Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes
mir,
daß Clarissa nach dem Unfall noch einige Sekunden bei Besinnung
war und darum bat, sie noch mal zu überfahren. Der Mann, der sie
mit Gewalt an seine Seite brachte und ihr seinen Lebensstil aufzwang,
hat sie so weit gebracht…« Der falsche Cooner, dazu
verurteilt, in der Gestalt seines Peinigers zu leben, ballte die
Fäuste. »George Wainling ist ein hervorragender Rechercheur
und besaß mein ganzes Vertrauen«, nahm ›Cooner‹
von dieser Seite den Faden wieder auf. »Sein Unfall ist mir kein
Rätsel. Mein Widersacher, der mit dem Teufel im Bund steht, hat
hier ganz gewiß seine Hände im Spiel gehabt. Ein Wink mit
dem Zaunpfahl! Wenn Wainling nach seiner hoffentlich baldigen
Genesung sich wieder hinter die Sache klemmt, muß er
wahrscheinlich damit rechnen, daß ein nächster Unfall kurz
bevorsteht und er in diesem Fall nicht mehr so glimpflich davonkommt.
Und Sie wollen in dieser Zeit George Wainlings Rolle übernehmen
und uns alle interviewen und begleiten?« wandte er sich mit
diesen Worten direkt an Alan Kennan.
»Zumindest habe ich das vor«, nickte der Gefragte.
»Mister Patrick hat mich in den bisherigen Stand der Dinge
eingeweiht. Ich glaube, daß wir die Angelegenheit der
Öffentlichkeit zugänglich machen werden, sobald wir einige
weitere notwendige Erkenntnisse gewonnen haben.«
»Und Sie haben keine Angst? Ich nehme an, Sie wissen auch,
auf welche Weise der falsche Myers seine Widersacher und
hartnäckigen Verfolger ausschaltet? Und keiner kann ihm etwas
nachweisen. Die Betroffenen sterben einfach – an
Herzversagen…«
»Ich werde es schon verstehen, mich in acht zu nehmen. Wissen
Sie, wo der Mann, der in Ihrem Körper sein Leben führt,
sich in diesem Moment aufhält?«
»Im Hospital«, lautete die Antwort. »Dorthin habe
ich ihn vor wenigen Minuten gehen sehen. Aber sicher nicht, um
Clarissa zu besuchen, sondern um den Mann unter seine Fittiche zu
nehmen, der sich allzu offensichtlich um das Wohl seiner schönen
Freundin sorgt… Ich habe das Gefühl, daß sich wieder
etwas zusammenbraut.«
»Dann sollten wir schnellstens etwas unternehmen, Mister
›Cooner‹.«
»Sie sprechen so, als hätten Sie den Schlüssel zu
meinem Schicksal in der Hand«, flüsterte der echte
Myers.
»Vielleicht«, entgegnete Alan.
Er warf bei dieser Bemerkung seinem Begleiter Richard Patrick
einen unmerklichen Blick zu, und der Verleger blinzelte ihm nicht
weniger unauffällig zu.
Sie verstanden sich beide.
Sie hatten etwas ausgeheckt.
Ob es funktionierte, würden die nächsten zehn Minuten
schon zeigen.
*
Im Garten des Hospitals, auf einer Bank hinter
Rhododendren-Büschen, saßen zwei Männer.
Der eine war groß, hager, der andere einen Kopf kleiner und
elegant gekleidet. Der Kleinere redete ununterbrochen auf den Hageren
ein.
»… sie ist tabu für Sie«, sagte der falsche
Ronald Myers mit scharfer Stimme und erhob sich. »Ich gebe Ihnen
eine letzte Chance. Verschwinden Sie von hier und lassen Sie sich nie
mehr blicken! Clarissa wird die Sache überstehen und zu mir
zurückkehren. Alles, was Sie glaubten, in jenen Sekunden nach
dem Unfall gehört zu haben, war nichts als Einbildung. Sie haben
sich verhört. Clarissa wird aufwachen und ihr Leben an meiner
Seite fortsetzen.«
»Das möchte ich aus ihrem eigenen Mund hören.«
Der baumlange Amerikaner ließ sich nicht irritieren.
»Es ist nicht gut, mein Feind zu sein«, zischte
›Myers‹. Er streckte seine rechte Hand nach vorn. »Und
nun sehen Sie mal genau her«, forderte er den Mann auf der Bank
auf. »Achten Sie auf meinen Daumen und Zeigefinger. Ich werde
sie immer näher zusammenbringen. In dem Moment, wo sie sich
berühren, wird Ihr Herz stehenbleiben…«
»Ich lach’ mich tot!«
»Das Lachen wird Ihnen schnell vergehen. Merken Sie, wie Ihr
Herz pocht? Spüren Sie den Druck auf ihrem Brustbein? Ich habe
beide Finger erst wenig einander genähert, die Luft wird Ihnen
knapp, nicht wahr?«
Der Mann auf der Bank öffnete den Mund. Ein leises
Stöhnen kam über seine bleicher werdenden Lippen. Der kalte
Schweiß brach ihm aus.
»Was… machen Sie… mit… mir?« gurgelte er
kaum hörbar.
Er preßte die Hand auf die Brust und beugte ich leicht nach
vorn.
Daumen und Zeigefinger des ihm gegenüber Stehenden waren nur
noch einen Millimeter voneinander entfernt.
Myers lachte leise. »An mir ist es, zu lachen. Vor wenigen
Sekunden wollten Sie sich noch totlachen, nicht wahr? Nun werden Sie
unter Schmerzen sterben! Ich könnte es
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