Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Titel: Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Menschen, die von Marlos gekommen waren, fühlten sich
allerdings nicht mehr als solche.
    Während ihres eigenartigen Zuges durch die Wüste
wußten sie zwar, woher sie kamen und wer sie einst gewesen
waren, doch der Geist, der sie antrieb und erfüllte, war nicht
ihr eigener.
    Fremdes war, während sie in einer Art Todesschlaf lagen, in
sie eingedrungen, hatte Besitz von ihnen ergriffen und ihr eigenes
Ich ausgelöscht.
    Vorn an der Spitze der durch die Wüste Wandernden lief Rani
Mahay. Er hatte noch immer den größten Vorsprung.
    Aber es war nur noch Ranis Körper, der dort lief.
    In ihm lebte ein Geist, der sich Okar nannte.
    Und so war es nicht Mahay, der einen ganz bestimmten Weg
einschlug, der sein Ziel genau kannte, sondern Okar. Er kannte den
›Unsichtbaren Tempel Rha-Ta-N’mys‹, der eine wahre
Todesfalle war.
    Im Tempel lauerten die Körperlosen, und der Geist
Rha-Ta-N’mys war mit ihnen.
    Rani dachte und fühlte nicht mehr wie Rani, sondern wie Okar,
denn – er war Okar.
    Er war der Stärkste und Größte. Er war zuerst
erwacht, hatte das andere Leben gespürt und war
hineingeschlüpft.
    »Rha-Ta-N’my, unendliche Göttin und künftige
Herrscherin des Universums«, sagte er leise und in einer
Sprache, die keine menschliche war. Hätte ein Mensch sie
vernommen, wäre er zu Tode erschrocken. Jedes Wort bewirkte im
Empfinden eines Menschen Unbehagen und Schmerzen. Mit dieser Sprache
wurde die Hölle beschrieben, die Untaten der
Dämonengöttin besungen, in dieser Sprache unterhielten sich
die Eingeweihten der Finsternis untereinander.
    Es war die Sprache einer Höllenwelt, und Rani Mahay
beherrschte sie, als hätte er sich sein Leben lang dort
aufgehalten.
    Der friedliche, stille Mann aus Bhutan, der sein Leben in den
Dienst einer guten Sache gestellt hatte, existierte nicht mehr. Nur
noch seine Hülle lebte, ein Körper, den ein fremder Geist
besetzt hielt und den wahren Geist, das wahre Ich Mahays, vertrieben
hatte.
    Okar triumphierte.
    Und in Mahays Gesicht spiegelten sich die dämonischen
Empfindungen.
    In seinem Willen hatte nichts anderes Platz als sein Wirken
für Rha-Ta-N’my.
    Ihr verdankte er seine Existenz. Sie hatte ihn geführt,
geleitet, gelehrt…
    Er war einer der auserwählten Unsterblichen von Shumo, der
Dämonenwelt hinter den schwarzen Schleiern in der Tiefe des
Kosmos verborgen. Shumo war ein Lieblingsort der Geister, ein
Pandämonium, einer der Lieblingsorte Rha-Ta-N’mys. Und so
wie Shumo, wo jegliches menschliches Leben im herkömmlichen Sinn
erloschen war, sollte die Erde werden.
    Die Weichen waren gestellt. Die auserwählten Geister von
Shumo sollten auf der Insel Xantilon, die dem Untergang geweiht war,
auf Menschenjagd gehen. Nur wenn ihre negative geistige Kraft der
Dämonengöttin einen Vorteil brachte, konnten sie damit
rechnen, in der Rangstufe der Dämonen höher zu steigen.
Rha-Ta-N’my selbst an die Seite gestellt werden und unter den
besten Voraussetzungen eines Tages selbst den Namen eines
Hauptdämons zu übernehmen. Auch Sterbliche konnten
Dämonen werden. Zuerst mußten sie die herkömmliche
Sterblichkeit mit dem ewigen Dämonendasein vertauschen.
    Okar war auf dieser Stufe schon weit vorangeschritten.
    Daß er sich entschlossen hatte, zusammen mit den andern
diese fremden Körper zu übernehmen, empfand er als
diebische Freude.
    Das war eine andere Ausgangsposition, als sie sonst im Tempel
hatten. Wer dorthin kam, auf dem Weg zu dem legendären
›Sternenschloß‹, wurde abgefangen und war verloren.
Die riesige, unsichtbare Falle schnappte stets mit tödlicher
Sicherheit zu. Wenn einer, der auf der Suche nach dem
›Sternenschloß‹ war, die unsichtbaren Mauern
fühlte, war seine Neugier geweckt, und er begann, nach den
Eingang zu suchen. Der war meistens sehr schnell zu finden, und der
Unglückliche geriet in die labyrinthartigen Gänge und
Korridore, unendlichen Treppenaufgänge, die in die höheren
Etagen des ›Unsichtbaren Tempels‹ führten, wo dann der
Tod auf ihn wartete. Denn nur im Opfertod an die gierigen,
unersättlichen Götter wurde noch mehr negative Kraft
geschaffen, die Grundlage war für weitere
Dämonenexistenzen.
    Rani Mahays Körper blieb stehen. Er wartete auf die anderen.
Auch sie waren nur Hüllen. Auf den Gesichtern lag Ausdruck von
Haß und Verachtung… Der Geist, der sie beseelte, hatte
nichts mehr mit dem zu tun, der ihre wirkliche Persönlichkeit
ausmachte.
    ›Mahay‹ verzog die Lippen zu einem hinterhältigen
Grinsen, als

Weitere Kostenlose Bücher