Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes
auch mal eine Runde im klaren, sauberen
Wasser des Pazifischen Ozeans.
Alan Kennan machte von dieser Möglichkeit Gebrauch.
Zuviel ging ihm durch den Kopf.
Die Ereignisse in London, in die er durch die Rettung Pamela
Kilians verwickelt war, zogen noch immer ihre Kreise.
Zwar war es ausgeschlossen, daß man die von der Polizei und
der Anstalt gesuchte Pamela jemals entdeckte. Sie war unschuldig in
ein von Dämonen abgekartetes Spiel hineingezogen worden, bei dem
sie fast den Verstand verlor. Nur die unmittelbar daran Beteiligten,
die es am eigenen Leib verspürt hatten, wußten, was
wirklich gespielt wurde. Die Behörden waren in diesem Fall
ahnungslos.
In der Zwischenzeit hatte Alan Kennan sich noch mehr als einmal
mit einem Vertrauensmann namens George Wainling in London getroffen.
Wainling schrieb Sensationsberichte für diverse Zeitungen und
Magazine.
Sein Milieu war das Ausgefallene, Außergewöhnliche.
So war es nicht verwunderlich, daß Wainling Mitarbeiter
einer besonderen Zeitschrift war. Sie hieß ›Amazing Tales
‹.
Herausgebracht wurde sie in allen Weltsprachen. Die Auflage
erreichte schwindelerregende Höhen. Die Reporter und
Korrespondenten in aller Welt, die für ›Amazing Tales‹
arbeiteten, gingen den großen und kleinen ungeklärten
Dingen nach.
Der Initiator und Verleger diese Zeitschrift, Richard Patrick,
selbst schon mit übernatürlichen und unerklärlichen
Vorgängen dieser Welt konfrontiert, erforschte diese
Phänomene.
Patrick war Freund und Vertrauter Björn Hellmarks, und er war
es auch für die anderen Marlos-Bewohner. Da er selbst lange
genug auf der unsichtbaren Insel weilte, verfügte er über
die Gabe, die jedem dort nach einiger Zeit zum Geschenk gemacht
wurde: er konnte sich jederzeit dorthin versetzen. Und von dieser
Möglichkeit machte Patrick in diesem Moment Gebrauch…
Etwa auf halber Höhe zwischen der Blockhütten-Siedlung
und dem weißen Strand, auf dem riesige Palmen in den blauen
Himmel wuchsen, tauchte wie ein Gespenst aus dem Nichts eine Gestalt
auf: ein kleiner untersetzter Mann. Er trug einen feinen
Nadelstreifenanzug, weißes Hemd und dezent gemusterte
Krawatte.
Alan Kennan, der seine Schwimmrunde beendete und erfrischt ans
Ufer zurückschwamm, war nicht überrascht, so plötzlich
einen Besucher vor sich zu sehen.
»Sie haben nur die falsche Kleidung mitgebracht, Rich!«
begrüßte er den Ankömmling, stieg aus dem Wasser und
schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Im Anzug nach Marlos
zu kommen, ist ein Zeichen dafür, daß der Betreffende aus
dem Streß nicht mehr herauskommt. Sie hätten eine Badehose
mitnehmen sollen, Richard.«
»Das nächste Mal werde ich dran denken«, antwortete
der kleine, untersetzte Mann. Er wirkte freundlich, natürlich
und gar nicht wie einer, der über ein Presse-Imperium herrschte.
»Ich bin nicht zum Schwimmen gekommen, sondern um mit Ihnen zu
reden und Sie mitzunehmen. In diesem Fall jedoch wäre es
verkehrt, Alan, wenn Sie sich mit der Badehose auf den Weg machen
würden.«
»Sie haben recht. Die ist zu naß.«
»Ob naß oder trocken spielt dabei keine Rolle. Es ist
zwar auch ein Seebad, wohin ich Sie hin entführen möchte,
aber in dem Aufzug läßt man sie in kein Lokal und keine
Bar. Sie wissen, Briten achten auf Etikette…«
»Sie machen’s spannend, Rich. Packen Sie aus,’ was
gibt es Neues?«
»Es sind die Kreise, die Pamelas Fall in London und Umgebung
erzeugt hat, Alan… Wainling scheint einen Zusammenhang
aufgedeckt zu haben. Darin spielen drei Leute eine besondere Rolle.
Zwei Männer und eine Frau.«
»Ein Dreiecks-Verhältnis also. Schön. Oder weniger
schön. Kommt ganz darauf an, wen’s betrifft. Und was hat
eine erotische Geschichte mit dem Geschehen um Pamela Kilian zu
tun?«
»Möglicherweise mehr, als wir vielleicht jetzt denken.
Indirekt, Alan… Der Fall liegt folgendermaßen: da lebt ein
Mann im besten Wohnviertel rund zwanzig Meilen nördlich von
London in einer vornehmen Villa. Sein Name: Ronald Myers. Er ist
Inhaber einer großen Transportfirma und Besitzer einiger
Aktienpakete, die ihm ein luxuriöses Leben ermöglichen. Da
ist ein anderer Mann. Sein Name: Marvin Cooner, wohnhaft in Soho,
notorischer Nichtstuer, der auch davor nicht zurückschreckt,
durch kleine Gaunereien seinen Lebensunterhalt
aufzubessern.«
»Interessante Kontraste. Dann ist – ohne den genauen
Hintergrund zu kennen – Cooner wohl irgendwann bei Myers
eingedrungen und hat diesmal nicht nur eine kleine Gaunerei
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