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Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Titel: Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Körper in diesem Moment, mitten im Raum
stehen müssen.
    Aber da war nichts Körperliches.
    Nur etwas Flaches, Körperloses.
    Ein Schatten, der die Gestalt eines Menschen hatte, ein Schatten,
der über Wände, Stühle, Schränke kroch, für
den es kein Hindernis zu geben schien.
    Der – Schattenmann war da…
     
    *
     
    Francis Home war der erste, der ihn zu sehen bekam. Home wankte am
Straßenrand entlang, er war auf dem Nachhauseweg. Der Mann
hatte Schlagseite. Wie immer. Eine meterlange Alkoholfahne wehte ihm
voraus. Trunkenheit war sein Dauerzustand.
    Die Kneipe an der Ecke war für Home der Stammplatz, an dem er
sich morgens nach dem Offnen schon einfand und zur
Begrüßung von Johnny einen Doppelten spendiert bekam. Den
Rest dann, den er tagsüber mit Unterbrechungen konsumierte,
zahlte er aus eigener Tasche. Bei Johnny aß er zwischendurch
einen Hamburger oder Hot Dog, dann trank er wieder sein Bier.
    Von etwas, so Francis Homes Lebenseinstellung, mußte der
Mensch schließlich leben. Und Bier war flüssige
Nahrung…
    Der Mann mit dem grauen Stoppelbart und dem ungepflegten
Äußern streifte an den Häuserwänden entlang,
legte aber zwischendurch immer wieder kleine Pausen ein.
    Francis Home brabbelte vor sich hin, wischte sich mit dem
Handrücken den Geifer von den Lippen und fummelte dann in der
Innentasche seines Jacketts, um sich aus der zerdrückten
Schachtel eine Zigarette zu fingern, die er umständlich zwischen
die Lippen schob.
    Dann suchte er in seinen verschiedenen Taschen nach
Streichhölzern.
    »Damned«, knurrte er, als er endlich eine leere
Schachtel gefunden hatte, »auch das… noch… dann
muß ich zurück… zu Johnny…«
    Da erblickte er den Schatten am gegenüberliegenden, etwas
zurückversetzten Haus mit dem Vorgarten.
    »Heh!« winkte Home. »Haben Sie Feuer?«
    Er drehte sich, um auf seine mißliche Lage aufmerksam zu
machen.
    Der Schatten bewegte sich von der Haustür weg, an den
Gitterstäben des niedrigen Zauns entlang, der das Anwesen
umgab.
    »Ich werd’ verrückt«, murmelte Francis Home im
Selbstgespräch vor sich hin. »Die Kelling… das alte
Mädchen… entläßt heimlichen Besuch.« Er
kicherte. »Dabei heißt es doch, daß… sie keinen
Menschen… in ihre Burg hineinläßt… die
Unauffälligen, die immer so tun als ob…, die haben’s
meistens faustdick hinter den Ohren… heh, Mister!« rief
Home lautstark über die Straße. »Feuer!«
    Der Schatten reagierte nicht und wanderte weiter.
    Da fiel selbst dem Trunkenbold auf, daß es mit dem Schatten
etwas Besonderes auf sich hatte.
    Er lag nicht quer über der Hauswand, nicht auf dem Zaun und
auch nicht auf der Straße.
    Er – stand senkrecht!
    Dann war es kein Schatten. Dann lief dort drüben einer, der
ganz in Schwarz gekleidet war.
    »Vielleicht… ist er in Trauer«, zuckte Francis Home
die Achseln, nahm unsicher die Zigarette aus dem Mund und verzog
enttäuscht das Gesicht.
    Sein Blick klebte noch immer auf der flachen, dunklen Gestalt, die
jetzt vom Gehweg herunterkam und auf ihn zusteuerte.
    »Na also«, wurde Homes Miene freundlicher. »Ich
hab’ ja gewußt, daß Sie… Feuer bei sich
haben… Sie kriegen auch ’ne Zigarette gratis von
mir.«
    Trotz des reichlich genossenen Alkohols, der sein Gehirn
umnebelte, fiel ihm auf, daß mit der Gestalt etwas nicht
stimmte.
    Sie bewegte sich gleitend, und – ihr fehlte die Tiefe, die
dritte Dimension! Sie war’ nichts weiter als eine dunkle
Fläche, die aber die Form eines Menschen hatte.
    Francis Home schüttelte sich, und eine kalte Hand schien
über seinen Rücken zu tasten.
    Sah er schon Dinge, die es nicht gab?
    Bei anderen begann es mit weißen Mäusen oder
Elefanten… bei ihm fingen schon die Schatten an, ein
eigenständiges Leben zu führen.
    Home schluckte trocken und starrte auf die Gestalt, die nur noch
wenige Schritte von ihm entfernt war.
    Sie war gut einen Kopf kleiner als er und bewegte sich
fließend in einem ganz eigenartigen; ungewohnten und
unnachahmlichen Rhythmus.
    Die Figur war kantig. Home hatte das Gefühl, als käme
ein überdimensionaler Scherenschnitt auf ihn zu.
    Die Augen des Schattenmannes übten eine eigenartige
Faszination auf ihn aus.
    Francis Home lehnte mit dem Rücken zur rauhen Hauswand, stand
da mit offenem Mund und vergaß zu atmen.
    Die Augen im schwarzen Schattenkopf glühten feuerrot, waren
schräg angesetzt, und die schwarzen Pupillen bewegten sich darin
wie kleine Kugeln mit eigenständigem Leben.
    Dann sah Francis Home

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