Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes
Londoner Klinik
eingeliefert. Bis zur Stunde ist ungeklärt, wie es zu dem Unfall
kam, denn nachweislich war kein anderes Fahrzeug daran
beteiligt.«
»Was Sie zu dem Schluß veranlaßt,’ George
Wainlings Unfall wurde manipuliert?«
»Ja. Der Täter hätte allerdings – wenn stimmt,
was der echte Myers seinem Freund Lorington anvertraute – eine
andere Möglichkeit gehabt. Der falsche Myers, in dem ein
Dämon heimisch sein muß, tötet – durch
Gedankenkraft. Den letzten schlüssigen Beweis hätte ein
Gespräch mit der offenbar an die Seite des falschen Myers
gezwungenen Clarissa Hiller geben können. Da passierte Wainlings
Unfall. Und dann das mit Clarissa…«
»Was ist mit ihr?«
»Sie verließ während eines Kongresses in Brighton
die Bar unter einem Vorwand. Sie wollte auf ihr Zimmer gehen und sich
dort ein wenig ausruhen. Aber sie lief auf die Straße, direkt
vor ein Auto.«
»Tot?«
»Nein, aber schwer verletzt. Die Ärzte kämpfen um
ihr Leben. Zwischenzeitlich ist sie einige Male für kurze Zeit
zu sich gekommen. Sie hat das Interesse am Leben verloren, hat
gesagt, daß sie das, was sie getan hat – jederzeit wieder
tun wird, um aus dem Joch zu entfliehen…«
»Sie haben weitreichende Verbindungen, Rich.«
»Nicht weitreichend genug. Ich will mehr über diesen
Fall wissen. Deshalb wende ich mich an Sie.«
»Ich soll Clarissa Hillers Vertrauen gewinnen?«
»So ähnlich. Da ist ein Mann, der es schon
versucht.«
»Wer ist es?«
»Seinen Namen haben wir inzwischen noch nicht herausgefunden.
Es handelt sich bei ihm um den Fahrer des Chevrolet, vor den Clarissa
Hiller absichtlich lief… Dieser Mann besucht sie täglich.
Nicht wegen seines schlechten Gewissens, das er nicht zu haben
braucht, denn an dem Unfall trifft ihn mit Sicherheit kein
Verschulden. Es ist die Frau selbst, die ihn interessiert. Er hat
sich Hals über Kopf verliebt in sie. Kein Wunder, wenn man so
aussieht wie sie…«
Nun wußte Alan Kennan alles.
Er sollte George Wainlings Stelle übernehmen.
Dazu war er bereit, denn alles, was bisher an Erkenntnissen
zusammengetragen worden war, trug den Stempel des
Ungewöhnlichen.
»Ich folge Ihnen nach Brighton, Rich. In fünf Minuten
bin ich zurück. Ich ziehe mich nur standesgemäß
an.«
Von weiterem Gepäck war keine Rede.
Alan Kennan war bereits ein echter Marlos-Bewohner.
In Gedankenschnelle konnte er jederzeit wieder von jedem
beliebigen Punkt der Erde auf die Insel zurückkehren.
Auf dem Weg zur Blockhütte kam ihm eine Gestalt entgegen.
Eine Frau. Pamela Kilian.
»Ich konnte nicht schlafen. Mir gehen so viele Dinge durch
den Kopf«, meinte sie. »Da dachte ich mir, ich schwimme
mich müde…«
Dementsprechend war sie angezogen.
Der Bikini mit einem bunten Streifenmuster bedeckte gerade das
Allernotwendigste.
»Passen Sie auf, Pam«, warnte Richard Patrick sie und
hob ermahnend den Finger. »Halten Sie sich nicht zu lange im
Wasser auf…«
»Warum nicht?« fragte Pamela ahnungslos.
»Wenn der Bikini einläuft wird’s kritisch. Dann
muß man die Streifen mit der Lupe suchen…«
*
Als der Wecker rasselte, stöhnte sie unterdrückt, rollte
sich auf die Seite und zog die Bettdecke über den Kopf wie ein
kleines Mädchen.
Susan Failman atmete tief und tastete nicht nach dem Abstellknopf,
weil sie wußte, daß dann die Gefahr bestand, noch mal
einzuschlafen.
Das konnte sie sich nicht leisten.
Sie brauchte eine bestimmte Zeitspanne, um mit Bobby und sich
fertig zu werden.
Als das Rasseln aufhörte, warf sie die Bettdecke zurück,
reckte und streckte sich und öffnete die Augen.
Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Rolladenschlitze.
Fünf Minuten blieb Susan Failman noch liegen.
Sie entsann sich wieder ihres Traumes.
Bobby… der herumgesprungen und fröhlich gewesen war, der
von diesem Zanoth… sie konnte den Namen einfach nicht
behalten… gesprochen hatte.
Alles hatte sich hier im Schlafzimmer abgespielt.
Susan fuhr sich durchs Haar und erhob sich. Zuerst zog sie den
Rolladen hoch. Sonnenlicht flutete voll in den Raum.
Susan Failman durchquerte das Schlafzimmer.
Da prallte sie wie vor einer unsichtbaren Wand zurück, ihre
Augen weiteten sich in ungläubigem Erstaunen, und ein
Stöhnen entrann ihren Lippen.
Rechts neben der Tür, vor der Wand, wo die Frisierkommode
stand, lag ein aufgeschnittenes Gipsbein!
*
Langsam ging sie darauf zu und wollte nicht glauben, was sie
sah.
Sie berührte es zuerst mit dem Fuß, fühlte es.
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