Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes
Gigantopolis war in einen Sand-Orkan geraten.
Jim buddelte sich frei, sah sich um und suchte die anderen.
Nach und nach fiel ihm alles wieder ein. Mit chaotischer Gewalt
war der Sturm losgebrochen, und Björn war es offensichtlich
nicht mehr gelungen, die Stadt aus der Gefahrenzone zu
manövrieren.
Das Palastinnere sah schlimm aus.
Die riesige Halle einen halben Meter hoch mit Sand bedeckt. In den
Ecken und vor Säulen und Wänden türmte er sich sogar
noch höher.
Sämtliche Fenster waren zerstört.
Spuren im Sand zeigten an, daß die Freunde hier nach dem
Sturm noch herumgelaufen waren.
Die Fußabdrücke waren schließlich nicht zu
übersehen.
Jim war irritiert.
Sie waren fortgegangen, ohne sich um ihn zu kümmern?
Das hätten Björn und die Freunde niemals gemacht!
Da stimmte etwas nicht…
Er rief den Namen seiner Begleiter.
Sein Rufen verhallte unerwidert in den gewaltigen Räumen und
Sälen.
Wo waren die Freunde – und warum hatten sie ihn
zurückgelassen?
Jim buddelte in den Mulden, bei denen mit Sicherheit zu erkennen
war, daß an dieser Stelle jemand gelegen hatte.
In der zunehmenden Dunkelheit, die durch die zertrümmerten
Fenster drang, begann er zu graben und zu suchen.
Er wurde auch fündig.
Aber was er fand, irritierte ihn noch mehr.
Unter dem Sand blinkte es metallisch.
Ein Schwert. Hellmarks berühmt-legendäre Waffe.
›Das Schwert des Toten Gottes‹!
Wo dieses Schwert lag, mußte auch Björn sein.
Jim verstärkte seine Anstrengungen und legte den ganzen
Sandhügel frei.
Doch vergebens! Der blanke Mosaikboden kam zum Vorschein.
Mit beiden Händen versuchte der Junge das Schwert zu
fassen.
Er keuchte.
Es gelang ihm, den Griff anzuheben, aber dann mußte er
wieder loslassen. Die Waffe schien zentnerschwer zu sein.
Das Schwert war nur für eine Hand bestimmt, für die
Björn Hellmarks. Man sagte, daß die einmalige Waffe, die
sonst niemand führen konnte, im magischen Feuer einer Esse
geschmiedet und durch eine Zauberin namens Daiyana überreicht
worden sei.
Jim stapfte durch den tiefen Sand und sah plötzlich etwas
Stumpfes, Braunes, von dem ein Zipfel hervorschaute.
Es sah aus wie ein abgeschnittener Damenstrumpf.
Jim fuhr zusammen, bückte sich und löste den Gegenstand
aus dem Sand.
Die Dämonenmaske!
Rani hatte sie zuletzt bei sich getragen.
Seltsam, daß auch er den Gegenstand, der ihnen alle Hilfe
gegen eventuelle dämonische Angriffe versprach, hier
zurückgelassen hatte.
»Nicht freiwillig«, murmelte Jim, der Guuf, im
Selbstgespräch vor sich hin. »Björn läßt
sein Schwert nicht zurück, Rani nicht die Maske… sie wurden
entführt… und mich – hat man vergessen, durch welchen
Umstand auch immer.«
Er stopfte die Dämonenmaske in die Hosentasche und
durchquerte schnell den Palast.
Die Fußspuren ließen sich im Sand
verfolgen.
Es waren viele. Wer alles beteiligt war, konnte er daraus nicht
entnehmen. Aber es war zu vermuten, daß alle anderen den
gleichen Weg gegangen waren, zusammen mit ihren Entführern. Denn
ein freiwilliges Entfernen aus der Stadt war wohl kaum mehr
anzunehmen.
Die Spuren führten durch das Hauptportal.
Trotz der herrschenden Dunkelheit bereitete es Jim keinerlei
Schwierigkeiten, die Spuren zu verfolgen. Wie eine lange Furche zogen
sie sich durch den Sand der Wüste.
Irgendwann mußten diese Spuren enden, und dann hoffte Jim,
auf die Freunde zu stoßen…
*
Sie vereinbarte mit einer Kollegin einen Tausch, und so kam es,
daß Susan Failman nach der Mittagspause nicht mehr an ihrer
Arbeitsstelle zurückkehrte.
Als sie nach Hause kam, hielt sich Bobby nicht in seinem Zimmer
auf.
Das erschreckte und befremdete sie.
Sie war es gewohnt, Bobby immer vorzufinden, wenn eine akute
Situation bestand.
Daß er nicht auffindbar war, bedeutete eine vollkommen neue
und befremdende Situation für sie.
Im Zimmer war alles unverändert.
Der Kreis aus den zusammengefügten Holzplättchen lag
noch auf dem Boden; innerhalb war das Wort
›X-A-N-T-I-L-O-N‹ gebildet.
Bobby hatte die Steine noch nicht weggeräumt, sich aber
offensichtlich auch nicht neu mit ihnen befaßt.
Susan Failman atmete tief durch und mußte sich gestehen,
daß sie verwirrt war und nicht in der Lage, die Dinge, die sich
seit gestern ereignet hatten, mit klarem Verstand zu erfassen und
logisch zu erklären.
»Bobby?« rief sie durchs Haus, da vernahm sie auch
weiter entferntes Geräusch, als würde jemand einen schweren
Gegenstand verrücken.
Unten im
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