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Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Titel: Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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zu keinem
logischen Gedanken mehr fähig war.
    Sie sah den eisernen Schürhaken vor sich auf dem Boden
liegen, bückte sich danach und ergriff ihn.
    Aus den Augenwinkeln nahm sie inzwischen weiterhin die
fließende Bewegung hinter dem Fenster wahr.
    Der Schatten bedeckte nun mehr als die Hälfte des
Fensters.
    Wer immer diesen Schatten verursachte, versuchte irgendwie ins
Haus zu kommen.
    Aber dann stimmte ihre Überlegung nicht mehr!
    Wenn dieser Fremde nach einer Möglichkeit suchte, war er
logischerweise noch nicht im Haus gewesen, und Toms furchtbares
Schicksal hatte nichts mit seinem Auftauchen zu tun.
    Mary-Anne Kelling wußte nicht mehr, was sie von der ganzen
Sache halten sollte.
    Alles paßte nicht zusammen.
    Sie richtete sich langsam wieder auf.
    Der Schatten jenseits des Fensters glitt weiter in die Tiefe.
    Er hing jetzt am unteren Rand. Plötzlich geschah etwas, das
eigentlich nicht sein durfte.
    Mary-Anne Kelling sah es im vollen Licht der Deckenlampe, und sie
begann an ihrem Verstand zu zweifeln.
    Der Schatten war wie eine flache, dünnflüssige Masse,
die unter dem Fenster durch die Ritze zu sickern begann…
    Ein Schatten konnte nicht durch Ritzen kommen!
    Das war eine Flüssigkeit, die sich auf dem schmalen,
ausgewaschenen und rissigen Fensterbrett ausdehnte!
    Aber das Ganze hatte eine Form, geschah nicht gestaltlos und
zerfloß nicht, wie man es von einer Flüssigkeit
erwartete.
    Was da durch eine Undichte des Fensters kam, suchte sich selbst
seinen Weg, war schwarz und flach…
    Nichts tropfte zu Boden.
    Das Schwarze, Flache – schob sich über den schmalen Rand
und tastete sich weiter nach vorn.
    Das Grauen schnürte Mary-Anne Kelling die Kehle zu, .
    Deutlich erkannte sie fünf Finger, die über die innere
Fensterbank ragten, dann die schmale Kante überwanden – und
danach frei in die Luft griffen!
    Ein Stöhnen entrann den Lippen der Beobachterin.
    Die Rechte, die den Schürhaken hielt, kam langsam in die
Höhe.
    Mary-Anne Kelling zielte und schlug zu.
    Es krachte dumpf, als der schwarze, eiserne Gegenstand auf die
Fensterbank knallte.
    Sie hatte genau getroffen.
    Sie hatte die schwarze Hand erwischt, und im Holz zeigte sich eine
tiefe Kerbe, stachen einige Splitter in die Höhe und ragten aus
der schwarzen Hand.
    Die bewegte sich augenblicklich, spreizte die Finger und packte
blitzartig zu!
    Mary-Anne Kelling schrie auf.
    Mit einer kraftvollen, ruckartigen Bewegung wurde ihr der
Schürhaken aus der Hand gerissen.
    Das spitze Unterteil krachte gegen die Innenseite des
Fensters.
    Es gab ein Geräusch, das sich anhörte, als hätte
jemand einen Schuß abgefeuert.
    Das Fenster zersprang, die Scherben flogen hinaus in die
Regenrinne, spritzten darüber hinweg und landeten unten auf der
Hinterseite des Hauses ebenso wie im Innern des kleinen,
vollgestellten Zimmers.
    Mary-Anne Kellings Schrei hallte durch das nächtliche
Haus.
    Abwehrend und von Panik erfüllt streckte die Frau noch beide
Hände aus und sah den Schlag auf sich zukommen.
    Die Schattenhand holte aus und wurde immer länger, dann
krachte das stumpfe Ende des eisernen Hakens gegen die Stirn der
Schreienden.
    Die Getroffene erhob sich noch, wankte zwei Schritte nach vorn und
sah den größer werdenden Schatten über ihren eigenen
hinauswachsen.
    Die Hand war neben ihr, und mechanisch krallte Mary-Anne Kelling
sich in den Arm.
    Sie griff ins Leere. Die zweidimensionale Dunkelzone ließ
sich nicht anfassen und glitt über ihre Hand hinweg.
    Es war Mary-Anne Kellings letzte automatische Lebensreaktion.
    Sie brach bereits zusammen, ehe der eiserne Schürhaken ein
zweites Mal auf sie herabsauste und ihr Leben endgültig
auslöschte.
    Reglos und in verkrümmter Haltung lag die Frau zwischen den
alten, verstaubten Möbeln auf dem schmutzigen Teppich. Um ihren
Kopf bildete sich eine Blutlache.
    Die Schattenhand – lang wie eine dicke Schlange, die quer in
der Luft über ihr stand – schwebte über ihr und
ließ den Schürhaken los.
    Dumpf polterte er neben die Tote.
    Die dunkle, zweidimensionale Gestalt glitt weiter durch den Ritz
unterhalb des Fensters. Ein Teil des Schattens spaltete sich ab,
benutzte das Loch in der zertrümmerten Scheibe als Eingang und
verschmolz im Innern des Raums wieder mit’ dem anderen Teil des
Schattens.
    Deutlich zeichnete sich eine zweidimensionale Silhouette ab, aber
es war unerkennbar, wo sich der Körper befand, der diesen
Schatten warf. Nach den bestehenden physikalischen Gesetzen dieser
Welt hätte dieser

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