr hörte und
sah.
Die Abwärtsbewegung wurde rasend.
Ein Schlund verschluckte ihn. Und ehe seine Sinne erloschen,
merkte er noch, daß seine Haut sich veränderte.
Wie bei einem Werwolf, dessen schaurige Verwandlung in der
Vollmondnacht vom Menschen in eine Tierbestie sich vollzog, so
wandelte sich Bobby Failman.
Braune Haare sprossen aus seinen Poren und wurden zu einem dichten
Pelz. Seine Fingernägel wuchsen binnen Sekunden, sein Gesicht
veränderte sich, die Ohren wurden spitz, Mund und Augen
verformten sich.
Der in das Nichts stürzende Bobby Failman sah genau so aus
wie Zaneroth, der Kobold.
Aber das bekam er nicht mehr ganz mit…
*
Auf Marlos ging die Sonne nicht unter.
Die Insel kannte keine Nacht.
Die Menschen, die hier lebten, hatten ihren biologischen Rhythmus
dem normalen Tages- und Nachtablauf angepaßt, der in diesen
Breiten üblicherweise herrschte.
Sie gingen in der Zeiteinteilung von der aus, die auf Hawaii
üblich war.
Danach stellten sie ihre Uhren und nahmen ihre Mahlzeiten ein. Und
wenn einer mal nicht das Bedürfnis hatte zu ruhen und zu
schlafen, dann legte er sich an den Strand oder schwamm -›mitten
in der Nacht‹ –
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