Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt
Teufelsanbetung für Leib
und Leben mit sich brachten, aufgezeigt.
Gemeinsame Erlebnisse und vor allem gemeinsame Absichten hatten
die beiden Männer einander nähergebracht. Sie hatten der
unheimlichen Dämonengöttin Rha-Ta-N’my den Kampf
angesagt, jeder auf seine Weise und mit seinen Mitteln.
Richard Patrick war schon fast so etwas wie ein
»Marlos-Bewohner«. Er war einer der wenigen, die dort aus-
und eingingen und sich von der Insel an jeden Punkt der Welt
versetzen konnten. Patrick hatte, um diese Gabe zu erlangen, sich
extra eine Zeitlang dort aufgehalten.
»Wenn du hier auftauchst, Rich«, fuhr Björn fort,
»dann gibt’s bestimmt einen besonderen Grund
dafür.«
Der Angesprochene lachte leise. »Du kannst es dir
wahrscheinlich schon denken: Der Grund warst du.«
»Aber woher wußtest du, daß…«
Björn brauchte nicht zu Ende zu sprechen.
»Es gibt Dinge, die verbreiten sich wie ein Lauffeuer, wie du
selbst weißt. Vor allem dann, wenn sie so auffällig sind,
daß sie den Rahmen des Gewohnten sprengen. Ich hielt mich noch
in meinem Büro auf.«
Das war keine Seltenheit. Patrick telefonierte oft rund um die
Welt, und zwar bis tief in die Nacht hinein, schrieb Artikel um und
nahm neue auf. Er war nicht nur Verleger, sondern für
»Amazing Tales« auch der Chefredakteur.
»… als das Telefon klingelte. Ein Informant teilte mir
mit, was er in der 138. gerade beobachte. Er stand in einer
Telefonzelle, und seine Stimme überschlug sich fast, als er von
einem blonden Mann sprach, der angeblich mitten in der Luft vor einem
Bürohochhaus schwebe und ein lebensmüdes Mädchen
rette… Ich fuhr sofort los. Die Beschreibung paßte, und
wenn unweit meines Büros so etwas Außergewöhnliches
passiert, wollte ich mir das Schauspiel natürlich nicht entgehen
lassen. War es nur ein Zufall, der meinen Freund Hellmark nach New
York verschlug – oder steckt da mehr dahinter? Dies war die
erste Frage, die sich mir aufdrängte.«
Björn nickte. »Im ersten Moment sieht es
tatsächlich aus wie ein Zufall, Rich…« Er berichtete
kurz von dem fröhlichen Abend, von dem Bummel, den in erster
Linie Danielle und Carminia hatten unternehmen wollen, und was daraus
geworden war.
Richard Patrick blickte ihn verwirrt an. Er wußte aus
Erfahrung, daß solche Angriffe gerade auf die Freunde dieses
Mannes von einer ganz bestimmten Seite herrührten: Aus dem Reich
der Finsternis, der Welt der Geister und Dämonen, die Björn
Hellmark und alle, die ihn unterstützten, auf ihren
Abschußlisten stehen hatten.
»Und du hast bisher keine Erklärung für ihr
Verschwinden, Björn?« fragte Patrick tonlos.
»Keine, Rich. Es sei denn, daß das, was hier mit dem
Mädchen geschehen ist – so nahe am Broadway – etwas
mit dem anderen zu tun hat. Verirrte, überschüssige
Kräfte. Auch das Mädchen wußte nicht, wieso sie in
diese Lage geriet.«
»Sie war – keine Selbstmörderin?«
»Sie hatte erst die Absicht, überlegte es sich dann aber
anders, Rich. Als sie gehen wollte, wurde sie gezwungen.«
Er erzählte, was er von Cindy gehört hatte.
»Ich glaube, daß sie ihre Situation und Stimmung sehr
genau beschrieben hat«, fuhr Björn fort. »Die
Aktivitäten entwickelte ein Schatten. Er war keine Einbildung.
Ich habe ihn auch gesehen. Der Schatten hat das Mädchen
angegriffen… heh, Rich, was ist los mit dir? Warum siehst du
mich so merkwürdig an?«
»Der Schatten, Björn…du sagst da etwas, das mich
nachdenklich stimmt. Ich habe heute schon mal eine so komische
Geschichte auf den Tisch bekommen. Da ging’s auch um einen
Schatten. Ich wollte einen meiner Reporter darauf ansetzen.«
»Wann war das und worum ging es da? Geriet auch eine Person
in Lebensgefahr?«
»Wenn du es so fragst, muß ich es mit ›ja‹
beantworten. Es war in der Hafengegend unten, in einem griechischen
Spezialitäten-Restaurant mit Namen ›Akropolis‹. Da
soll sich am frühen Abend etwas Seltsames ereignet haben. Der
Polizeibericht liegt mir vor, ich kenne den Inhalt, aber die
Verantwortlichen sind überzeugt, daß es sich um
Übertreibung oder einen Irrtum handelt.«
»Wie meistens in diesen Fällen, Rich. Was ist
passiert?«
»Ein Gast hat plötzlich durchgedreht. Er deutete in
einer beschwörenden Geste auf die Bedienung, die daraufhin ihr
Tablett fallen ließ und verzweifelt gegen einen Schatten
kämpfte, der sich nach übereinstimmenden Aussagen mehrerer
Zeugen auf das Mädchen stürzte, um sie zu würgen…
Angeblich sollen nur die Umrisse
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