Macabros 121: Höllenmarionetten
erbitterter
Lautlosigkeit abspielte, nicht mit, oder seine beiden anderen Helfer
waren noch zu weit von der Bude entfernt, so daß ihnen die neue
Lage noch nicht bekannt war.
Hanton jedenfalls kam es so vor, als kämpfe er schon seit
einer Ewigkeit gegen den unheimlichen Gegner, den er nicht
abschütteln konnte.
Dabei waren seit seinem Zusammenstoß mit der
lebendiggewordenen Wachspuppe noch keine drei Minuten vergangen.
Da gelang es ihm, seine Finger unter die großen,
kräftigen Hände zu schieben, die ihn würgten.
Trotz seiner Benommenheit wußte Hanton noch, was er
machte.
Ruckartig schnellte er herum und stolperte gegen eine
Zwischenwand.
Er trat auf den am Boden liegenden Dolch und erfaßte die
Situation: Ihn nehmen und sich damit zur Wehr setzen!
Doch sein unheimlicher Widersacher war schneller.
Hanton erhielt einen Stoß in die Rippen, der ihn zur Seite
warf. Geistesgegenwärtig suchte er Halt an einer Wachsfigur, die
im Weg stand.
Er taumelte dagegen wie ein Betrunkener und stürzte mitsamt
der Puppe um. Es gab einen dumpfen Schlag, als er auf dem staubigen
Dielenboden landete.
Im Licht der Taschenlampe, die während des gespenstischen
Kampfes zu Boden gefallen und auf die Seite gerollt war, stieg der
dichte, graue Staub auf.
Aus den Augenwinkeln registrierte Hanton noch eine blitzschnelle
Bewegung.
Eine weiße Hand zuckte nach vorn, griff den Dolch und stach
zu.
Der nächtliche Eindringling wurde zweimal getroffen.
Hanton wußte nicht mehr, wie er auf die Beine kam.
Er taumelte aus der Öffnung. Das Blut, das er auf die Wunde
preßte, sickerte zwischen seinen Fingern durch.
Vor ihm lag die dunkle, enge Budenstraße.
Er taumelte hinaus, als in dem Wohnwagen neben der Bude Licht
aufflammte. Die beiden kleinen Fenster erschienen als beleuchtete
Quadrate vor ihm auf dem Boden. In sie wankte er hinein.
Seine beiden Kumpane, noch rund zehn Schritte von ihm entfernt,
erkannten, daß etwas Unvorhergesehenes passiert war.
Als sie den Verletzten aus dem Kabinett taumeln sahen, kamen sie
ihm nicht etwa zu Hilfe, sondern machten auf dem Absatz kehrt und
rannten, als würden sie von Furien gehetzt.
»Bleibt!« gurgelte Hanton mit schwacher Stimme.
»Laßt mich… nicht allein… zurück…
verdammt… er bringt mich… um.«
Er ging in die Knie und stürzte nach vorn, aber schlug nicht
auf.
Zwei kräftige Hände fingen ihn auf, und wie aus dem
Boden gewachsen stand plötzlich ein Mann vor ihm. Groß,
blond, ein sympathischer Abenteurertyp…
Da war noch ein zweiter Mann. Er hatte eine Glatze und sah aus wie
ein Inder.
Björn Hellmark und sein treuer Freund Rani Mahay waren aus
Marlos angekommen.
»Vorsicht«, keuchte Roger Hanton und merkte, wie ihm die
Stimme versagte. »In der Bude… einer davon ist
verkleidet… der Marquis… er hat den Dolch, mit dem
er…«
Ein Hustenanfall unterbrach seine Ausführungen.
Hellmark sah sich die Wunden näher an.
Es waren zwei Fleischwunden. Zum Glück war der Dolch nicht
tief in den Körper eingedrungen und hatte lebenswichtige Organe
verletzt.
Vom Wohnwagen her flammte eine Taschenlampe auf, und ein Mann
näherte sich mit eiligen Schritten.
»Was ist denn hier los, zum Teufel noch mal?« fragte er
ungehalten. »Was macht ihr denn da?«
Das war Horst Halbach, der Besitzer des Kabinetts.
Außer einer Taschenlampe trug er einen faustdicken
Knüppel in der Hand.
Hellmark hob den Einbrecher vom Boden empor.
»Haben Sie Verbandszeug?« fragte er schnell.
»Dieser Mann ist verletzt, wir müssen die Blutung stillen.
Kann ich ihn in Ihrem Wagen behandeln?«
Der mittelgroße Mann mit dem flachen Haar und den schmalen
Augenbrauen zögerte einen Moment.
Offenbar glaubte er im ersten Augenblick an ein
Täuschungsmanöver und war mißtrauisch – aber
dann sah er das Blut und erkannte, daß es echt war.
»Was ist denn passiert, um Himmels willen?« Er blickte
sich irritiert um, starrte auf die Hände des blonden Mannes und
des zwei Meter großen Inders. »Sie habe ich heute doch
schon mal gesehen?« erinnerte er sich an Rani Mahay. »Waren
Sie nicht am Abend zweimal im Kabinett und haben auf eine junge Frau
gewartet?«
Der Koloß von Bhutan nickte.
»Das Kabinett… Vorsicht!« stieß Hanton da
hervor. »Der Mörder ist noch da…«
»Sie sind verrückt, Mann!« reagierte der Deutsche
Horst Halbach ungehalten, während Mahay sich in diesem Moment
schon der Öffnung näherte und einen ersten Blick in den
darunterliegenden Raum warf.
»Ich weiß, was ich
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